Schulleben

Secrets of K. (Kapitel 1)

Secrets of K.


Kapitel 1:

Tiefe. Schwärze. Leere: allumfassende Leere. Niemand, der mich sieht, hört, mir helfen kann. Ich bin allein. Ganz allein. Plötzlich ein Schrei: „Du wirst dafür in die Hölle kommen!“

Sie schrie auf und schlug schweißgebadet wild um sich. Ich kann das nicht mehr, dachte sie sich und war so im nächsten Moment auch wieder in der Realität angekommen. Sie tastete sich vor, das unangenehme Hell ihres Handys zwang sie zum abrupten Zusammenkneifen ihrer Augenlider. Sie drückte die Kurzwahltaste, unter der ihre Freundin eingespeichert war – und zögerte… Sei nicht blöd, noch weiß es keiner. Auch wenn du gerade kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehst, dir klar wird, dass dein schlimmster Albtraum wahr geworden ist: Sag es niemandem! Sie schloss die Augen und versuchte einzuschlafen. Dieser Sommer hatte alles verändert. Einfach alles!

Von einem leichten Morgenrot beschienen wirkte sie gar nicht so alt und zusammengeflickt, manch einer dachte sich, dass sie eigentlich doch recht hübsch anzusehen war. So unschuldig. Majestätisch. Eine Dame im besten Alter.

Rund tausend Schüler verbanden mit ihr aber vor allem eins: Schulstress, reparaturbedürftige Toiletten und heute um 7.55 Uhr, als der Gong durch das von aufgeregtem Geplapper gefüllten Schulhaus hallte und dieses unterbrach, vor allem eines: das Ende der zuvor so heiß ersehnten Sommerferien.

Die besten Freundinnen Julia, Anna, Paula und Tina liefen durch den Altbauflur. Wieder mal sechs Wochen Ferien vorbei. Ihrer besten Freundin Katherina, kurz „Kathi“ genannt, die immer notorisch zu spät kam, hatte ihnen schon am Sonntagmorgen zuvor per Whatsapp mitgeteilt, dass Sie mit einer Erkältung zu Hause läge und erst Ende der Woche starten könne. Ihren Spruch mit einem kurzen „Typisch Kathi…immer zu spät“ konnten sich die vier deshalb auch heute nicht verkneifen.

Die vier gingen nun seit der siebten zusammen in eine Klasse. Auch wenn es immer mal wieder kleine und größere Streitereien gegeben hatte, waren sie doch unzertrennlich. „Wir sind froh, Anna, dass Du dich wieder mit Kathi verträgst. Es war auch echt Zeit, dass sie sich bei dir für das Ausspannen deines Freundes entschuldigt“, sagte Julia, die vor allem damit beschäftigt war, ihre neue Frisur im Taschenspiegel zu begutachten. Anna antwortete mit leicht sarkastischem Unterton: „Ja, ja, alles Schnee von gestern… Paula, Du hast ihr ja auch das mit dem fiesen Streich vor den Ferien verziehen.“ „Ja, aber dein Erlebnis war schon krasser“, antwortete diese schüchtern wie immer. „Mädels, Schluss mit dem Geplapper. Der Unterricht fängt an!“, fuhr Tina die Runde an. Sie liebte die Schule, das Lernen, überhaupt das ganze Käthe-Flair – und besonders ihren Schwarm Finn, der sie leider noch immer nicht bemerkt hatte. Das sollte sich noch ändern! Mit ihren dunkelbraunen langen Haaren und stets oben geschlossenen Tops, dazu ungeschminkt („Die armen Tiere müssen für eure Schminke leiden!“) wirkte sie – aus Sicht der anderen vier – ziemlich „eigen“. Doch trotzdem hatten die restlichen vier sie in ihr Herz geschlossen. Es war ihr erster Schultag in der 11. Klasse und obwohl die Unzertrennlichen alle unterschiedliche Fächerkombinationen gewählt hatten, waren sie glücklicherweise zusammen in den Bio-Stammkurs gekommen.
Als jedoch im nächsten Moment ihr fröhlicher Tratsch durch das Schreien des kurz vor der Pension stehenden Bio-
Lehrers Schmidt unterbrochen wurde, verging ihnen schnell das Lachen. „Vergesst nicht: Ihr seid in der Oberstufe, also freiwillig hier! Wer gelangweilt ist, kann gerne den Kurs wechseln oder gleich gehen und sich von der Schule abmelden“, tönte es vom Pult her. „Na, das wird bestimmt eine tolle Zeit hier“, flüsterte Julia Anna zu.

Außer einem missgelaunten Biolehrer hatte die Stunde aber eine positive Überraschung zu bieten: Die Stufe hatte einen neuen Schüler dazu bekommen: Leo: Sportlich, braune Haare, lässig gekleidet, tiefblaue Augen. Was für ein heißer Typ, dachte Anna, dabei gedankenverloren durch ihre dunkelblonden Haare streichend. Ganz anders als Phillip, dieser Idiot. Warum ausgerechnet der  in meinem LK ist? Schließlich hat der uns letzte Jahr echt drangsaliert und Kathi immer angebaggert. Die wird sich freuen…
Der Schultag verging recht schnell und die Mädchen verabredeten sich für 16 Uhr, um die arme Kathi zu besuchen.

Also trafen sie sich am Nachmittag an der großen Eiche in der Nähe von Kathis Haus. Sie lebte dort in diesem doch sehr großen Altbau, wie man ihn in den Villenvierteln der Stadt oft vorfand, soll heißen: eine Sandsteinfassade samt repräsentativer Eingangstreppe mit schmiedeeisernem Gitter, dazu im Inneren alte Holzdielenböden und drei Meter hohe Decken. Jedenfalls lebte sie dort mir ihren Eltern, ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester und ihrem Bruder, der gerade im zweiten Semester Jura in Freiburg studierte; der ganze Stolz der Familie! Der Vater Deutschlandvertreter einer us-amerikanischen Firma, an Geld mangelte es der Familie nicht, was Kathi auch gerne nach außen raushängen ließ – nicht nur durch ihren teueren Kleidungsstil. Als dann auch um kurz nach 16 Uhr Anna endlich verspätet mit ihrem Longboard angerast kam, schlenderten sie zum Haus.

Doch dort angekommen, trauten sie ihren Augen nicht: Ein Streifenwagen stand vor dem Haus der Familie. Die Überraschten wichen erschrocken zurück und sahen, wie Frau Miller ungeschminkt und verweint im parkähnlichen Vorgarten stand. „Heute morgen sind wir aus dem zehntägigen Urlaub gekommen, unsere Kathi hat wie so oft das Haus gehütet. Noch gestern hat sie uns gewhatsappt, dass Sie mit ihren Freundinnen unterwegs…. Da, Herr Kommissar, da sind sie ja!“ Wild gestikulierend zeigte sie auf die vier. Kommissar Schultz entging nicht, dass sich diese dann auch sichtlich langsamer in Richtung Haus bewegten. „Kommisar Schultz mein Name. Ihr seid also Katherina Millers Freundinnen.“ „Ähm… ja, das sind wir“, antwortete Julia mit leicht unsicherer Stimme. „Was ist denn passiert?“ „Das versuchen wir auch zu klären!“, antwortete Schultz trocken, dabei aufmerksam in die Runde blickend.  „Es wäre am besten, wenn ihr mich auf das Revier begleitet, damit wir einen Anhaltspunkt erhalten, wo wir sie finden könnten, vor allem aber, was sie, was ihr gemeinsam in den letzten zehn Tage gemacht hat! Ich hoffe, dass ist für euch kein Problem?“

Ihr Handy surrte unmerklich. Eine Whatsapp-Message. Kurz. Prägnant. Unmissverständlich:Deine Zeit läuft ab. Ich mach dir dein Leben zur Hölle!. K.“ Nein, das kann nicht sein. Wie hat sie …, dachte sie – und ließ sich dennoch nichts anmerken. Das Verhör würde sie schon irgendwie überstehen wie schon so vieles…

(Pauline M.,  Clara A. & die Redaktion)

Fortsetzung folgt

Personen und Handlung sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

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