Insta mal anders: IchbinSophieScholl

Was wäre, wenn Sophie Scholl Instagram gehabt hätte? Dieser Frage gingen Mitarbeiter des SWR und BR nach und stellten damit das Projekt IchbinSophieScholl zur Feier des 100. Geburtstages der Freiheitskämpferin auf die Beine.

Sophie Scholl – Sophie wer?

Zuerst etwas zur Person: Sophie Scholl war eine 1921 geborene Widerstandskämpferin, die sich zu Zeiten des Nationalsozialismus als Studentin mit ihrem Bruder Hans und weiteren Studenten, die sich als Gruppe die „Weiße Rose“ nannten, gegen das Regime auflehnte. Die Gruppe wollte durch Aufklärung über die grausamen Taten der Nationalsozialisten  ihren Mitbürgern die Augen öffnen und so einen Sinneswandel bewirken.                                Bei einer Flugblattaktion der Weißen Rose an der Ludwig-Maximilians-Universität München im Februar 1943 wurden Sophie, ihr Bruder und ihr Freund Christoph Probst festgenommen und wenige Tage später, am 22.Februar 1943, zum Tode verurteilt. Sie wurden nur 21, 24 und 23 Jahre alt.

Reger Zuspruch auf Instagramm

Aktuell 925000 Menschen folgen aktuell dem Instagram-Account. Und ihnen wird einiges geboten, denn das Redaktionsteam stellt sicher, das Instagram-Medium voll auszuschöpfen: Gepostet werden Bilder und Videos, meist gefilmt und mit einem passenden Text, geschrieben aus Sophie Scholls Perspektive.  Als Orientierung verwendete man Briefe und Aufzeichnungen, die Sophie in der damaligen Zeit verfasste.

Aber es werden auch originale Aufnahmen aus der Zeit verwendet, z.B. ein Video der Bücherverbrennung, natürlich ebenfalls kommentiert von Sophie. Thematisiert werden aber nicht nur politisch brisante Beiträge; auch unterhaltsame Fotos und Videos sind dabei: eine Botschaft an ihre Freundin oder ein Video über die vier Debattier-Typen, die jeder kennt. Dinge, die mit ihrem Studentinnenleben zu tun haben, das für sie genauso präsent und aktuell war wie die Arbeit im Widerstand.   Zuletzt wird mit Illustrationen von Édith Carron auf Sophies künstlerisches Talent angespielt.

Hätte sie so das Medium genutzt?

Man muss aber auch in Betracht ziehen, dass die Art, wie die vermeintliche Sophie Instagram nutzt, kaum ein junger Mensch die Plattform nutzen würde. In diesem ausgedachten Szenario müsste Sophie Scholl eine Influencerin sein. Aber auch unter diesen gibt es wenige, die die Instagram-Stories täglich nutzen, um lange Vlogs zu drehen.

Auch die Kameraführung ist ein wenig verwirrend. So redet Sophie gerade direkt in die Kamera, um im nächsten Moment für ihr streng vertrauliches Gespräch mit ihrem Bruder sie einfach so dort stehen zu lassen. Es mag sein, dass es sonst schwierig darzustellen wäre, aber wenigstens innerhalb eines Videos die Perspektive beizubehalten, könnte vielleicht ein bisschen mehr Ruhe hineinbringen.

Zusätzlich sollte man sich fragen, wie realistisch es tatsächlich ist, dass eine Freiheitskämpferin des 2. Weltkrieges im für jeden zugänglichen Internet frei heraus von ihren Machenschaften erzählt, die sie jederzeit wegen Hochverrates den Kopf hätten kosten können.

Zudem sind außerdem, wie in so vielen anderen historischen Geschichten, die Fakten von der Fiktion sehr schwierig zu trennen. Ein solches Projekt umzusetzen braucht eben auch einiges an Phantasie und Vorstellungsvermögen: Was hätte Sophie getan? Trotzdem hat das Redaktionsteam jede Menge Recherchearbeit geleistet, durch die Phantasie und Realität aber manchmal ein wenig verschwimmen können.

Unser Fazit

Trotz allem aber ist das Projekt ohne Zweifel ein sehr interessantes Experiment. Es hilft, auf das Thema aufmerksam zu machen und besonders jungen Menschen eine bessere Vorstellung davon zu geben – zumal es auch ganz erfrischend ist, wenn man auf Social Media unterwegs ist und dann mal 60 Sekunden Geschichte erleben kann, die auf diese Weise weit weniger trocken präsentiert wird als im Schulbuch.

Wer weiß, vielleicht inspiriert das hohe Interesse auch andere „ego-Dokus“, wie wäre es zum Beispiel mit einem Travel Vlog mit Napoleon…? Die etablierten Medien scheinen sich langsam auch in neue Fahrwasser zu begeben. Möglicherweise können so Generationen besser miteinander arbeiten und kommunizieren, wenn mehr aufeinander eingegangen wird.

Hier der Link zur Seite:

 Sophie Scholl (@ichbinsophiescholl) • Instagram-Fotos und -Videos

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