13 Jahre pauken – und dann?

Die Frage war ja schon immer da. Vor drei Jahren konnte man sie ja noch leicht abtun. „Ach du hast ja noch Zeit“, hieß es von vielen Ecken.
Und jetzt stehe ich hier, planlos- aber dafür halbwegs allgemeingebildet.

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Jura, Medizin, Psychologie. Das sind die Studienfächer, die meine Mitschüler in Betracht ziehen, und doch oftmals nur halbherzig.
Wenn ich sage, dass mich Philosophie oder Politikwissenschaften interessiert, dann werde ich belächelt – Taxi fahren, das wäre dann ja eine Option. Natürlich ist das ein Witz, doch legt es etwas anderes offen: Wir sind eine Leistungsgesellschaft, eine Gesellschaft, welche sich nach der Wirtschaft orientiert. Wer BWL studiert, hat nun mal bessere Chancen als der Buchwissenschaftler.

Aber wo führt es hin, wenn ich einem solchen Studiengang nachgehe? Wo werde ich enden, in einem Büro? Täglich um 19 Uhr heimkommen, Fernsehn schauen und das – mit Blick auf die Alterspyramide – 50 Jahre lang, und wenn ich die Zeit dann habe, bin ich nicht mehr fähig, das Leben zu genießen; es ist bereits an mir vorbei gezogen, und ich selbst bin in diesem Marathon zwischen Akten hängengeblieben- wurde abgehängt, und das selbstverschuldet.

Das Buch „Café am Rande der Welt“ beschreibt dieses Phänomen genauer. Man gerät in diesen Kreislauf- denn man braucht das Kapital. Damit kann man Urlaub machen- aber nicht um des Urlaubs Willen, sondern um sich von der Arbeit, welche diesen ermöglicht hat, zu erholen.

Das Thema ist natürlich altbacken, aber gerade jetzt spielt es eine große Rolle, dieser neue Abschnitt in meinem Leben sollte bedacht gewählt werden. Ich habe immer versucht, mein bestes zu geben, aber jetzt frage ich mich – für was?

Nach dem schriftlichen Abitur bin ich nach Rom gereist, und ich denke, dies hat mit abseits von den Touristenmassen zur Erkenntnis verholfen – oder diese Krise, mit welcher sich bestimmt auch Camus oder Sartre identifizieren könnten, gerade erst verschlimmert.
Entlang des Pantheon, des Vatikans oder gar des Kolosseums ist man gewissermaßen gezwungen, über den Prolog des Menschengeschlechts zu sinnieren. Raffael, Michelangelo oder selbst die Römer: Zu was sind die Menschen fähig? Wie kann ich es auf mir sitzen lassen, mich irgendeinem Studium hinzugehen, und meine Lebensenergie in etwas zu verlieren, was nicht dem entspricht, was ich im Inneren erwarte?
Die Konfrontation mit solchen Werken der Menschheit führt zur Konfrontation mit einem selbst. Die Menschen, die mich umgaben, haben mich noch mehr hinterfragen lassen: Nonnen, die in völliger Demut beten,  sie haben gefunden, was sie suchten und gehen -soweit sich dies beurteilen lässt – darin auf.
Und ich? Ob ich Nonne werde, das kann ich nicht beantworten. Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass mein Blickwinkel sich durch diesen Besuch durchaus geweitet hat. Ich werde nicht BWL studieren, nur damit ich, mit viel Geschick, unglückliche 4000€ Netto im Monat verdiene (das beziehe ich natürlich nur auf mich selbst!). Ich werde nicht Lehramt studieren, um verbeamtet zu werden.
Zunächst werde ich versuchen, mich mehr in der Gesellschaft zu engagieren. Im Altenheim, in der Kirche; dies wurde durch den Schulstress vernachlässigt und diese „Verdrängung“, wie sie sich bei so vielen Menschen erkennen lässt, könnte durch ein Studium fortgesetzt werden. Deshalb erst einmal Pause.
„Leidenschaft“- dieses Wort, wie es in keiner anderen Sprache existiert, ist, was ich suche. Wenn ich sie in Politikwissenschaften entdecke, dann werde ich kein Taxifahrer. Genauso, wie die Leidenschaft die Maler voran brachte. So wahr mir Amor fati helfe.

Teresa D. (13. Jgs)

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