Napoleon im Kino

Im November des letzten Jahres füllte neben dem Oppenheimer Film noch ein weiteres Historiendrama die Kinokassen. Es erschien der langersehnte Napoleon-Film von Regisseur Ridley Scott, welchen sich der Geschichte Leistungskurs der 11. Jahrgangsstufe direkt einmal ansah. Auch wenn der Film von 2h 38 einige aufwändige und unterhaltende (Schlacht-)Szenen zu bieten hatte, so waren wir doch ein wenig überrascht über die Darstellung vieler historischer Ereignisse…

Historische Ungenauigkeit 

Napoleon, ein großer Mann…oder? Wenn man dem Film glauben schenkt, dann nicht. Der Napoleon aus dem Film wirkt klein und die meisten seiner Mitmenschen werden größer als er dargestellt. Denn bis heute hält sich der hartnäckige Irrglaube, dass Napoleon von kleiner Größe war. Obwohl er mit seinen 1.68 m ungefähr so groß wie die anderen seiner Zeitgenossen war.  Johann Wolfgang Goethe war beispielsweise auch gerade einmal 1.69 m groß. Dennoch ist der Mythos um seine Größe weiterhin vorhanden. Grund dafür ist der englische Illustrator James Gillray, der den Kaiser, nach der Schlacht von Waterloo, als wütendes Kleinkind darstellte.

Aber das ist leider nicht das Einzige, was im Film historisch falsch ist. So wird am Anfang des Filmes die Enthauptung von der damaligen Königin Marie-Antoinette gezeigt, bei der Napoleon direkt in den ersten Reihen anwesend ist. Allerdings befand dieser sich zum Zeitpunkt der Hinrichtung in Südfrankreich und nicht in Paris. Auch die weißen Haare, an denen der Kopf der Königin hochgehoben wird, wurden ihr im Vorfeld abgeschnitten, sodass sie kahlköpfig zu ihrer Hinrichtung stolzierte.

Auch die Szene mit der Schlacht an den Pyramiden hat so nicht stattgefunden, sondern kilometerweit entfernt davon. Darüber hinaus wären die Kanonenkugeln, die die französische Armee zu dem Zeitpunkt besaß, nicht in der Lage, die riesigen Pyramiden so zum Erschüttern zu bringen. Selbst die Schlacht, welche auf einem See in Russland spielt, hat sich in der Realität auf einem Fluss zugetragen. Darüber hinaus wurde die Schlacht, welche den Fall des Napoleons bedeutete, nicht einmal im Film erwähnt. Infolge der gegen Russland, Preußen, Österreich und Schweden verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig fing die Krone von Napoleon erst richtig an zu wackeln.

Dennoch gibt es auch historisch korrekte Aspekte im Film. Napoleon setzte sich wirklich, wie im Film, selbst die Kaiserkrone auf. Auch wird Joséphine, seine Frau, dafür verantwortlich gemacht, dass die beiden keine Kinder hatten, was schlussendlich zu der Scheidung der beiden führte. Ebenso war Napoleon Joséphine ganz und gar verfallen und hatte sie wie im Film über alles geliebt, auch wenn diese wie im Film mindestens eine Affäre hatte.

„Napoleon ist vollkommen eindimensional angelegt, der ganze Film voller sachlicher Fehler.“ – Thomas Schuler (Historiker)

Besetzung

Mit Joaquin Phoenix als Napoleon, hat der Film einen Schauspieler in der Hauptrolle, der der Welt nicht unbekannt ist. So wirkte dieser unter anderem im dem 2019 erschienenen Film „Joker“ mit. Auch Vanessa Kirby, welche die Ehefrau von Napoleon spielt, ist aus Filmen wie „Mission Impossible“, „Fast and Furious“ oder aus der beliebten Serie „The Crown“ bekannt. Rupert Everett, welcher den Englischen General Arthur Wellesley, gegen den Napoleon in seiner Finalen Schlacht in Waterloo verliert, kennt man aus Filmen wie die „Chroniken von Narnia“, „Shrek“ oder „Die Hochzeit meines Besten Freundes“  mit Julia Roberts. Mit Jannis Niewöhner hat es auch ein deutscher Schauspieler in den Film geschafft. Er spielt den Liebhaber der Kaiserin Josefine.

Die Besetzung ist unserer Meinung nach wirklich gut gelungen, da Napoleon so dargestellt wird, wie er bei den meisten Leuten bekannt ist. Physisch nicht besonders bedrohlich wirkend, aber als Kriegsherr mehr als eindrucksvoll und durchaus zielstrebig wenn es darum geht seine Armee zum Sieg zu führen. Phoenix und Kirby haben es geschafft, den Zuschauern die tiefe, aber sehr komplizierte Liebe von Napoleon und Joséphine nahe zu bringen und zu zeigen, wie schwer die Entscheidung einer Scheidung zu treffen war.

Fazit

Insgesamt kann man sagen, dass es sich lohnt, diesen Film einmal geschaut zu haben, allerdings ohne sich eine historisch korrekte Wiedergabe des Lebens Napoleons zu erhoffen. Es handelt sich um eine Hollywood Produktion, welche ihre Schwerpunkte darauf ausgelegt hat, die Zuschauer mit beeindruckenden Schlacht-Szenen in ihren Bann zu ziehen und sich viel mit der romantischen Seite des weltbekannten Generals und Kaisers beschäftigt. Wer sich also näher über die geschichtlichen Ereignisse informieren möchte, dem ist eine Dokumentation empfehlenswerter.

Leni Kaub (11. Jgs.) / Amelia Schultes (11. Jgs.)

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