Der 9. November – haben wir aus der Vergangenheit gelernt?

Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin (Bild: Pixabay)

Am 9. November eines jeden Jahres erinnern wir uns an die schrecklichen Ereignisse der Pogromnacht, die sich vor 85 Jahren in Deutschland abspielten. Dieser düstere Tag in der Geschichte hat tiefe Narben in der deutschen Geschichte hinterlassen und erinnert uns daran, wie Hass, Hetze und Vorurteile zu katastrophalen Konsequenzen führen können. Jüdische Synagogen, viele Geschäfte und Häuser gingen damals in Flammen auf. Welche Lehren können wir für die Gegenwart daraus ziehen?

Vom 9. auf den 10. November 1938 fand das von den Nationalsozialisten als „Reichskristallnacht“ bezeichnete Pogrom gegen die deutschen Jüdinnen und Juden statt. Während dieser Nacht wurden Tausende jüdischer Geschäfte, Wohnungen und Synagogen in Deutschland von einem wütenden Mob zerstört. Viele Juden wurden verhaftet, misshandelt und getötet. Diese Gewaltorgie war ein dunkler Vorläufer des Holocausts und eine der schlimmsten Manifestationen des Antisemitismus im 20. Jahrhundert. Der angebliche spontan entstandene Volkszorn war von der NSDAP akribisch vorbereitet worden und wurde in den Medien als Reaktion auf das Attentat auf den Legationsrat der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath, durch Herschel Grynszpan, einem polnischen Juden, begründet. Tatsächlich sollte damit auch die sogenannte Arisierungspolitik im Reich beschleunigt werden und Hitler schritt auf seinem Weg, die Juden zu vernichten, fort.

85 Jahre später, am 7. Oktober 2023, schlachtete die Hamas 1400 Israelis ab und bis heute reagiert der Staat darauf, indem er versucht, die Terrormilz im Gazastreifen zu vernichten, wobei nun auch auf palästinensischer Seite zivile Opfer zu beklagen sind.

Im Ergebnis gibt es in Deutschland viele Kundgebungen und Demonstrationen, einerseits für die israelischen Opfer, andererseits für die Menschen in Gaza, letztere medial gefühlt sehr viel häufiger. Und gleichzeitig tauchen sie wieder auf: an Wohnhäuser geschmierte Judensterne, Pöbeleien gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Der 9. November ist auch daher ein wichtiger Gedenktag, weil er zeigt, wie schnell Ausgrenzung und Rassismus zu gewalttätigen Übergriffen führen können. Das lernt jeder von uns in der Schule.

Den Konflikt zwischen Israel und Palästina gibt es seit Jahrzehnten und er hat unnötig unzählige Menschenleben gefordert. Das große Problem dabei: Der Auseinandersetzungen polarisieren nicht nur vor Ort, im Nahen Osten, sondern auch in Deutschland, Europa, weltweit. Umso tragischer ist es, dass 85 Jahre später deutsche Jüdinnen und Juden sich einer solchen Hasswelle ausgesetzt sehen müssen, obwohl sie mit den Vorgängen im Nahen Osten auch rein gar nichts zu tun haben – ebenso wenig wie die in Deutschland lebenden Palästinenserinnen und Palästinenser.

Die Vergangenheit lehrt uns, dass Hass und Vorurteile zu entsetzlichen Gräueltaten führen können. Es liegt an uns, sicherzustellen, dass wir aus diesen schmerzhaften Lektionen lernen und uns gegen jede Form von Diskriminierung und Gewalt stellen. Der 9. November sollte ein Tag des Gedenkens und der Selbstreflexion sein, an dem wir uns verpflichten, eine bessere Zukunft zu gestalten, in der Toleranz, Mitgefühl und Frieden den Ton angeben.

In Gedenken an die Opfer der Pogromnacht und in der Hoffnung auf eine Welt des Friedens und der Versöhnung
In der Hoffnung auf eine baldige Beendigung des Konflikts in Israel
In der Hoffnung, dass wir nie wieder einen Pogrom erleben müssen

Ruben Wagner (11. Jgs.)

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