Mathestudium ohne Schulabschluss?

Die meisten Schüler sind mit der Schule schon vollends ausgelastet. Nebenbei aber noch studieren? Und das ohne Schulabschluss? Klingt erst einmal abwegig,  aber das gibt es tatsächlich: Wir haben im vergangenen Schuljahr mit einem 9. Klässler an unserer Schule gesprochen, der nebenher Mathematik studiert.

Hallo Taron, soweit wir das verstanden haben studierst du neben der Schule Mathematik. Da fragt man sich natürlich zuerst: Wie bist du überhaupt darauf  gekommen?

Ich habe mich eben im Mathe-Unterricht gelangweilt. Vor ungefähr einem Jahr kam dann mein Mathematiklehrer Herr Heupel auf mich zu und bot an, mich beim IJM bei einem Mathematikprogramm anzumelden, von wo aus ich auch Mathe für höhere Klassen machen konnte. Durch das Programm bekam ich dann auch die Möglichkeit, ein Mathematikstudim zu beginnen.

Jetzt da du die Langeweile im Untterricht erwähnst. Musst du weiterhin mit deinen Klassenkameraden Mathe pauken? Und fragen die dich auch mal um Hilfe?

Ja ich gehe regulär in den Matheunterricht, da bin ich aber viel schneller fertig als die anderen und darum laufe ich dann meistens herum und helfe, wo ich kann. Und auch vor Klassenarbeiten werde ich häufig um Rat gefragt, da mir die Themen eben glücklicherweise leichtfallen.

Und wie ist das von der Zeiteinteilung her? Verpasst du nicht auch Vorlesungen, während du in der Schule sitzt?

Nein, das Studium, das ich mache, ist ein Fernstudium an einer Fernuni in Hagen. Ich sitze  also zuhause und arbeite die Materialien selbstständig durch. Vorlesungen gibt es, soweit ich weiß, nur online am Wochenende oder nachmittags. In den seltenen Fällen, wenn es Vorlesungen vormitags gibt, kann ich mich entweder von der Schule abmelden oder später  eine andere Vorlesung zum gleichen Thema besuchen. Sonst gehe ich ganz regulär von 8- 13 Uhr zur Schule. Zuhause setzte ich mich dann erst hin und mache die Hausaufgaben, wenn es welche gibt. Anschließend arbeite ich ungefähr ein bis zwei Stunden am Studium und wenn es in der Schule Überprüfungen gibt, lerne ich auch dafür. Es ist aber eben auch immer ein Stressfaktor dabei, da die sechs  Monate Vorbereitungszeit auf die Klausuren doch noch relativ wenig sind, wenn man  nebenbei noch die Schule hat. Man kann eben nie alles lernen. Aber es ist dieses Semester deutlich besser als das letzte, in dem ich noch zwei Fächer hatte. Das war aber wirklich zu viel.

Kann man sich das Studium also so ähnlich wie Coronaarbeitsaufträge vorstellen?

Im Endefekt schon. Man bekommt eben Anfang des Semesters bestimmte Kurseinheiten und entsprechende Aufgaben zugeschickt, die man dann innerhalb von  zwei Wochen pro Einheit durcharbeiten muss. Die Aufgaben sind meist viel schwerer als das in den Kurseinheiten besprochene. Da kann man auch schon mal drei Stunden an einer Aufgabe sitzen und muss auch viel recherchieren.

Wie klappt das mit der Aufnahme?  Das ist doch quasi ein Studium ohne Mittlere Reife?

Das ist eben möglich, weil ich ein sogenanntes Schülerstudium mache. Dieses Programm ist extra für hochbegabte Schüler initiiert worden, damit sie auch ohne Schulabschluss für später studieren können. Aber das Studium bringt mir nichts, wenn ich kein Abi habe, darum hat die Schule natürlich erst mal Prorität.

Wie viel Kontakt hast du zu deinen Mitstudierenden? Wirst du aufgrund des jungen Alters irgendwie anders behandelt?

Nein, ich habe mit den anderen kaum Kontakt; ich bin allerdings auf einigen Discord-Servern, über die man sich gegenseitig austauschenüber Termine, Anmeldung etc. austauschen kann; und dort finde ich auch Unterstützung. Da man aber primär schreibt, wissen die meisten gar nicht, dass ich jünger bin als sie. Selbst bei den Klausuren wundern sich die Prüfer erst einmal, dass ich so jung bin, sind dann aber sehr nett.

Möchtest du das Fach nach der Schule weiterstudieren? Was sind so deine Zukunftspläne?

Ich möchte Mathematik auf jeden Fall weiterstudieren. Ich habe ja erst mit BWL angefangen, habe dann allerdings gemerkt, dass das nichts für mich ist und zu Mathe gewechselt. Jetzt habe ich das Gefühl, an der richtigen Adresse zu sein. Konkrete Zukunftspläne habe ich allerdings noch nicht.

Hättest du noch einen Tipp für Leute, die in Mathe Probleme haben?

Einen Tipp kann man da nicht geben: Mathe ist eben viel logisches Denken. Zu Schulzwecken findet man im Internet sehr gute detaillierte Erklärungen, auf die ich auch heute noch gerne zurrückgreife. Ansonsten hilft eigentlich hauptsächlich Üben und im Unterricht aufpassen.

Vielen Dank für dieses interessante Interview!

Josepha W.

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