Am 24. September werden mit der Oberbürgermeistewahl die Weichen für die Zukunft Neustadts gestellt – und da gibt es einiges zu stellen: Für uns Jugendliche ist Neustadt noch immer zu wenig attraktiv; dazu kommt der an allen Schulen doch sehr beklagenswerte Bauzustand. Und so wollten wir von allen drei Kanidaten wissen, was ihre Ziele für Neustadt bezüglich dieser Punkte sind.
Redaktion: Sehr geehrter Herr Röthlingshöfer, sehr geehrter Herr Weigel, sehr geehrter Herr Bender. Viele Schülerinnen und Schüler, die dieses Mal zur Wahlurne gehen dürfen, würden gerne erfahren, was Sie aus Ihrer Sicht für das Amt geeignet macht.
Herr Weigel: Ich verbinde die Perspektive eines jungen Neustadters, der mehr aus seiner Heimatstadt machen möchte, mit kommunalpolitischer Erfahrung. Die Mischung aus Jugend und Erfahrung und eine hohe Motivation und Leistungsbereitschaft zeichnen mich besonders aus.
Mit 55 Jahren bin ich der älteste Kandidat (was mancher auch kritisch hinterfragt). Nach Jura-Studium, Anwaltstätigkeit und Bürgermeisteramt bringe ich unstreitig eine hohe Fachkompetenz mit, die braucht man bei über 900 Mitarbeitern und mehr als 130 Millionen Jahresumsatz. Nach 20 Jahren als Neustadter Bürgermeister möchte ich in Zukunft meine zahlreichen Ideen und Vorstellungen für alle Bereiche der Stadt ein gutes Stück freier verwirklichen können. Der erste wichtigste Schritt dazu: Kommunikation nach innen und außen verbessern.
Unsere Stadt hat wunderbare Potentiale, die nicht optimal genutzt werden. Ich werde die Bürgerinnen und Bürger und unsere Gäste wieder für Neustadt begeistern. Durch meine kommunalpolitischen Erfahrungen im Stadtrat und verschiedenen anderen Gremien habe ich eine sehr gute Kenntnislage über das, was in Neustadt an Entscheidungen, Reformen, Veränderungen angepackt werden muss. Gleichzeitig bin ich nicht Teil der Gruppen, die in der Vergangenheit die Verantwortung für die Entwicklung unserer Stadt hatten. Ich bringe den frischen Wind nach Neustadt, den wir so dringend brauchen. Als Unternehmer trage ich die Verantwortung für die Zufriedenheit meiner Kunden, die Motivation meiner Mitarbeiter und auch für den Erfolg meines Unternehmens. Ich muss täglich Lösungen für Herausforderungen finden und das funktioniert nur zufriedenstellend, wenn ich mich nicht zurückziehe auf: „Das haben wir noch nie so gemacht.“ oder „Das geht nicht!“. Ich möchte gemeinsam mit den Beteiligten neue Wege suchen und finden. Als Unternehmer denke ich in Chancen und in Gestaltungsmöglichkeiten. Meine Devise ist: Zuhören – Verstehen – Kommunizieren – Umsetzen. Und genau das ist es, was mich unterscheidet und auch das, was mich zum passenden Kandidaten für dieses verantwortungsvolle Amt macht.
Redaktion: Sie alle kommen aus Neustadt. Was verbinden Sie mit Ihrer eigenen Schulzeit?
Herr Röthlingshöfer: Zweifelsohne Höhepunkt war ein Beinah-Schulausschluss-verfahren wegen einer Zeitung, „Sumsel“, die wir damals gemacht hatten. Ohnehin war meine Zeit auf dem Leibniz-Gymnasium spannend, auch als Klassensprecher, in der Schülervertretung und als Schülerzeitungsredakteur. An was ich mich richtig gerne erinnere, sind die vielfältigen sozialen Kontakte. Daraus sind einige Freundschaften bis heute entstanden. Und natürlich sind die damaligen Klassenfahrten auch heute noch ein guter Fundus für so manche kurios-lustige Geschichte.
Herr Weigel: Ich war wie alle Kandidaten Schüler des Leibniz-Gymnasiums und habe meine Schulzeit dort sehr genossen. Ich habe mich schon damals in der Schülervertretung engagiert und meine Freude am Organisieren und Repräsentieren ist sicher auch auf meine Schulzeit zurückzuführen.
Herr Bender: Auch ich war Schüler am Leibniz. Wenn ich daran zurückdenke, fällt mir zuerst ein, dass meine Freunde und ich dort sehr viel gemeinsam gemacht haben. In und nach der Schule. Wann im Leben hat man so viel Raum, um zu lesen, zu lernen, zu experimentieren, frei zu debattieren und sich mit den Freunden zu treffen, etwas zu unternehmen. Ok, hin und wieder auch anzustellen. Richtig klasse war dann meine Zeit in Oberstufe. Mehr Freiräume, spannendere Themen im Unterricht, größere Gestaltungsfreiräume auch in der Schule. Mein Kunstlehrer damals hat mich sehr geprägt. Er hat mein Interesse am Theater und vor allem am Theaterspiel geweckt. Eine Leidenschaft, die mich bis heute begleitet.
Redaktion: Viele von uns verbinden mit unseren Schulen vor allem baufällige, schlecht ausgestattete Räumlichkeiten. Die Neustadter Schulen sind in einem teilweise stark renovierungsbedürftigen Zustand. Auch Eltern kritisieren diesen Sachverhalt. Was möchten Sie konkret dagegen tun?
Herr Bender: Wir haben in Neustadt Grundschulen, deren Toilettenanlagen marode sind. Wir haben in Neustadt Turnhallen, die wegen löchriger Dächer nicht genutzt werden können. Wir haben in Neustadt einen umfassenden Renovierungsstau bei den Schulen. Dazu kommen Mängel in der Unterrichtsausstattung und in der Internetversorgung. Ich halte das für völlig inakzeptabel. Wenn mir die Verantwortung des Oberbürgermeisters übertragen wird, werde ich einen Sanierungsplan für unsere Schulen auflegen und die Medienausstattung unserer Schulen modernisieren. Das Argument, dass wir keine Möglichkeit für eine moderne Infrastruktur haben, weil dies Investitionen erfordert, kann ich nicht nachvollziehen. Es ist die Aufgabe der Politik, die Einnahmenseite der Stadt z.B. durch Gewerbeentwicklung so zu verbessern, dass Neustadt seinen originären Aufgaben nachkommen kann.
Herr Röthlingshöfer Neustadt hat 20 Schulstandorte, viele stammen aus den siebziger Jahren. Jahr für Jahr fließen Millionen in die Sanierung, ebensolche Beträge müssen auch in Zukunft investiert werden. Manches müsste schneller gehen, aber Sanierungen von Gebäuden benötigen nun mal ihre Zeit. Meine Priorität Nr. 1: Ganz schnell ein Konzept für eine bessere EDV-Infrastruktur an den Neustadter Schulen.
Herr Weigel: Da ich selbst Lehrer bin, kenne ich die Situation sehr gut und beklage dies ebenfalls. Ich werde einen Sanierungsplan aufstellen, der den Schulen eine klare Perspektive gibt und das Problem so schnell wie möglich angehen und lösen.
Redaktion: Schule ist natürlich für uns nicht alles. In Neustadt gibt es noch immer zu wenig Angebote für Jugendliche; diese Zustandsbeschreibung hört man bei vielenJuegendlichen und selbst ältere sagen das. Was ist Ihre Vision für ein jugendliches Neustadt?
Herr Weigel: Es kommt darauf an, über welche Art Angebote man spricht. Wir haben ein reges Vereinsleben in Sport und Kultur, viele Weinfeste mit kostenlosen Musikangeboten, bekommen sehr bald ein neues Kinocenter und haben aktuell zwei Clubs in der Stadt, die von den Jugendlichen auch angenommen werden sollten, damit sie am Standort bleiben. Was fehlt sind Freizeiteinrichtungen wie die Landauer Kletterhalle oder das Sealive in Speyer. Außerdem ist die Innenstadt abends nicht so lebendig, wie ich mir das wünsche. Ich möchte als Oberbürgermeister insgesamt mit Neustadt einen Imagewandel erreichen und ein Klima schaffen, in dem sich junge Menschen, Freizeiteinrichtungen und Unternehmen hier gerne ansiedeln.
Herr Röthlingshöfer: Das kommerzielle Freizeitangebot hat sich in den Jahren deutlich verbessert. Jüngster Zuwachs ist die Suite, mit der die Kulturabteilung der Stadt im kommenden Jahr Konzerte anbieten wird. Mit Querfälltein haben wir eine sehr aktive Plattform für junge Kultur in unserer Stadt geschaffen. Was jetzt noch fehlt, ist ein nichtkommerzieller Treffpunkt. Deswegen suchen die „engagierte Jugend“ und wir aktuell nach einem Standort für ein Jugendzentrum, das selbstverwaltet funktionieren soll.
Herr Bender: Meine Vision für ein jugendliches Neustadt ist, dass es von Jugendlichen mit gestaltet wird. In Neustadt reden viele Lokalpolitiker, die der Rente näher stehen als dem Schulabschluss, über die angeblichen Bedürfnisse der Jugend. Ich halte das für falsch. Deswegen lädt die SPD Neustadt jährlich die Schülervertreterinnen und Schülervertreter zum Informationsaustausch ein, und bringt die Forderungen und Vorschläge der Jugend in die Lokalpolitik ein. Aus den Ergebnissen dieser Zusammenarbeit ergeben sich meine Ziele für ein jugendliches Neustadt. Wichtig ist mir die Einbindung der Jugend in die Entscheidungsfindung der Kommune. Dies kann z.B. durch ein Jugendparlament erfolgen. Ganz konkret werde ich die folgenden Projekte angehen: Wir müssen ein Jugendzentrum in der Stadt etablieren. Hier müssen auch Freizeitmöglichkeiten für U18 eingerichtet werden. Wir fordern das als SPD-Fraktion seit Jahren, wenn ich Oberbürgermeister bin, kann ich diese Forderung endlich direkt umsetzen. Neustadt braucht genügend Orte, an denen sich Jugendliche treffen können und Freizeitangebote für Jugendliche, die sie wirklich interessieren. Ich halte es für notwendig, dass wir in Neustadt Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche bereit stellen, die es jungen Menschen möglich machen, in ihrer Heimatstadt zu bleiben. Vor allem aber geht es mir um Mitbestimmungsmöglichkeiten für Jugendliche, damit sie Teil der Veränderung werden können. Meine Antwort auf die Frage ist also eher eine Gegenfrage: Was ist Eure Vision von Neustadt und wie kann die Lokalpolitik Euch dabei unterstützen?
Redaktion: Herr Röthlingshöfer, Herr Weigel, Herr Bender. Wir danken Ihnen, dass Sie sich für Klartext-Online Zeit genommen haben und wünschen Ihnen alles Gute! Vor allem aber: Vergessen Sie nicht unsere Anliegen, wenn Sie gewählt werden!