Eklat bei den SV-Wahlen 2016/2017 am KKG

Die Diskutanten

Die Diskutanten (v.l.n.r.): Lukas und Jan (neue SV)

Am Dienstag, den 20.09.2016, fand turnusgemäß die SV-Wahl samt Wahl der Vertrauenslehrer statt. Eigentlich ein Routinetermin, hätte es nicht in der fünften Stunde, als die 10er sowie die Oberstufe in der Turnhalle informiert wurden, einen Zwischenfall gegeben. Ein Schüler aus der 12. Jahrgangsstufe nannte die Wahlen undemokratisch und das Wahlprogramm „scheiße“. Wir haben den Schüler sowie einen Mitglied der neuen SV zum Gespräch gebeten und wollten wissen: Ist die geäußerte Kritik richtig oder vollkommen unbegründet?

Redaktion: Lukas, könntest du deine Kritik an den SV Wahlen erläutern?

Lukas: Meiner Meinung nach sind die SV Wahlen sehr undemokratisch abgelaufen. Es gab keinen alternativen Wahlvorschlag und wir wurden nicht mal gefragt, ob wir ja oder nein zur SV sagen wollen. Ich denke, da muss sich etwas ändern! Das  entspricht nicht meinem Demokratieverständnis. Mit meinen Äußerungen bei der SV-Vorstellung wollte ich wachrütteln. Wenn wir immer nur alles absegnen, was geplant wird, ist das nicht gut. Auf Dauer muss sich etwas ändern und ich denke einfach, das vielleicht mein Auftritt es geschafft hat, die Leute daran zu erinnern. Eigentlich sollte es darum gehen, dass wir eine Vertretung wählen, die uns vertritt.

Redaktion: Hast du dich selbst zur Wahl gestellt?

Lukas: Ja, ich hatte sogar eine Idee, aber die  Schulleitung hat das nicht zugelassen, weilwir zu spät gewesen wären. Natürlich wären wir mit vier Personen nicht so viele gewesen, das gebe ich zu, aber es geht ja auch darum, dass eine Alternative ansteht. Eine Möglichkeit ist sehr undemokratisch. Wir waren etwas spät –das stimmt, aber ich fand das wurde nicht so richtig angekündigt, wann man sich hätte anmelden können. Wenn das alles ein bisschen transparenter verlaufen würde, dann hätte ich mich sicherlich schon sehr viel früher angemeldet.

Redaktion: Du hast gesagt, dass die SV „der  verlängerte Arm der Lehrerschaft“ wäre. Kannst du bitte erklären, was etwa der Nikolausverkauf mit den Lehrern zu tun hat?

Lukas: Ja, also ich finde das sind alles so kleine Sachen, wo man dann denkt: „Ah, die mache ja doch was für uns“, aber seien wie mal ehrlich: Mir hat der Nikolausverkauf bisher nicht geholfen und ich denke, das geht noch vielen anderen so. Ich glaube nicht, dass man unser Schulleben damit verbessert hat, und die Sachen, die evtl. wirklich unser Schulleben verbessern würden, etwa eine Diskussion  über das Handyverbot, das wird von der SV nicht mal angestoßen. Das ist nicht meine Vorstellung von einer Vertretung, die sich für die Schüler einsetzt.

Redaktion: Was verstehst Du unter mehr Einsatz für die Schüler?

Lukas: Aufweichung des Handyverbots, Anpassung der Wassergebühr, Diskussion bezüglich der Kiosk-Preise , WLAN für die Bibliothek; all das wären mal lohnenswerte Themen. Es gibt ganz viele Dinge, die angestoßen werden müssten!

Jan: Du willst also vorschlagen, dass sich unsere SV  in 2 Gruppen aufteilen soll und so tut als, wären es 2 SVs, nur dass du eine davon wählen kannst und die dann das gleiche macht wie die andere?

Lukas: Es wäre jedenfalls demokratischer-ja.

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Von einigen Oberstufenschülern mit DDR-Wahlen gleichgesetzt: Die aktuelle SV-Wahl (Bild: hdg.de)

Jan: Laut Schulgesetz muss es eine SV geben. Es geht nicht anders. Ich will eigentlich nicht darüber diskutieren, weil ihr euch zu spät gemeldet habt. Ich habe nichts dagegen, wenn du oder  irgendwer anderes eine SV aufstellt. Es steht jedem Schüler hier an der Schule frei, eine SV  aufzustellen! Wenn ihr es das aber leider zu spät macht, dann kann man euch nicht helfen.

Lukas: Jan, ich sage dir, warum ich mich aufstellen lassen wollte. Ich wollte mich nicht  aufstellen, weil ich unbedingt diesen Posten haben will. Ich wollte mich aufstellen, damit wir seit Jahren mal wieder eine richtige Wahl haben und nicht diesen Einheitsbrei,den wir schon seit Ewigkeiten  hier haben. Das ist doch eigentlich der Grund. Ich muss nicht unbedingt den Posten haben. Mir ist das nicht so wichtig. Ich möchte nur, dass sich hier etwas ändert. Dass es nicht immer die gleichen Leute sind. Das ist doch eigentlich, dass was hier an der Schule falsch läuft.

Jan: Der Grund, warum es nur eine SV zur Wahl gibt, ist der,  weil sich oft keine andere SV-Gruppen meldet.

Redaktion: Lukas, du hast ja gesagt, dass du mit deinem Auftritt wach rütteln wolltest. Allerdings sind auch ein paar Worte gefallen, die seitens der SV persönlich  genommen wurden.

Lukas: Ich habe gesagt, das Wahlprogramm der SV ist schlecht! Ich finde, das lässt sich begründen,  weil das die Sachen sind, die sie jedes Jahr bringen. Es ist nichts dabei, dass irgendwie neu oder kreativ ist. Das sind alles Sachen, die einen im Schulalltag nichts bringen. Das ist alles so: „Wir machen dann mal ein Turnier oder einen Verkauf“ –schön.  Ich finde, das muss sich ändern. Wenn immer nur dieser Müll kommt, der an jeder Schule ist, muss ich ganz ehrlich sagen, dann ist das für mich keine SV, sondern ein Festkomitee. Das brauchen wir vielleicht auch, aber nicht nur! Dann können wir uns die SV auch sparen.

Jan: Ich weiß, dass viele der Meinung sind, dass die SV zu wenig tut, aber aus eigener Erfahrung weiß ich auch, wie viel die SV eigentlich macht, was niemand im Alltag mitbekommt! Allerdings muss die  SV  vieles auch mit den Lehrern und der Schulleitung abklären. Dann wird es nun mal mit dem Durchsetzen einer Skifreizeit oder einer Themenwoche schwierig

Lukas: Von der SV würde ich mir wünschen, offensiver  Dinge zu verfolgen, auch unbequeme. Dann muss ganz klar kommen: Das sind unsere Forderungen. Das heißt nicht, dass man sie dann durchbekommt, das ist mir schon klar, aber zumindest muss man so viel dafür kämpfen wie nur möglich. Notfalls startet man  eine Aktion an der Schule. Dann sorgt man dafür, dass man Unterschriften sammelt. Dann macht man vielleicht mal eine kleine Demonstration. Man muss mal was machen.  Wenn ihr es ihnen so einfach macht dann haben wir nichts zu lachen. Ganz klar.

Redaktion: Von einigen wird auch das Fehlen von Mittelstufenschülern in der SV kritisiert.

Lukas: Das ist absolut schlecht. Ich war schon auf vielen Schulen und ich erinnre mich nicht daran, dass es auf irgendeiner anderen Schule so war. Und es ist so: Hier dürfen nur Schüler aus der Oberstufe  der SV beitreten. Das finde ich nicht in Ordnung. Einerseits ist es gut, dass auch ein paar Größere dabei sind, weil ich glaube, dass es schwierig ist, sowas zu organisieren. Wenn ich das machen könnte, dann würde ich sofort  schauen, dass man auch welche aus der Unterstufe und der Mittelstufe hier drin hat. Für die  wird sich meines Erachtens sowieso viel zu wenig eingesetzt von der SV.

Jan: Es stimmt;  die Unter- und Mittelstufler sind nicht in der SV vertreten, aber es nicht so, dass die SV die Meinung anderer Schüler nicht zu Worte kommen ließe. Bei jeder Wahl fragen wir nach Meinungen!  Wir haben den SV-Briefkasten und man kann uns jederzeit ansprechen, entweder direkt  oder über Lehrer. Es gibt  durchaus Möglichkeiten, dass Schüler ihre Ideen in die SV einbringen können. Das passiert aber viel zu selten.  Außerdem: Als SV Mitglied geht man zu allen möglichen Konferenzen. Und wenn ich euch jetzt sagen würde: „Am Donnerstag geht ihr zu Umweltkonferenz.“, dann würdet ihr sagen: „Wie? Was? Von wann?“ Und auch wie man sich an Lehrer wendet. Wie man Käthe on the Rock organisiert.  Oberstufenschüler sind da einfach routinierter.

Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen der neuen SV viel Erfolg!

Das sagen Herr Whittaker und Frau Nickol zur SV-Wahl:

Die Organisation der SV Wahl wird durch Verbindungslehrer und alte SV  mit Unterstützung durch die Schulleitung bewerkstelligt. Dabei treten auch immer wieder Probleme auf. Eines dieser Probleme sei dieses Jahr gewesen, dass sich nur eine große Gruppe aus SchülerInnen zusammengesetzt hätte. Zwar hätte die Möglichkeit bestanden, sich „künstlich“ aufzuteilen, indem vier Schüler aus der alten SV gegen alle Neuen antreten; allerdings hätte dann das „Know-How“ bei einer Gruppe gefehlt, sodass man sich für ein Modell entschied, in dem einerseits die „alte“ Generation ihre Erfahrungen an die jüngeren weitergeben kann.
Auch hier hatte man zwei Ansätze: Entweder, die Schüler stimmen mit JA oder NEIN ab, was aber keine richtige Wahl  sondern eher, so wörtlich, „Etikettenschwindel“  dargestellt hätte, oder man hätte über eine Ankreuzliste die Kandidaten aus genannter großer Gruppe wählen lassen könne, sodass nur 8-10 SchülerInnen dann eine SV gebildet hätten. Auch dieses Modell wurde verworfen, da der Großteil der Schülerschaft die Kandidaten überhaupt nicht kennt, sodass möglicherweise engagiertere Schüler ausgeschieden wären. Schlussendlich entschieden sich SV und Schulleitung dazu, keine Wahl durchzuführen und die komplette Gruppe als SV einzusetzen, allerdings unter der Vorlage, dass für einzelne Themenfelder „Expertengruppen“ gebildet werden und ein „Vorstand“ Kontakt zu Herrn Whittaker und Frau Nickol hält.
Im Bezug auf die nicht zugelassene, zweite  Gruppe erklärte Herr Whittaker, die Regularien seien nicht erfüllt gewesen und die Bewerbung zu spät eingereicht worden. Man erwarte von Personen, die sich engagieren wollen, dass diese sich rechtzeitig Gedanken machten und pünktlich ein Team sowie ein Programm vorweisen können, um sich aufstellen zu lassen.
Die Aufgabe sei jetzt, die Personen, die sich einbringen wollten, zu integrieren und sich am Konzept unserer Nachbarschule zu orientieren, bei dem SchülerInnen, die sich engaieren möchten, in eine offene SV eintreten und mitwirken können. Allerdings herrsche auf Seiten der SV eine große Betroffenheit gegenüber der geäußerten Kritik an ihrer Arbeit, weshalb man nicht vorhersagen könne, ob dies gelingt.

Auf die Frage hin, ob man nicht ein alternatives Modell zur Zusammenstellung der SV einführen könnte, indem beispielsweise automatisch alle Klassensprecher aufgestellt werden und durch die Schülerschaft je zwei aus jeder Klassenstufe in die SV gewählt werden, zitierte Frau Nickol Nicklas Kaul, den Schülersprecher des Leibnizgymnasiums und Mitglied im Stadtparlaments. Dieser habe gesagt,  die unteren Klassenstufen lieferten zwar gute Ideen, könnten aber nicht mit dem vollem Aufgabenbereichen betraut werden, da es beispielsweise einem Fünfer wohl schwer fallen dürfte, an einer SEB-Sitzung von 6-10 Uhr abends teil zu nehmen. Die Umsetzung gestalte sich deswegen eher  schwierig. Die jüngsten Schüler in den Schülervertretungen seien deswegen meist 9. und 10.Klässler.
Man wolle allerdings in Zukunft mehr nutzen aus der Klassensprecherversammlung (KSV) ziehen, indem diese aufgrund ihrer Legitimierung aus allen Klassen als „Parlament“ dient und eine engere Verzahnung zwischen Klassen und SV herstellt. Damit würde es auch den jüngeren SchülerInnen leichter fallen, ihre Ideen und Probleme an gleichaltrige aus ihrer Klasse weiterzugeben, welche diese in der KSV der SV mitteilen. Somit könne sich auch die Unterstufe als Ideengeber einbringen und die SV als ausführendes Organ wirken. Gleichzeitig solle die KSV aber auch als „Kontrollorgan“ wirken, um die Arbeit der SV zu prüfen.

Auch im Bezug zur Frage, wie man als SchülerIn einen Kontakt zur SV herstellen kann, sehe man noch Verbesserungspotenzial. Möglich wäre, dass sich die neu eingesetzten Schülervertreter sich ein Namensschild oder ähnliches anstecken. Insgesamt sehe man die Aufgabe einer SV darin, so Herr Whittaker, einerseits Veranstaltungen sowie die Entwicklung der Schule voranzutreiben und andererseits als Bindeglied zwischen Schulleitung (bzw. Verbindungslehrern) und Schülerschaft (bzw. KSV als Repräsentanten) zu wirken, indem sie eventuelle Unzufriedenheit und Wünsche von den Schülern aufnimmt und an die Schulleitung weitergibt.

Auf Vorschlag der Redaktion wird auch die Möglichkeit in Betracht gezogen, die SV-Rubrik auf unserer Käthe-Homepage auszubauen und dann über die aktuelle sowie geleistete Arbeit der SV zu berichten, aber auch gescheiterte Projekte plus die Gründe dafür zu thematisieren.

Eine Gemeinschaftsarbeit der Klartext-Redaktion

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