Ein typischer Tag in Coronazeiten

Seit dem 16. Dezember 2020 werden wir (fast) alle fernbeschult. Haben wir uns mittlerweile daran gewöhnt? Drei Schüler*innen aus verschiedenen Jahrgangsstufen  berichten von ihrem Alltag:

„Sieben Uhr morgens, mein Wecker klingelt. Die Zeit nach den Abiturklausuren hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt:  Immerhin hatte der Unterricht zwischen „Schriftlichem“ und „Mündlichem“ in den letzten Jahrgängen immer einen „fakultativen Touch“, und war – so zumindest der Eindruck von außen – nicht gerade gekennzeichnet durch viel frühes Aufstehen und Disziplin. Noch eher durch zunehmend handzahme Abistreiche und dadurch, dass der schulische Alkoholgenuss der Abiturienten die Sphäre des Geheimen für kurze Zeit verlassen durfte. Aber die Seuche verändert eben alles. Bis um viertel vor acht drücke ich konsequent auf „Snooze“, dann schleiche ich mich aus meinem Bett, hole mir einen Kaffee und lege mich mit dem Laptop zurück unter die Decke.

Erste Unterrichtseinheit: Eine Fremdsprache  – die Lehrkraft hat wohl das Motivationspotential ihrer Schäfchen auf dem Schirm. Sie gibt zwar kleine Hausaufgaben auf, aber bevor diese auch nur angesprochen werden, werden wir in Breakout-Rooms gesteckt – um sie zu „vergleichen“. Generell fühle ich mich mehr, als würde ich mich locker unterhalten.

In Unterrichtseinheit Nummer zwei sieht das anders aus: Die Lehrperson referiert, es gibt Arbeitsphasen – eigentlich wie in der Schule. Wobei: Die ausgeschaltete Webcam (schließlich wollen wir die Server-Kapazitäten nicht überfordern) ermöglicht mir, Multitasking zu betreiben: Berieselung, dabei hin und wieder einen Kaffee holen und durch Uni-Websites scrollen. Der Traum vom schönen Leben.

Nach der letzten Doppelstunde ist es kurz vor 13 Uhr. „Feierabend“ habe ich aber nicht, weit gefehlt. Eigentlich fängt die Arbeit mit Ende des Fernunterrichts erst an: Die Vorbereitung auf das mündliche Abitur, das noch aussteht. Ironie des Schicksals, dass wir 13er uns zuerst durch die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des Vormittags kämpfen müssen, bevor wir damit beginnen dürfen, uns mit den mündlichen Prüfungsfächern auseinanderzusetzen.

Tatsächlicher Feierabend: 19 oder 20 Uhr. Die Zeit zerfließt, so viel gibt es ja auch nicht mehr, um sie auseinanderzuhalten. Homeschooling, Lernen, Netflix, Schlafen, Repeat. Und dazwischen nur der Wunsch: Möge es bald vorbei sein. Sowohl die Seuche als auch die Schule.“

(Schüler*in der 13 Jgs.)

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„Es ist Donnerstag. Wie immer logge ich mich um 7:50 in Sdui ein und habe pro Chat mindestens 20 Nachrichten, die ich bis 8:10 Uhr durchlese. Normalerweise hätte ich jetzt regulär eine Freistunde, aber der Arbeitsauftrag Ethik wartet auf mich. Um 8:23 Uhr bin ich tatsächlich schon fertig und genieße endlich meine „Freistunde bis 8:40“. Es folgt eine Vorbereitung für das die Englischkonferenz. Kaum bin ich drin, höre ich keinen… Nachdem ich 3-mal rausgeflogen bin, ist die Konferenz auch schon fast  fertig. Es ist 10:30:  ab an die Deutsch-Hausaufgaben; schnell um 11:30 noch Mathe gemacht und um 12:20 ind die  Nawikonferenz, was wieder nicht richtig klappt. Um 13:15 letztlich noch schnell in Klartext. Und danach die verdiente Freizeit, aber welche?

Niemand weiß besser als wir, dass Corona keinen Spaß macht! Alles wurde verboten: sich mit seinen Freunden treffen, Hobbys, Ausflüge und Urlaube. Alles! Meistens macht das, was uns unsere Eltern vorschlagen (lernen, Zimmer aufräumen und weiteres), auch keine Freude. Was jetzt? Lesen und Handy spielen macht zwar Spaß,aber das kann man ja nicht den ganzen Tag machen und auf Dauer ist das auch nicht gesund! Wenn man ein Haustier hat, kann man sich wenigstens  mit ihm beschäftigen. Aber es gibt ja auch noch anderes: Man könnte auch ein Intstrumnt spielen lernen (im Internet), spazieren gehen (Maske immer bereit und mit Abstand),vielleicht sogar einfach mal so was lernen.

(Schüler*in der 5 Jgs.)

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„Mein Morgen startet mit Frühstücken und der Vorbereitung der Materialien für den Unterricht. Es ist Freitagmorgen, 9:39 Uhr. Ich hatte noch etwas Zeit, um etwas zu chillen und jetzt stehen Deutsch, Mathe und Französisch an. Zwischen Mathe und Französisch habe ich wie immer eineinhalb Stunden Pause, sodass ich zu Mittag essen kann. Um 17 Uhr kann ich mich ausloggen und  bis 18 Uhr noch Arbeitsaufträge einschicken, bevor es in das wohlverdiente Wochenende geht.

(Schüler*in der 11 Jgs.)

 

 

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