Es ist der Jahrhundertsommer 2003 in Berlin. Eine Stadt befindet sich im Umbruch, sozial wie auch finanziell. „Berlin ist arm, aber sexy“, sagt der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und prägt damit das Image von Berlin nach der Jahrtausendwende. In der mit Kriminalfilm- und Coming-Of-Age-Anleihen angereicherten Milieustudie „Sonne und Beton“ unter der Regie von David Wnendt werden die Schattenseiten unserer Gesellschaft gezeigt. Im Brennpunktviertel Berlin-Gropiusstadt verbringen die Freunde Lukas, Julius, Gino und Sanchez ihren Sommer nicht mit Urlaub in der Karibik, sondern sie müssen sich den Herausforderungen des sozial schwachen Großstadtdschungels stellen.
Handlung
Berlin-Gropiusstadt, Rekordsommer 2003: ein sozialer Brennpunkt, wie er im Buche steht. In Parks stehen Dealer in dunklen Ecken, Zigarettenstummel und Glasscherben bedecken den Boden, das Gras wächst kniehoch und die Hitze macht einem zu schaffen. Die schweißtreibende Hitze ohne jeglichen Wind steht zwischen den Hochhäusern und zwingt die Menschen nach draußen, so auch Lukas und seine Freunde Julius und Gino.
Eines Tages kann Lukas nicht in die Schule gehen, da er seinen Schülerausweis vergessen hat; ohne Schülerausweis keine Schule, so die Regeln! Verärgert geht er mit seinen Freunden in den Park, in der schwülen Tristesse leben sie in den Tag hinein, Geld ist jedoch kaum da, da ihre Eltern arbeitslos sind. Jedoch wollen sie Gras kaufen, was ihnen zum Verhängnis wird. Die Drei geraten zwischen die Fronten zweier ausländischer Drogenbanden. Mit blutiger Nase kann sich Lukas gerade noch so retten, doch bei Frieden soll es nicht bleiben. Er soll 500 Euro Schutzgeld zahlen und das schon gleich einen Tag darauf. Lukas hat das Geld nicht, doch Schulkamerad Sanchez weiß die Lösung. Ihre Schule soll hochmoderne Computer geliefert bekommen…
Buchvorlage und Produktion
Die Vorlage für den Film ist der autofiktionale Debütroman „Sonne und Beton“ von Stand-Up-Comedian und Moderator des Podcasts „Gemischtes Hack“ Felix Lobrecht. Teile des Films spiegeln Lobrechts eigene Lebensgeschichte wider: Felix Lobrecht ist kein gebürtiger Berliner, sondern ist im nordrhein-westfälischen Mettingen NRW geboren und mit fünf Jahren, nach dem Tod seiner Mutter, mit seinem Vater nach Berlin-Gropiusstadt gezogen. So hatte er selbst Bezug zur Gegend und deren Situation beim Schreiben des Buches gehabt, was nicht nur das Buch sehr realitätsnah und authentisch gemacht hat, sondern auch den Film. Man hat oft im Film das Gefühl, man sei mitten im Geschehen, denn es fühlt sich erschreckend echt an.
Filmfiktion oder traurige Realität?
Der Film spielt in Berlin-Gropiusstadt, einem sozialen Brennpunkt mit hoher Kriminalitätsrate und mangelnden Bildungschancen. Hier leben viele Jugendliche in schwierigen familiären Verhältnissen. Die Gegend ist durch Armut und Arbeitslosigkeit geprägt, was die Perspektiven junger Menschen auf eine erfolgreiche Karriere einschränkt. Die prekäre finanzielle Lage einiger Familien begünstigt kriminelle Aktivitäten und schlechte Freundschaften, die junge Menschen in eine Abwärtsspirale ziehen können. Neben der Arbeitslosigkeit scheint die mangelnde Bildungsinfrastruktur ein weiteres großes Problem zu sein. Wenige Ressourcen stehen zur Verfügung, um Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen zu unterstützen. Der Film veranschaulicht diese Probleme eindringlich, indem er etwa Schulverweigerer zeigt, die keine Chance auf einen regulären Abschluss haben. Somit präsentiert der Film sehr realitätsnah die Umstände des Aufwachsens in solchen Brennpunkten, welche nicht nur in Berlin vorhanden sind, sondern auch in anderen Großstädten.
Fazit
Zusammenfassend ist zu sagen, dass „Sonne und Beton“ ein Film für jeden ist, der es wagt, auch einen Film ohne Happy End, ohne schöne Kulisse und ohne nette Handlung zu sehen, sondern sich auf raue Realität einzulassen. Schon innerhalb der ersten Minuten wird man mit Vulgärsprache und Brutalität unter Jugendlichen konfrontiert. Wer hier ein „Christiane F.“ der Neuzeit erwartet, dem soll gesagt sein, es ist extremer. Der Film wird zwar als Coming-of-Age- und Kriminalfilm beschrieben, ist eher aber eine teilrealistische Dokumentation. Der Film ist eine perfekte Vorlage für all diejenigen die sich darauf einlassen, die düstere Seite der Gesellschaft zu sehen. Der Film ist aber nicht nur düster und rau, sondern lässt einen auch ab und an schmunzeln. Kurzum: sehenswert! Wem diesen Film gefallen hat, dem kann ich nur die Serie „4 Blocks“ empfehlen, welche unteranderem bei Amazon Prime Video verfügbar ist.
Ruben Wagner (10. Jgs.)