Zu Besuch bei der Maginot-Linie: Das Artilleriewerk Schoenenbourg

Der Mannschaftseingang, heute: Eingang für Touristen (Foto: WAG)

Die Maginot-Linie: ein Name, der in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs immer wieder auftaucht und ein Symbol für die französische Verteidigungsstrategie dieser Zeit darstellt. Doch was genau war die Maginot-Linie, und was ist das „Ouvrage de Schoenenbourg“? Klartext war im Spätsommer vor Ort und zeigt einen Einblick in das einst größte Bollwerk im Elsass.

Die Maginot-Linie: Eine Verteidigungslinie wie keine andere

Die Maginot-Linie wurde in den 1930er Jahren in Frankreich erbaut und erstreckte sich über eine Länge von mehr als 700 Kilometern entlang der französisch-deutschen Grenze. Benannt nach dem französischen Verteidigungsminister André Maginot, war sie als Abwehrsystem gegen mögliche deutsche Angriffe konzipiert. Die Linie bestand aus einer Reihe von Bunkern, Forts und Artilleriewerken, die miteinander verbunden waren und mit einer Vielzahl von Waffen ausgestattet waren, um eine Invasion zu verhindern.

Als Reaktion auf Verdun: Charakteristische Merkmale

 

kilometerlange Gänge (Foto: WAG)

Die Maginot-Linie wurde auch mithilfe aus den Erfahrungen von Verdun im  Ersten Weltkrieg gebaut, um ähnliche Situation in einem folgenden Krieg zu verhindern; typische Merkmale sind:

  • getrennte Eingangswerke in großer Entfernung von den Kampfblöcken
  • größte Ausdehnung der unterirdischen Einrichtungen aus Sicherheitsgründen
  • höchste Sorgfalt hinsichtlich einer zeitweisen Autarkie (Energieversorgung, Wasserreserven, Nahrungsvorräte, Munitionsreserven, Belüftung, Kontakt zur Außenwelt)
  • Priorität für Waffen in dreh- und ausfahrbaren Geschütztürmen wegen ihrer Unzerstörbarkeit und der Möglichkeit, in alle Richtungen feuern zu können

Das Artilleriewerk Schoenenbourg

Eines der beeindruckendsten Elemente der Maginot-Linie ist das „Ouvrage de Schoenenbourg“ oder das „Artilleriewerk Schoenenbourg“. Dieses Artilleriewerk befindet sich im Elsass, nahe der Stadt Haguenau, und war eines der größten und am besten verteidigten Werke entlang der Maginot-Linie. Es wurde zwischen 1930 und 1935 gebaut und gilt als ein gutes Beispiel für die Ingenieurskunst seiner Zeit. Damals galt dieses Festungssystem als sicher, denn es gab zur damaligen Zeit keine Waffen, weder Artillerie, Kampfgase noch Bomben, die eine solche Festung hätten bezwingen können.

Technische Details des Artilleriewerks

Schoenenbourg verfügte über eine beeindruckende Artilleriebewaffnung, darunter zwei 135-mm-Geschütze, ein 75-mm-Geschütz und ein 81-mm-Mörser. Diese schweren Geschütze waren darauf ausgerichtet, jeden potenziellen Angreifer abzuschrecken und effektiv aufzuhalten. Die Geschütztürme waren drehbar und konnten in verschiedene Richtungen feuern, was die Verteidigungsfähigkeiten des Werks weiter erhöhte. Das Artilleriewerk Schoenenbourg erstreckt sich über fünf Stockwerke unter der Erde und umfasst eine Fläche von mehreren Hektar. Die Bunkeranlage konnte rund 1.200 Soldaten für längere Zeiträume beherbergen und verfügte über eine autarke Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und Energie. Um autark agieren zu können wurden alle notwendigen Versorgungseinrichtungen gebaut, wie eine unterirdische Kaserne, Küche, Vorratslager, Kraftwerk usw.

Restauration durch die „L’Association des Amis de la Ligne Maginot d’Alsace (AALMA)“

Die bewegte Geschichte des Artilleriewerks Schoenenbourg endet nicht mit dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg wurde die Festung von der französischen Armee aufgegeben und verfiel langsam. Die Natur begann, ihre Oberfläche zurückzuerobern, und die Anlagen verfielen zusehends. Doch dank des Engagements und der Leidenschaft der „L’Association des Amis de la Ligne Maginot d’Alsace (AALMA)“ wurde die Festung gerettet und restauriert.

Die AALMA ist eine Vereinigung von Enthusiasten, Historikern und Freiwilligen, die sich dem Erhalt und der Pflege der Maginot-Linie im Elsass verschrieben haben. Ihr Ziel ist es, die Erinnerung an diese wichtige Periode der Geschichte zu bewahren und die Festungen der Linie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Restaurierung des Artilleriewerks Schoenenbourg war eines ihrer bedeutendsten Projekte. Heute ist das Artilleriewerk Schoenenbourg dank der Bemühungen der AALMA in einem erstaunlichen Zustand und ein „Must-Visit“ für jeden Geschichtsliebhaber sowie für Touristen, welche sich mit Frankreichs Kriegsgeschichte vertraut machen wollen.

Heute: Ein Denkmal der Geschichte

Das Artilleriewerk Schoenenbourg ist heute ein Museum. Es ist aber auch ein Ort des Gedenkens und der Erinnerung an eine Zeit, die die Welt für immer verändert hat.

Weitere Informationen zum Artilleriewerk Schoenenbourg und über die „AALMA“ befinden sich auf der offiziellen Website.

Ruben Wagner (11. Jgs.)

Ein Gedenkstein vor dem Artilleriewerk (Foto: WAG)

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