Maria Montessori – eine Filmreview mit Einblick hinter die Kulissen

Maria Montessori, gespielt von Jasmine Trinca (Foto: Neue Visionen Filmverleih)

Passend zum Weltfrauentag erschien der Spielfilm über Maria Montessori in den Kinos, der Montessoris Leben schildert. Viele kennen mittlerweile das “Montessori”- Schulkonzept, aber die Person Maria Montessori ist weniger bekannt. “Hilf mir, es selbst zu machen” ist wahrscheinlich einer der bekanntesten Zitate Montessoris, denn ihr Name steht für eine Schulreform, die zu ihrer Zeit dringend nötig schien.

Maria Montessori wurde 1870 in Italien geboren und zählte zu den ersten Frauen, die Medizin studierten, zu einer Zeit, als dieser Beruf ausschließlich Männern vorbehalten war. Ihre frühen Berufsjahre verbrachte sie als Assistenzärztin in einer psychiatrischen Klinik, wo sie ein besonderes Interesse an geistig behinderten Kindern zeigte, die oft von ihren Familien vernachlässigt wurden. Montessori war fest davon überzeugt, dass die Probleme nicht bei den Kindern selbst lagen, sondern in ihrer Behandlung – demnach das Ganze ein pädagogisches, nicht medizinisches Problem sei.

Der Film thematisiert die Entstehung dieser pädagogischen Ideen und beleuchtet Montessoris Leben. Im Jahr 1898 bekam sie einen unehelichen Sohn, den sie aus Sorge um ihre berufliche Zukunft in die Obhut einer Pflegefamilie gab. Der Film betont das Dilemma, dem eine arbeitende Mutter gegenübersteht, indem er zeigt, wie Maria zwischen Arbeit und dem Verlangen, ihren Sohn zu sehen, hin- und hergerissen ist. Sie zweifelt ständig daran, ob die Entscheidung, das Kind in Pflege zu geben, die richtige war.

Der Film zeigt auch Montessoris anfängliche Kritiker, die sie kaum als Doktorin anerkannten und sie belächelten. Die behinderten Kinder galten damals oft als „hoffnungslose Fälle“, doch Montessori glaubte fest daran, dass diese Kinder Zuneigung benötigten, die ihnen in ihren Familien vorenthalten wurde. Die Theorie bewährte sich, als die Kinder unter Montessoris Betreuung erstaunliche Fähigkeiten entwickelten, die auch in herkömmlichen Schulen gefordert wurden.

Montessori wird im Film auch als starke Feministin porträtiert, die die Bedeutung der Mutterrolle in der kindlichen Entwicklung betont. Sie fordert eine Veränderung des schulischen Umfelds hin zu einer größeren Betonung der mütterlichen Fürsorge und weniger Autorität. Sie argumentiert, dass die Rolle der Frau als Mutter in der Gesellschaft mehr Anerkennung verdienen sollte und weniger wie eine Knechtschaft behandelt werden darf.

Der Film endet damit, dass Montessori ihre eigene „Casa dei Bambini“ eröffnet, ohne jedoch Kritik an Montessoris Überzeugungen zu äußern. Denn essollte nicht unerwähnt bleiben, dass Montessori auch eine Anhängerin der Rassenlehre war und an den „perfekten Menschen“ glaubte. Sie sah in Mussolini und Hitler Verbündete auf dem Weg zu diesem Ziel. Ab 1924 wurden Montessori-Schulen von der faschistischen italienischen Regierung unterstützt, bis Montessori sich gegen zu viel Einmischung seitens Mussolinis wehrte und die Schulen schließlich wieder geschlossen wurden. Dennoch vertrat Maria Montessori bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 1952 die Ansicht von „höheren und niederen Rassen“.

Persönlich finde ich, dass der Film die frühen Jahre und Herausforderungen, denen Maria Montessori gegenüberstand, gut darstellt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sie die Individualität der Kinder betonte und letztendlich Erfolg hatte. Allerdings blendet der Film die Phase aus, in der Montessori ihre Lehren in Europa verbreitete  sowie ihre Verstrickungen mit der Rassenlehre. Genau dieser Aspekt gelangt heute in Vergessenheit und viele betrachten Montessori ausschließlich von der positiven Seite. Ja, ihre Lehre war ein großer Fortschritt und der Grundstein für eine Schulreform, jedoch wird ihre Lehre heute abgewandelt ausgeübt – und das ist auch gut so! Trotz der Erfolge sollte man auch diese Geschichte hinterfragen und sich vor Augen halten, dass die damalige Zeit auch ihre Spuren auf dieser Lehre hinterlassen hat.

Anastassiya Manakhova (11. Jgs.)

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