Wieso geschieht so etwas gerade jetzt, kurz nach der jüngst bekannt gewordenen Mordserie der Zwickauer Terrorzelle? Wer lässt sich zu einer solchen Straftat hinreisen? Und warum scheint es keinem aufgefallen zu sein? Diese und noch weitere Fragen erörterte ich zusammen mit der „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ -AG unter der Leitung von Frau Rothschuh, nachdem das Schild der AG vor der Schule verunstaltet worden war und in der Umgebung des Gymnasiums Hakenkreuze an die Hauswände gesprüht worden waren.
Als die Schmierereien entdeckt wurden, schaltete die Schulleitung sofort die Polizei ein. Frau Rothschuh machte gleich zu Anfang klar: Rassistische und nationalsozialistische Symbole auf Schilder und Hauswände zu sprühen stellt einen Straftatbestand dar und ist kein (!) Kavaliersdelikt oder „Dummer-Jungen-Streich“! Die AG-Mitglieder zeigten sich auch persönlich sehr betroffen. Seit nun schon einigen Jahren setzen sie sich für mehr Toleranz ein und opfern ihre Freizeit, mit Spaß am Engagement für immer neue Projekte. Die Straftat wurde unmittelbar in der Zeit nach der bundesweiten Gedenkfeier für die Opfer des „Nazi-Trios“ verübt, was sie noch schockierender macht. Doch nicht nur der Vorfall an sich beschäftigt momentan die „SoR-SmC“-AG, sondern auch die Reaktion beziehungsweise die „Nicht-Reaktion“ der Schulgemeinschaft.
Das nun wieder gereinigte Schild, leider sieht es deutlich mitgenommen aus.
Fragt man einige Schüler, so zeigt sich, dass kein großes Interesse an dem Vorfall besteht, oft wird er auch als simpler Streich abgetan. Die Schüler bemerkten teilweise nicht einmal etwas und wurden auch sonst nicht darauf hingewiesen. Bei Verschmutzung der Toiletten oder der Rasenfläche wurde damals sofort reagiert: Aushänge, Informationen auf dem neuen Mediaboard etc., um solche Taten zu verurteilen und in Zukunft zu vermeiden. Stellt denn der Vandalismus am Schild vor der Schule keine zu verurteilende Handlung dar?! Es heißt schließlich „SCHULE ohne Rassismus…“, das bedeutet eigentlich, dass die Schule sich geschlossen gegen solche Taten stellen sollte. Die AG-Mitglieder möchten nun mit der Schulleitung, die sich für eine schnelle Beseitigung der Schmierereien und eine Anzeige bei der Polizei gegen unbekannt gekümmert hat, zusammenarbeiten, um hier Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen, was eindeutig ein wichtiger Schritt ist. „Uns fehlt die allgemeine Empörung in der Schulgemeinschaft über eine solche Tat,“ sagte eine Schülerin der „SoR-SmC“. In eine Ohnmacht zu fallen oder zu versuchen das Vorgefallene zu verniedlichen, ist in den Augen der AG-Mitglieder nicht der richtige Weg.
Doch vielleicht war es gar keine politisch motivierte Tat? Auch das ist eine Frage, die sich stellt. Das Problem hierbei ist: Auch wenn sie nicht politisch motiviert war, so sendet sie doch eindeutig politische Signale. Ein Hakenkreuz steht nicht für einen Streich, sondern ist – im Kontext der deutschen Geschichte – für das Symbol des Dritten Reichs, welches 6 Millionen Juden ermorden ließ. „Man hat kein Herz wenn man meint, dass so etwas ein Scherz ist. Es ist vor allem herzlos gegenüber den Angehörigen der Opfer der NSU.“ , meinen die Schüler der AG.
Die „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage “-AG plant nun ein Treffen mit Herrn Whittaker, um Mittel und Wege zu besprechen, wie man die Schülerschaft darauf hinweisen kann, was hier passiert ist. Auch die SV unterstützt dieses Vorhaben. Denn aus der Geschichte weiß man, was passieren kann, wenn man nur zusieht und nicht entschlossen handelt.
Anscheinend ist rechtes Gedankengut wieder auf dem „Vormarsch“. Der DFB (Deutscher Fußball Bund) bekennt sich offen dazu, dass es zunehmend Probleme mit Rechtsextremen und rechten Parolen in Stadien gibt. Doch auch in anderen Kreisen werden Sprüche wie „Du Jude“ wieder „salonfähig“. Das ist eine erschreckende Entwicklung. Wir müssen aufpassen, dass man nicht vergisst, wozu solche Parolen führen können. Der Klartext berichtete schon einmal zu diesem Thema (Gegen Rechts – Kompetent für Demokratie!).
Um solchen Taten entgegenzuwirken, plant die „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ – AG an einem besonderen Wettbewerb teilzunehmen. Es handelt sich um den „Trialog der Kulturen – Schulwettbewerb“ der Herbert-Quandt-Stiftung. Der Trialog bezieht sich hier auf die drei monotheistischen Weltreligionen: Christentum, Judentum und den Islam. Der Wettbewerb soll Vorurteile in Zukunft vermeiden und das Wissen sowie die Beziehung zwischen den Religionen vertiefen und stärken. Bis Ende April können Projektideen eingereicht werden, das Thema lautet: Natur-Kreatur-Mensch. Danach werden die besten Ideen ausgewählt, um sie unter finanzieller Hilfe der Stiftung umzusetzen. Die Bearbeitungszeit dauert dann ein Jahr, um in diesem Zeitraum ein umfassendes Projekt zu erarbeiten. Außerdem winkt ein fünfstelliges Preisgeld. Interessierte und engagierte Schüler, die gerne bei diesem Projekt helfen möchten oder eine zündende Idee haben, sind gerne dazu eingeladen mitzumachen: einfach bei der „SoR-SmC“- AG melden!
Wir hoffen, dass in Zukunft keine weiteren Schmierereien an unserer Schule (oder im Umkreis) auftauchen und selbst wenn es geschieht, die Schülerschaft dann geschlossen die Tat verurteilt und das weltoffene Bild der Toleranz unserer Schule hochhält!
Jonas-Luca König (MSS12-SV)
*Update* Die Firma „Nino“ erneuert kostenlos unser Schild und es wird einen „Graffiti“-Schutz erhalten. Wir bedanken uns für so viel Einsatz!