„Wir möchten, dass es überall verpflichtend an den Schulen ist“ – Bildungsministerin Hubig besucht das Reanimationsprogramm am Käthe-Kollwitz-Gymnasium

Am 12.4.2019 bekam das KKG hohen Besuch: Die Bildungsministerin des Landes Rheinland-Pfalz Stefanie Hubig besuchte eine Vorführung des Reanimationsprogramms am KKG und unterzeichnete einen Kooperationsvertrag für das Programm „Schüler retten Leben“.

Mit einem kurzen „Empfang“ durch den Gastgeber; die Schulleitung des KKG startete der Besuch. Außerdem anwesend: Professor Dierk Vagts vom Hetzelstift, der das Programm an unserer Schule initiiert hatte, Landtagsabgeordnete Giorgina Kazungu-Haß, und Vertreter der Stiftung Paula Wittenberg und der Björn Steiger Stiftung, die das Programm unterstützen. Bevor dann der Kooperationsvertrag unterzeichnet wurde und Hubig einer Vorführung des Reanimationsprogramms durch Sechstklässer unter Frau Rettenmaier und Herrn Hoffmann beiwohnte, hatte die Klartext die Chance zu einem Kurz-Interview.

Klartext: Guten Tag, Frau Hubig. Sie sind seit 2016 Bildungsministerin des Landes Rheinland-Pfalz. Wodurch haben wir Schüler das im Schulalltag bisher merken können?

Hubig: Die Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz haben das vor allem dadurch bemerkt, dass die Unterrichtsversorgung an unseren Schulen sehr viel besser geworden ist, seit ich da bin. Wir haben uns darum gekümmert, dass mehr Lehrerinnen und Lehrer eingestellt wurden. Dadurch haben unsere Lehrkräfte und damit auch die Schülerinnen und Schüler bessere Arbeitsbedingungen bekommen. Auch für die Vertretungslehrkräfte haben wir wesentliche Verbesserungen erreichen können: Sie werden jetzt auch über die Ferien hindurch bezahlt.

Und die Schülerinnen und Schüler werden es nochmal ganz konkret merken, wenn wir das Schulgesetz auf den Weg bringen. Dann wird es nämlich mehr Rechte für die Schülervertretungen in Rheinland-Pfalz geben. Ähnlich wie bei den Elternrechten wird es auch bei den Schülerinnen und Schülern ganz klare Punkte geben, bei denen sie mitbeteiligt werden müssen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist meine Regierungserklärung, die ich im Januar zum Thema Demokratie, Europa, Gedächtnis, Erinnern gehalten habe. Mein Ziel ist es, dass alle Schülerinnen und Schüler in unserem Bundesland einmal in ihrer Schulzeit entweder zu einer Gedenkstätte fahren, einen Zeitzeugen erleben, oder selbst ein Zeitzeugenprojekt machen. Außerdem gibt es künftig die Möglichkeit, dass Schülerinnen und Schüler alle zwei Jahre nach Israel fahren können. Insgesamt wollen wir die Austausche mit Israel ausbauen. Denn ich bin mir sicher: Wir müssen uns unserer Vergangenheit und der Werte unseres demokratischen Europas bewusst sein und diese nicht für selbstverständlich halten. Wenn wir unsere Demokratie verstehen und zu schätzen wissen, dann können wir auch für sie einstehen.

Außerdem habe ich die MINT-Initiative ins Leben gerufen! Wir stärken Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik von der Kita bis zum Schulabschluss. Denn noch immer begeistern sich zu wenige Schülerinnen und Schüler für diese Fächer und noch immer wählen zu wenige, insbesondere junge Frauen, MINT-Berufe. Mit meiner MINT-Initiative werden wir das ändern und machen Rheinland-Pfalz zum starken MINT-Land!

Sie sehen, es gibt viele Punkte und ich könnte hier noch Stunden weitererzählen, aber das würde den Rahmen sprengen.

Klartext: Heute sind Sie ja hier zu einem bestimmten Anlass – einige Schulen wie zum Beispiel unser Käthe-Kollwitz-Gymnasium schreiben sich das Thema Erste Hilfe sehr groß auf die Fahne. Wie lässt sich dieses Thema nun schulübergreifend in den Unterricht einbinden?

Hubig: Es ist toll, dass das Käthe-Kollwitz-Gymnasium hier vorangeht. Ihre Schule leistet hervorragende Arbeit im Bereich Erste Hilfe. Im Kern geht es darum: Was passiert, wenn jemand plötzlich zusammenbricht, was kann man tun, wer kann reagieren? Und das ist nicht nur für dieses Gymnasium wichtig, sondern natürlich für alle Schulen in Rheinland-Pfalz. Wir fangen bei mehr als 200 Schulen an, das zu machen, was in Neustadt schon passiert – nämlich Lehrkräfte auszubilden, damit sie dann ihre Schülerinnen und Schüler ausbilden können beim Retten von Menschen.

Klartext: Und im Unterricht?

Hubig: Das Thema kann man in verschiedenen Fächern setzen. Man kann das in Biologie machen – wir sehen das ja gleich bei den Sechstklässlern, die den Blutkreislauf lernen. Man kann es aber auch im Sportunterricht machen. Gerade im Sportunterricht spielt Erste Hilfe eine große Rolle. Erst kürzlich gab es eine Entscheidung über einen Fall in Hessen, in dem ein Junge im Sportunterricht umgefallen ist und nicht reanimiert wurde. Dadurch hat der junge Mann erhebliche Gesundheitsschäden erlitten.

Klartext: Nachher werden Sie ja eine Kooperationsvereinbarung unterschreiben – was steht denn drin?

Hubig: Es ist eine gemeinsame Verpflichtung des Landes Rheinland-Pfalz, der Björn Steiger Stiftung und der Stiftung Paula Wittenberg. Wir als Land geben 80.000 Euro dazu und kümmern uns darum, dass das Thema Reanimation an unseren Schulen umgesetzt wird. Die Björn Steiger Stiftung und die Stiftung Paula Wittenberg stellen diese Reanimationspuppen zur Verfügung, kümmern sich um die Fortbildungen und um die Logistik, dass das alles gut läuft. Das steht da drin und das wollen wir gemeinsam für Rheinland-Pfalz ausrollen.

Klartext: 80.000 Euro sind ja verglichen zu den Beiträgen, die von den Stiftungen geleistet werden eher gering. Woran liegt das?

Hubig: 80.000 Euro für ein Einzelprojekt ist für einen Landeshaushalt nicht wenig, das muss man im Verhältnis sehen. Außerdem setzen wir auch unsere Lehrerinnen und Lehrer ein – das ist ja auch eine ganze Menge an personellen Ressourcen. Die beiden Stiftungen geben rund 1,5 Mio. Euro. Ich möchte mich gerne für den nächsten Landeshaushalt dafür einsetzen, dass wir mehr Geld bekommen, so dass wir noch mehr Schulen an dieses tolle Projekt anschließen können.

Klartext: Haben Sie eine Prognose? Wie schnell geht sowas?

Hubig: Naja, wir haben 1600 Schulen in Rheinland-Pfalz, ungefähr 960 davon sind Grundschulen, d.h. wir reden über etwa 750 weiterführende Schulen, einschließlich der Berufsbildenden. Jetzt haben wir schon 200 Schulen im Projekt, bleiben 550 übrig, wenn wir die im nächsten und übernächsten Jahr packen würden, wäre es super.

Klartext: Und geldtechnisch?

Hubig: Und geldtechnisch haben wir mal ausgerechnet: Das kostet für jede Schule an Sachmitteln ungefähr 1.000 Euro. Dann kommen noch die Fortbildungen mit dazu, wenn man das also auf die verbleibenden 500 Schulen umrechnet, sind das schon mal etwa 500.000 Euro an Sachmitteln. Wir müssen schauen, inwieweit wir unsere Mittel erhöhen können, so dass wir alle Schulen einbeziehen können.

Klartext: Das sind jetzt einzig und allein die Sachmittel. Das ganze Projekt baut aber vor allem auch auf freiwilligem Engagement von ehrenamtlichen Engagierten wie hier Prof. Vagts. Wie möchte man die denn belohnen und motivieren, damit auch in anderen Städten Ehrenamtliche mitmachen?

Hubig: Professor Vagts und auch die beiden Stiftungen haben eine große Motivation und einen starken Eigenantrieb für das, was sie tun. Wir schätzen ihre Arbeit sehr. Wir sind uns einig, dass wir alle Schulen in Rheinland-Pfalz entsprechend fit machen wollen. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ministerium müssen jetzt prüfen, wie wir das hinbekommen können. Klar ist: Wir wollen uns finanziell stärker engagieren! Aber klar ist auch: Wir haben auch noch viele andere Projekte und unsere finanziellen Möglichkeiten sind nicht unbegrenzt. Seien Sie aber ganz sicher, mir ist es ein Herzensanliegen, bei diesem Thema weiterzukommen. Dafür setze ich mich ein!

Klartext: Vielen Dank für dieses Gespräch.

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