Digitalpakt oder – wie man Chancen verspielt

Nun ist es offiziell: Nach einer Einigung zwischen Ländern und Bund kann nun die Bundesregierung 5 Milliarden Euro für die Digitalisierung der Schulen bereitstellen. Schon im Vorfeld zeigte sich, welche Prioritäten die Länder für die Zukunft formulieren. Die richtigen?Foto: Pixabay

Landauf, landab gab es da erst Wunschlisten zu lesen und auch diverse Medien thematisierten die Prioritäten. So wünscht man sich neben stabilen und schnellen Internetleitungen für die Schulen vor allem eines: Tablets und Computer.
Dabei sprechen wir – auf die einzelne Schule heruntergerechnet – von 25.000€, was den „Wow-Effekt“ von 5 Milliarden relativiert. Ist das der richtige Weg? Bei Gerätepreisen zwischen 300 und 500€ käme man also pro Schule auf 50-80 Geräte – ohne Serviceleistungen. Kein Wunder, dass  es inzwischen vereinzelt auch Stimmen dagegen gab.
Allen Politikerinnen und Politikern empfehlen wir einen Blick in die Vergangenheit: Schon 2010 gab es zum Beispiel in Rheinland-Pfalz den Vorstoß „Medienkompetenz macht Schule“, in dessen Rahmen etliche Schulen, auch das Käthe, einen Laptopwagen sowie ein paar interaktive Whiteboards spendiert bekamen. Wie „aktuell“ und funktionstüchtig die Gerätschaften nach 8 Jahren nun sind, davon können wir uns – wenn wir  in den Genuss des digitalen Lernens kommen – persönlich überzeugen.

Zurück in die Zukunft: Digitale Bildung anno 2010 (Laptopwagen)

Ist es nachhaltig, in Geräte zu investieren, die schon nach kurzer Zeit veralten oder defekt sind? Wäre es nicht sinnvoller, wenn der Digitalpakt zweckgebunden in Beamer & WLAN gesteckt werden würde? Kritiker würden argumentieren, die Gegebenheiten seien von Schule zu Schule anders, des weiteren hinge die Auswahl der Geräte stark von den Präferenzen der Lehrkräfte ab – so wird an vielen Schulen derzeit diskutiert, ob man eher Beamer oder Smart-TVs einsetzen sollte. Preislich spielen beide Möglichkeiten, die verschiedene Vor- und Nachteile bieten, in etwa in der selben Liga.

Außerdem: In Zeiten, in denen das Durchschnittshandy zwischen 200€ und 300€ kostet und dessen Rechenleistung so manches Billig-Tablet alt aussehen lässt, scheint sich das Konzept „bring your own device“ geradezu aufzudrängen. Doch hier ist Vorsicht geboten: Teilweise wird dieses Konzept zwar schon praktiziert, beispielsweise wenn im Unterricht per Smartphone recherchiert wird. Doch hierüber die technische Ausstattung der Schulen zu vernachlässigen und in die Verantwortung der Schüler zu übergeben wäre grob fahrlässig. Wer gewährleistet, dass die Geräte ständig dabei und funktionstüchtig sind? Aber vor allem: Wie verhindert man, dass Schüler mit schlechteren Geräten oder ohne Geräte ausgegrenzt werden?

Prinzipiell ist es lobenswert, dass der Bund die Digitalisierung an Schulen finanziell fördert, selbst 25.000€ sind eine nützliche Ergänzung zu den Budgets des Schulträgers, die für größere Anschaffungen genutzt werden können. Die Digitalisierungsfrage allgemein löst man damit aber nicht – und es bleiben offene Fragen. Es sind dies Fragen, die nicht allein die Bundesbildungsministerin beantworten kann – sie müssen in enger Absprache vor allem mit den Bedürfnissen der Lehrkräfte und der Schüler geklärt werden. Und vor allem müssen die Hilfsmaßnahmen regelmäßig kommen – nicht nur alle zehn Jahre, wenn mal wieder ein wenig Geld übrig ist.

Tilmann K.

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