Kommentar: Besuch des Oberbürgermeisters Marc Weigel an unserer Schule – ein Wendepunkt?

Oberbürgermeister Marc Weigel mit Leni Kaub, einer Schülerin der 11. Klasse, im Gespräch. (Foto: WAG)

Am Dienstag, den 06.02.2024, öffnete das Käthe seine Türen für einen besonderen Gast: unseren Neustadter Oberbürgermeister Marc Weigel. Sein Besuch galt dem Deutsch-Leistungskurs der 11. Klasse, welcher in einem Brandbrief die vielen Baustellen und den desolaten Zustand unserer  Lerneinrichtung anprangerte.

Das stille Örtchen

Anlass von Weigels Besusch war der von den Schülerinnen und Schüler des Deutsch-LK 11 verfasste Brief, welcher die langjährigen Missstände in der Schule zur Sprache brachte. Insbesondere kritisierten sie die unzumutbaren Zustände der Toilettencontainer, die seit anderthalb Jahren aufgrund von Umbauarbeiten genutzt werden müssen. „Einige Klassenkameraden und Lehrer verfolgen sogar noch eine andere (ungesunde) Strategie: Sie trinken am Vormittag nichts, damit sie nicht in die Container gehen müssen“, lautete eine besorgniserregende Passage des Briefes.

Darüber hinaus wiesen die Schüler auf weitere Mängel hin, darunter defekte Wasserspender, veraltete technische Ausstattung in den Klassenzimmern sowie diverse bauliche Schwachstellen im Schulgebäude. Man sei enttäuscht darüber, dass unser Käthe mit solchen Herausforderungen konfrontiert sei und bat um Unterstützung seitens Stadt, um die Lernumgebung zu verbessern; denn momentan sei unser Schulgebäude mehr eine Dauerbaustelle als eine pädagogisch-konforme Lerneinrichtung zu sein, quasi das „pfälzische Pendant“ zu Stuttgart 21 und vielen weiteren Dauerbaustellen.

In einer prompten Reaktion auf den eindringlichen Brandbrief des LKs entschied sich Marc Weigel dazu, persönlich vor Ort zu erscheinen, um sich ein Bild von den vorherrschenden Zuständen zu machen; auch angesichts der beiden Amok-Fehlalarme war ein Besuch ein richtiger Schritt in die Richtung. In der zweiten Schulstunde setzte Weigel sich tapfer auf den „heißen Stuhl“ und stellte sich den kritischen Fragen und den geballten Anliegen und Sorgen der Schülerinnen und Schüler. In diesem Moment schien er fast wie ein Sündenbock, bereit, die Last der jahrzehntelangen Versäumnisse der Stadt auf seinen Schultern zu tragen. Trotz der angespannten Lage bewahrte er eine ruhige und zugleich entschlossene Haltung, um den Schülern zuzuhören und gestellte Fragen zu beantworten.

Früher baute man Pyramiden – heute Toiletten

Die wohl wichtigste Frage aller Fragen wurde natürlich zuerst gestellt: Wann sind die Toiletten fertig? Und noch viel wichtiger: Erleben wir das überhaupt noch? Als Antwort kam das, was wahrscheinlich von vielen bereits befürchtet wurde:

Wenn es gut läuft in diesem Sommer, garantieren kann ich es jedoch nicht.

Es ist keine Antwort, die ein Käthianer gerne hört, aber die Wahrheit tut weh. Wir müssen uns eingestehen, dass in unserem „Perpetuum Sanierung“ so gut wie nichts wirklich vorangeht. Die Schuld daran liegt nicht beim Oberbürgermeister und seinen Dezernenten. Tatsächlich war die Sanierung der Toiletten sein einziges Wahlversprechen. Wie der ehemalige Oberstudienrat vom Leibniz-Gymnasium selbst sagte: „Ich habe ein Versprechen abgegeben bei meiner Verabschiedung im Dezember 2017, welche sehr emotional war. Ich glaube es waren, 300, 400 Schüler da und viele Kollegen, und da habe ich eine Abschiedsrede gehalten und habe gesagt, ich verspreche euch eins: ‚Diese Toiletten in dieser Schule, die schon genauso aussahen und genauso rochen, als ich hier Schüler war von 1989 bis 1998. Die werden gemacht, das gehe ich sofort an.‘ Das habe ich genau so mitgenommen und habe mich mit der zuständigen Abteilung, vielleicht ein halbes Jahr später, […] mit der Abteilung hingesetzt und habe denen einen klaren Auftrag gegeben. Bitte leitet die Toilettensanierung in die Wege. Und dann hat man mir gleich gesagt, wenn ich jetzt vom Leibniz komme und gleich so einen Auftrag gebe, das komme bestimmt nicht gut, weil es ja bei anderen Schulen ähnlich aussehe. Da habe ich gesagt, gut, da haben Sie recht: Machen Sie die Gymnasien komplett zusammen. Das war der Auftrag 2018.“

Also halten wir fest: Die Sanierung der Toiletten ist seit 2018, seit sage und schreibe sechs Jahren, geplant. Viele aus unserer Redaktion waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal am Käthe! Bis es dann aber zum ersten Spatenstich kam, musste natürlich eine Firma damit beauftragt werden. Dennoch ist das einfacher gesagt als getan, im Land der Regulierungswut Deutschland gibt es ein Vergaberecht, das heißt es muss ein regionales Ausschreiben inseriert werden, bei welchem sich dann Firmen bewerben können, um den Auftrag zu bewältigen – alles zum Schutze vor Vetternwirtschaft. Klingt zwar erstmal gut, mag man meinen, jedoch sind Städte dazu verpflichtet, immer den günstigsten Weg zu wählen, was natürlich unattraktiv für Firmen ist. Auftragsbücher sind nun mal voll und möchte man lieber eine Toilette in einem alten Gebäude für möglichst wenig Geld einbauen oder lieber der Familie mit Geld einen neuen japanischen Porzellanthron für viel Geld? Die Antwort liegt auf der Hand und somit gestaltete sich allein die Vergabe für den Auftrag sehr schwierig, da sich niemand meldete.

Als wenn das Vergaberecht nicht schon Fluch genug wäre, kommt laut Herrn Weigel auch noch das Haushaltsrecht dazu, welches besage, dass man die vom Bund zur Verfügung stehenden Mittel nehmen müsse. Das heißt, die Stadt bezieht einen Planer, der für alle drei Gymnasien die Baumaßnahmen genau darlegt, um ein Ausschreiben erstmal zu ermöglichen. Dann muss eine Kostenschätzung vorgelegt werden, da es ein kommunales Investitionspaket gab, was die Stadt aufgrund des Haushaltsrecht beanspruchen musste. Und nach der rund ein Jahr langen Bearbeitungszeit war es dann endlich so weit: die Gelder wurden gestellt, die Ausschreibung hatte seinen Erfolg und der Bau konnte eigentlich losgehen!

Eigentlich, denn der Statiker stellte Probleme im Gebäude fest und Stahlträger mussten eingebaut werden, was natürlich überhaupt nicht bei einem 111 Jahre altem Gebäude abzusehen war!

Gut, Stahlträger einbauen sollte ja kein großes Problem sein, jetzt kann es endlich losgehen! Oder? Nein, kann es natürlich nicht, denn die Firma musste erstmal laborieren, um passende Stahlträger einzusetzen, was sich dann nochmal auf ein Jahr gezogen hat, da man sich einfach nicht gekümmert hatte. Das Einzige, was die Stadt dort machen kann, ist die Firmen zu vermahnen, was sie auch tat. Fassen wir also zusammen: Der Stadt sind die Hände gebunden und die Sanierung der Toiletten verzögert sich aufgrund von bürokratischen Hürden, unerwarteten Gebäudeproblemen und mangelnder Effizienz seitens der ausführenden Firmen.

Freizeitangebote in Neustadt?

Doch nun mal ganz fern ab von Baustelle und Bürokratie:

Frau Götz, die Stammkursleiterin des Deutsch-Leistungskurses, sprach gegen Ende des Gesprächs auch ein großes Gesprächsthema der jungen Leute in Neustadt an. So stellte sie Oberbürgermeister Weigel die Frage, ob es in Zukunft nicht mehr Freizeitangebote in Neustadt für Jugendliche geben solle, da die Auswahl an Diskotheken, Einkaufszentren und Clubs im Moment doch recht mau aussähe.

Nach einem überraschten Blinzeln von Seiten Weigels antwortete dieser mit den Worten: das sei „doch keine Sache der Stadt“, sondern würde alles privat gestemmt werden. Damit hat er wohl auch recht, dennoch stellt sich da auch die Frage, ob es aber nicht sehr wohl eine Sache der Stadt wäre, für genau diese Leute Neustadt attraktiver für solche Angebote zu machen und den jungen Bürgerinnen und Bürgern nicht eine Antwort mit dem Motto „Euer Vergnügen in der Stadt geht uns nichts an“ zu geben.

Ebenfalls meinte er, dass es in früheren Jahren durchaus Diskotheken in Neustadt und Umgebung gegeben habe, dieses Angebot aber von den Jugendlichen nicht genutzt worden sei und schließlich zum Aussterben dieser Clubs geführt habe. Auf die Tatsache, dass vor drei Jahren noch eine Pandemie herrschte und es keine Möglichkeit gab, diese Orte zu besuchen und finanziell zu unterstützen, wurde überhaupt nicht eingegangen.

Unser Fazit

Der Besuch des Oberbürgermeisters schaffte, auch wenn viele seiner Aussagen und Erklärungen nicht wirklich zufriedenstellend waren, etwas Klarheit über die vielen Verzögerungen in Sachen Baustellen an unserer Schule und gab einen Einblick in die komplizierten Aufgaben der Stadt. Dennoch gab es eine entscheidende Sache in Herr Weigels Antworten, die uns und vielen Leuten aus dem Kurs fehlte: ermutigende Worte!

Auch wenn ein Oberbürgermeister eine große Menge an Aufgaben verschiedenster Art hat, so ist eine der wohl wichtigsten davon, seinen Bürgerinnen und Bürgern einen positiven Ausblick in die Zukunft zu geben und mit seinen Worten ein Gefühl von Unterstützung seitens des Rathauses zu vermitteln. Doch leider hatte man am Ende nur den Eindruck, dass die Stadt nichts machen kann, um die jetzige Situation zu verbessern, da die eigentlichen Probleme zu einem Großteil von Seiten des Landes kommen und der Oberbürgermeister nur nach diesen vorgeschriebenen Regeln spielt. Es wäre schön gewesen, hätte er uns einen Lichtblick gegeben.

Amelia Schultes und Ruben Wagner (11. Jgs.)

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