Einwanderungsland Deutschland: Wie bunt ist das Käthe?

Karikatur Integration

2015 erlebte Deutschland die Flüchtlingskrise. Die Gesellschaft schien und scheint gespalten in zwei Lager: in die Befürworter der Einwanderung und die Gegner einer solchen Politik. Dabei kreist die Diskussion immer wieder um zwei Themen: Ist Deutschland ein Einwanderungsland? Wie kann Integration gelingen? Spätestens seit diesem Jahr merken wir auch am Käthe die Auswirkungen, da auch bei uns syrische Kinder unterrichtet werden.  Im Rahmen der diesjährigen Projektwoche „Das Käthe ist bunt“ wollten wir nun herausfinden, woher unsere Schüler kommen oder kurzum: Wie viel „Einwanderungsland“ steckt im Käthe, und zwar schon vor dem Jahr 2015? Dazu starteten wir eine groß angelegte Umfrage und kamen zu erstaunlichen Ergebnissen.

Basis der Erhebung bildete ein Evaluationsbogen mit insgesamt 12 Fragen, der in den 5., 7.,8.,9.,10. und 11. Klassen ausgeteilt und von insgesamt 163 Schülerinnen und Schülern ausgefüllt wurde. Auch wenn wir nicht alle Schüler befragen konnten, geben die Daten doch einen überraschenden Einblick. Beginnen wir mit der Herkunft unserer Schülerschaft und deren Familien. Geburtsländer SchülerDeutlich zu sehen ist, dass 89% der Befragten in Deutschland geboren wurden, 11 %  hingegen  u. a. in Pakistan, Polen, Finnland, Österreich und England. Von 334 Elternteilen wurden rund 78% in Deutschland geboren, 22% im Ausland. Bei der Herkunft der Eltern wird das Bild vielfältiger:

Geburtsland Eltern neuInsgesamt sind 26 Herkunftsländer vertreten! Dabei ist anzumerken, dass es viele Ehen zwischen Deutschen und Nichtdeutschen gibt (z.B. Deutschland, China), aber auch Ehen zwischen Nichtdeutschen aus verschiedenen Ländern (z.B. Ukraine, Russland). Bei den Großeltern sind sogar 33 Länder vertreten! Man könnte dies daher so interpretieren, dass sich die Kulturen mit der Zeit, über die Generationen hinweg, vermischen. Wir wollten natürlich aber auch wissen, weshalb sich Menschen auf den Weg nach Deutschland machen:

Gründe für AuswandernEs wird deutlich, dass die Gründe, nach Deutschland auszuwandern, vielfältiger Natur sind: Aus dem oberen Diagramm entnehmen wir, dass ein knappes Drittel der Eltern und Großeltern aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland kam, etwa als Gastarbeiter oder nach dem Studium, weil sich hier bessere berufliche Perspektiven auftaten. Außerdem ist zu beobachten, dass zirka ein weiteres Drittel das Heimatland aus politischen Gründen verließ, weil man sich beispielsweise „als Kirgistandeutsche(r)  im Heimatland Repressalien ausgesetzt sah“. Einen relativ kleinen Anteil bilden die Geflüchteten, wobei bei der aktuellen Flüchtlingslage dieser Wert in Zukunft höchstwahrscheinlich ansteigen wird. Weitere Gründe  nach Deutschland zu kommen (hier unter ‚Sonstiges‘) waren z.B. die Rückkehr zu den deutschen Verwandten oder das Finden der großen Liebe. Erst einmal angekommen in Deutschland, steht natürlich die Integration an. Ein Thema, das auch im Lichte der Flüchtlingskrise (vgl. „Integrationsgesetz“) eine wichtige Rolle spielt. Aber wie verhält es sich hiermit? Ein deutlicher Trend ist hier zu beobachten:

Integration-Großeltern-ElternFür die Großelterngeneration wurden leider nur wenige Angaben gemacht, doch deutlich wird, dass ein Teil sich nicht integriert fühlt, nämlich 20%. Zum Glück sehen sich nur 1% aller Befragten überhaupt nicht Deutschland zugehörig. Bei den Eltern fühlen sich nur 3% eher nicht integriert, der Großteil voll uns ganz. Ein Elternteil schrieb, er sei am Anfang trotz guter Sprachkenntnisse im Betrieb diskriminiert worden, doch dies hätte sich dann schnell gelegt. Generell scheint das Thema „Spracherwerb“ ein großes Integrations-hemmnis darzustellen: Viele äußerten, sie hätten sich am Anfang schwergetan, die Sprache zu lernen, doch nach einer gewissen Zeit hätte es geklappt.  Ein Elternteil schrieb: „Wir sind seit meinen Großeltern hier ein Teil dieses Landes und beteiligen uns an sozialen und wirschaftlichen Struktur, es ist unsere Heimat geworden.“

Integrationsgefühl SchülerSehr positiv zu bemerken ist, dass man auf Schülerseite  von einer gelungenen Integration sprechen kann. In der dritten Generation scheint die Integration fast komplett erfolgreich gewesen zu sein.

Ich fuehle mich Allerdings kann man auch beobachten, dass sich zwar die Hälfte der Befragten mit Deutschland als Heimatland identifizieren kann, 40%  sich aber sowohl Deutschland als auch ihrem Elternland zugehörig fühlen, während sich 8%  sogar hauptsächlich dem Elternland verbunden fühlen. Des Weiteren können sich 2% mit keinem der genannten Länder identifizieren und fühlen sich so weder in Deutschland  noch  im Land ihrer Eltern zuhause. Abschließend wollten wir wissen, wie die Eltern unserer Schülerschaft die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung einstufen:

Einverständnis Flüchtlingspolitik Eltern AAuf Seiten der deutschstämmigen Eltern lehnen 44% der Väter und 42% der Mütter die Flüchtlingspolitik ab. Eine Mehrheit sieht die Arbeit der Bundesregierung also eher positiv. Auf Seiten der Eltern mit Migrationshintergrund sind erstaunlicherweise 40% der Väter und 41.7% der Mütter eher nicht mit der Entwicklung einverstanden. Ein wirklicher Unterschied zwischen Deutschen und Migranten ist demnach nicht festzustellen! Unter anderem wurde hier geäußert, die Kulturen der arabischen Länder würden nicht zu uns passen. Ein Zitat lautete aber auch:„Diese Menschen müssten arbeiten dürfen, dadurch würden sie selbstbestimmt bleiben und eine größere Anerkennung durch die hier lebenden Menschen erfahren.“ Einige sehen aber auch Europa in der Pflicht. Eine Person plädierte für eine europäische Lösung der Krise, für das Ablehnen der Asylanträge von Wirtschaftsflüchtlingen und für Integrationsprogramme für Flüchtlinge mit Bleibeperspektive. Ein Elternteil schrieb:„Viel mehr Familien in akuter Not hätten legal einreisen düfen müssen, und zwar mit sicheren Transportmitteln. Die Bevölkerung wäre so offen(herziger) geblieben. Doch drängten sich alleinreisende Männer in der Überzahl auch ohne extreme Notlagen in den Vordergrund und verursachen so leider Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und die Grenzschließung anderer Länder.“ Die vielen unterschiedlichen Kommentare zeigen, wie brisant die Thematik nach wie vor ist.

Einverständnis Flüchtlingspolitik Väter DVor allem Ressentiments gegen den Islam wurden immer wieder sichtbar. Aber droht die schleichende Islamisierung? Zumindest am Käthe dominieren hier die christlichen Glaubensrichtungen. Hierzu wurden am Ende der Projektwoche  504 Schüler befragt. Am meisten sind Christen vertreten. 241 Schüler sind evangelisch (47,8%) und 178 sind katholisch (35,3 %). 25 der Befragten sind Sunniten (4,9%), danach folgen die Atheisten (7,8%) mit 39 Schülern. Deutlich geringer sind die Schiiten (1,6%) an unserer Schule vertreten, und die Anzahl der Orthodoxen (0,8%), Hindus (0,6%), Aleviten (0,4%), Zeugen Jehovas (0,4%) und Buddhisten (0,4%) ist gering.

Religionen am KätheWelches Fazit ziehen wir nun? Wenn auch wenige Schüler nicht in Deutschland geboren wurden, so zeigt sich sowohl bei den Herkunftsorten deren Eltern und Großeltern als auch bei den verschiedenen Religionen die kulturelle Vielfalt am Käthe. Es ist ein Beispiel dafür, dass sich Deutschland also guten Gewissens als Einwanderungsland und das KKG als bunt bezeichnen lässt, was wiederum die Frage aufwirft, wieso sich viele Deutsche, unter denen auch viele ehemalige Einwanderer sind, mit der Flüchtlingspolitik der Regierung so schwertun.
Wir freuen uns auf Kommentare!

Eine gemeinschaftliche Arbeit der Projektgruppe 2015/2016: Marion P. (Chefredakteurin), Lorenz K., Selim S., Verena M., Pauline M., Kimberey G., Tilmann K., Selin J., Paul B., Inga W., Michelle P., Louisa W.

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