Liebe Schülerinnen und Schüler,
wie ihr sicherlich mitbekommen habt, wird im Stadtrat offen darüber nachgedacht, unsere Schule ans Böbig zu verlagern, natürlich ohne uns vorher überhaupt gefragt zu haben; gezielt vor den Osterferien in der Zeitung platziert, stieß Herr Röthlingshöfer, der Neustadter Bürgermeister, erneut mit dieser Idee vor. Die Rheinpfalz verstärkte das Ganze mit Überschriften wie „Kein Aufschrei wegen Schultausch-Idee“ (19.3.2013) und deutlichen Kommentaren („Eine Chance für beide Schulen“, 16.3.2013); Nach dem Motto: Stellt euch halt nicht so an. Wir, die SV, wollen nun dazu Stellung nehmen.
Ins Rollen gebracht hat das Ganze die Beliebtheit unserer Schule: Wie auch im letzten Jahr gab es sehr viele Anmeldungen (130), was den Anmeldungsandrang auf die anderen beiden Gymnasien mit Abstand übertrifft, aber das Käthe hat Platzmangel. So müssen die Oberstufenschüler, teils mehrere Male in der Woche, den Weg zur Westschule antreten. Dies hat die Schulleitung dazu bewogen, die Bitte für einen Anbau am Käthe zu stellen, um die bisher drei fehlenden Räume, die man in der Westschule vorfindet, selbst stellen zu können. Gerade wegen des Käthe-Gebäudes und des positiven Rufs entscheiden sich viele Eltern doch für das Käthe. Die Vorteile, die der Standort bietet, lässt Frau Hammann, Schulleiterin der Realschule plus, übrigens außen vor (vgl. Rheinpfalz-Artikel vom 19. März 2011): zehn Minuten Fußmarsch zum Hauptbahnhof, mit breiter Busanbindung, direkt an der Innenstadt gelegen, auch nahe am Wald; der Sonnenweg und die schönen Weinberge sind leicht zu erreichen – genauso wie die Streuobstwiese. Außerdem ist das KKG nicht weit entfernt vom Schwimmbad und der Sportanlage. Und da soll das KKG in das „rustikale“ Gebäude nahe dem Industriegebiet umziehen? Nur wegen des Platzmangels? Nur deswegen, weil das Käthe so beliebt ist, sollen wir bestraft werden? Das leuchtet nicht ein. Gerade deswegen müssten wir doch finanziell unterstützt werden!
In einen Anbau zu investieren, wäre das Beste für alle Beteiligten. Man könnte alle Anmeldungen wahrnehmen und den Charakter einer Schule in Ehren halten.
Finanziell sparen würde man bei einem Tausch so oder so recht wenig, denn das Böbig muss trotzdem grundsaniert werden. Beim Bau des Schulzentrums Böbig wurde geschlafen, denn die spezielle Bauweise erfordert nun, um den Anforderungen der neuen Brandschutzverordnung gerecht zu werden, einen kostenintensiven Umbau oder gar einen Abriss der Schule. Grund dafür sind drei gegen Feuer nicht ausreichend gesicherte Fluchtwege. 20 Millionen würde „der Spaß“ in etwa kosten, aber aktuell sind ja die Räumlichkeiten der Schule zurzeit nur mit circa 60% ausgelastet. Dieser Anmelderückgang der Realschule plus ist das eigentliche Problem, was meines Erachtens an der letzten Schulreform liegt, denn der Andrang auf Gymnasien wächst, doch die Geburtenjahrgänge werden immer kleiner. Somit stellt sich die Frage: Werden entweder die Jahrgänge verhältnismäßig immer schlauer oder schickt einfach jeder sein Kind auf ein Gymnasium? Was ist aus dem ehemals hoch-angesehenen Realschulabschluss geworden, dass die Eltern ihre Kinder nicht mehr auf eine Realschule plus schicken wollen?
Ein Anbau ans KKG ist jedenfalls im Haushaltsplan für 2016 bereits vorsorglich eingetragen worden. Vier Klassensäle würden gebaut werden. Die Kosten belaufen sich auf etwa 300.000 Euro. Peanuts im Vergleich zum Böbig-Neubau, oder? Des Weiteren müssen aber auch 200.000 Euro aufgrund der neuen Brandschutzverordnung in das Käthe investiert werden, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Generell stelle ich die neueste Brandschutzverordnung in Frage. Warum sind denn die aktuellen Absicherungen im Brandfall plötzlich nicht mehr ausreichend? Nicht nur im Käthe muss nachgebessert werden. Insgesamt muss nur die Stadt Neustadt etwa 1,3 Millionen Euro aufbringen, um alle Schulen, ausgenommen das Schulzentrum Böbig, der neuen Verordnung anzupassen. Gerade die elf Grundschulen fallen hier sehr ins Gewicht. An dieser Stelle muss sich der Bund fragen, ob er den Bundesländern und Kommunen mit dieser neuen Verordnung nicht das Genick bricht und ein Bestandsschutz nicht besser wäre. Man kann ein gewisses Sicherheitsrisiko nie ausschalten, nirgends. Man kann es verringern, ja. Aber zu welchem Preis? In dem heutigen Jahrhundert, in dem die Länder, Bundesländer und die Kommunen Gelder ausgeben, die sie noch nicht einmal besitzen, sollte man die Frage nach dem wirtschaftlichen Nutzen stellen! Überlege man nur, was man mit 20 Millionen in Neustadt alles anstellen könnte: die Stadt weiter verschönern, Gebäude sanieren, den ehemaligen Karstadt-Komplex aufkaufen und wieder herrichten ….
Natürlich kann man „überall gute Schule machen“(Zitat, Rheinpfalz, 16.3.2013), Herr Röthlingshöfer. Natürlich kann man die Käthe-Schüler auch im Böbig unterrichten. Doch ich bestehe auf Traditionsbewahrung! Man sollte doch nicht die Werte einer Schule, die einen ganz eigenen Charakter über das letzte Jahrhundert hinweg entwickelt hat, einfach so zu Nichte machen.
Sie sagten, dass ein Wechsel des Standorts Emotionen erwecke. Natürlich: Eltern – übrigens alles potentielle Wählerinnen und Wähler – meinten zu mir, dass man solch einen Tausch doch nicht machen, da man mit einer Tradition brechen würde.
Wenn es nur um den Anbau geht, laufen wir alle lieber täglich einmal zur Westschule und zurück. Wenn dies der Preis ist, um eine Traditionsschule aufrecht zu erhalten, kann ich damit leben!
Aber halt: Ich habe einen besseren Vorschlag für Sie: Legen Sie doch gleich alle drei Gymnasien und die Realschule Plus unter ein Dach, als riesige Gesamtschule, so groß, dass man sich untereinander gar nicht kennt und sich kein richtiges Gemeinschaftsgefühl mehr entwickeln kann; aber billig wäre es, genau richtig, denn Tradition darf wohl nichts kosten.
Eure SV (Nicolas Müller, Jgs. 11)