Was sich zuerst für viele wie „Ferien“ angefühlt haben mag, ist mittlerweile eine ganz ernste Sache geworden. Noch nie wurden in der Bundesrepublik Deutschland die Schulen flächendeckend geschlossen, noch nie gab es derartige Beschränkungen und damit persönliche Einschränkungen. Auch Eltern und Großeltern, sogar die ein oder andere Uroma können sich nicht an etwas Vergleichbares erinnern. Wie geht es uns in der Corona-Krise? Hier berichten sechs Käthianer, wie es sich anfühlt.
I. „Und immer ist da die Sorge, wie es dann weitergeht.“
Als Freitag vor einer Woche die Info kam, dass ab Montag bis nach den Osterferien kein regulärer Unterricht mehr stattfindet, war ich zunächst nicht sicher, ob ich mich nun freuen soll, und zugegeben: Ein kleines bisschen hat es sich schon zuerst wie Ferien angefühlt. Aber zunächst war mir das Ausmaß dieser Sache noch nicht bewusst.
Am Wochenende war eigentlich noch alles recht normal, ich war viel draußen und habe mit den Jungs aus der Nachbarschaft Fußball gespielt. Aber irgendwie hat sich das nicht richtig angefühlt. Schließlich soll ja jede Familie unter sich bleiben, deshalb ja auch keine Schule.
Meine Familie hat dann beschlossen, dass wir ab sofort alle unseren Beitrag leisten werden und keine Termine, Verabredungen und ähnliches mehr stattfinden. Auch Mittagessen bei der Oma ist vorerst ersatzlos gestrichen. Inzwischen sind genau solche Dinge ja auch von den Ämtern verfügt worden.
Und spätestens mit Erhalt der Arbeitsaufträge aus der Schule wurde mir klar, dass ich mir Alltag und Lernen so nicht vorstelle.
Manche Arbeitsaufträge erscheinen fair, gut verständlich und vor allem leserlich aufgeschrieben. Es gibt aber auch Fächer, da wundere ich mich über die Aufgabenmenge, der Auftrag ist eher unklar oder schlichtweg unleserlich. Ich bemühe mich um Struktur meines Tage und arbeite regelmäßig. Aber Spaß macht es definitiv nicht. Erwachsene haben in dieser turbulenten Corona-Zeit leider selbst sehr viel um die Ohren und stehen auch nicht in gewohnter Weise als Hilfe zur Verfügung. Also echt schwierig, finde ich.
Und immer ist da die Sorge, wie es dann weitergeht. Werden die Arbeitsaufträge benotet? Wird einfach vorausgesetzt, dass man alles kapiert und verinnerlicht hat? Wann wird überhaupt wieder Schule sein?
Für mich problematisch ist neben den vielen Schulsachen auch, dass all das, was ich sonst sehr gerne zum Ausgleich mache, auch gerade unmöglich ist. Kein Sport, keine Hobbys, keine Freunde treffen.
Ich hoffe wirklich, dass alles schnell vorbeigeht und wieder ein bisschen „Normalität“ möglich ist. Homelearning ist definitiv nix für mich und, ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde :), ich freue mich, wenn wieder Schule ist mit den „normalen Ferien“, die man dann auch als solche genießen kann.
II. „Also muss man selbst Struktur und Abwechslung in die Tage bringen!“
Am Anfang klang es ja noch ganz verlockend. Corona wurde von keinem besonders ernst genommen, das Vertrauen, dass Deutschland das schon irgendwie regeln würde, war groß. Abgesehen davon: keine Schule, später aufstehen, sich die Arbeit selbst einteilen. Das ist echt super.
Aber schon bald stellte ich fest, dass die Dinge, die man normalerweise zu solchen besonderen Anlässen (z.B. an Feiertagen) macht, wie stundenlang durchs Internet surfen und endlich mal nichts tun, mit der Zeit ihren Reiz verlieren, wenn man keinen strukturierten Alltag hat, der diese Faulheit wieder ausgleicht.
Also muss man selbst Struktur und Abwechslung in die Tage bringen! Nicht zu spät aufstehen, Morgensport, zu bestimmten Zeiten die Schulaufgaben machen, das kann schon einmal das Gefühl geben, irgendwie voranzukommen.
In der Zeitung heißt es, sich Ziele für den Tag zu setzen und für Abwechslung zu sorgen. Da gibt es viele Möglichkeiten, z.B. eine Skizze am Tag zeichnen, 20 Seiten lesen, Muskinstrumente spielen oder auch das Haus putzen. Außerdem sollte man etwas mit der Familie unternehmen. Mit diesen Menschen hockt man ja jetzt einige Wochen zusammen. Denn selbst wenn man 24/7 mit den Freunden telefoniert, ist das immer noch nicht das gleiche wie mit „echten“ Menschen zu reden. Sonst laufen am Ende dieser Zeit nur noch sozial verkümmerte Zombies durch die Gegend. Und wenn man das geschafft hat, dass man am Ende des Tages zufrieden mit sich sein kann, dann spricht nichts gegen ein paar Stunden zocken oder Netflix 😉
III. „Krise bei uns angekommen“
Schule in Zeiten der Krise. Seit Montagnachmittag der letzten Woche werden wir per E-Mail mit Arbeitsaufträgen zugeladen, die en masse erstmal einschüchternd wirken. Wirklich beurteilen kann ich das aber nicht, denn: Dazu müsste ich ja mal richtig damit anfangen. Mittlerweile erinnern mich die ersten Videokonferenzen daran, dass eben doch keine Ferien sind, noch nicht einmal wirklich unterrichtsfreie Zeit, sondern: Dienst an einem anderen Ort. Und dieser andere Ort, die eigenen vier Wände, macht einiges schwieriger: Wann ist Arbeits- und wann Freizeit? Wann kann ich wirklich abschalten, ohne die ganze Zeit an die Massen von Arbeitsaufträgen und Zoom-Konferenzen zu denken, die da noch kommen mögen? Und wann sollte ich den Tab mit der siebten Staffel Pastewka schließen, um mich langsam ans (schulische) Werk zu machen?
Was statt Bearbeitung von Arbeitsaufträgen hauptsächlich in meinem Leben passiert: Twitter (zu viel), Netflix (mittlerweile bin ich schon bei der Film-Sektion), ein paar liegengebliebene Bücher. Außerdem viel Corona-News. Mittlerweile träume ich schon von Prof. Dr. Christian Drosten, dem Chefvirologen der Charité.
Hin und wieder verlasse ich dann doch mal schuldbewusst die eigenen vier Wände. Zwecks Sport oder um einzukaufen. Was auffällt: Atemschutzmasken, wenige Menschen auf den Straßen. Plötzlich wird viel Abstand gehalten, das gefällt mir als großem personal-space-Anhänger (noch bevor es in Mode kam!) ganz gut. Tatsächlich gibt es auch leere Regale – das war eine Überraschung für mich, ich dachte immer, so etwas gebe es nur als Spiegel-Online-Symbolbild. Aber mittlerweile erinnert mich tatsächlich vieles, was man in der Außenwelt beobachten kann – oder auch nicht beobachten kann – an die Bilder, die man in den letzten Wochen in den Medien sehen konnte. Erst in Wuhan, dann in Italien, dann in NRW. Jetzt ist die Krise bei uns angekommen. Hoffentlich werden wir sie schnell wieder los.
IV. „Jeder Tag fühlt sich gleich an.“
Die letzten Tage, ohne die gewohnte Menge an sozialem Kontakt, verliefen in etwa so nach meinen Vorstellungen. Ich wusste, es würde einiges an Arbeit auf uns zukommen; keine „Corona-Ferien“. Dies ist nichts Schlimmes, aber man hat tatsächlich eher wenig Freizeit und wenn, dann verbringt man diese meist mit dringenden Einkäufen.
Ein entscheidender Punkt ist jedoch: Jeder Tag fühlt sich gleich an. Was auch verständlich ist, wenn man bedenkt, dass einem in solch schweren Zeiten weniger Möglichkeiten als sonst zur Verfügung stehen, um den eigenen Alltag abwechslungsreich zu gestalten.
Das Schöne daran ist, dass man sich etwas mehr Zeit für neue Hobbys nehmen kann, schlecht ist nur die Unsicherheit, dass man eben nicht weiß, was in den kommenden Wochen alles noch passieren wird.
V. „Ich habe Angst.“
Jeden Tag verfolge ich die Nachrichten zur Corona-Krise; höre von den Risikogruppen und merke, dass Teile der Familie definitiv dazugehören. Dazu – verständlich – die Kontaktsperre und das Leben auf engstem Raum mit der Familie und jede Menge Arbeitsaufträge. Werden wir das alle überstehen? Wie wird es nach der Krise weitergehen? Ich habe Angst.
VI. „hoffe, dass wir bald unser Happy End bekommen“
tja, die erste der vier Wochen Corona-Ferien habe ich immerhin schon hinter mir. Wie soll ich denn die nächsten drei aushalten?! Mehr als Bücher lesen, kurze Spaziergänge machen, Schulaufgaben erledigen und zuhause bleiben ist nicht drin. Das ist echt ätzend. Der Frühling steht vor der Tür, normalerweise wären jetzt Ausflüge mit Freunde und Familie angesagt, davon kann ich jetzt nur träumen. Langsam fühle ich mich wie ein Teil eines schlechten Katastrophenfilmes, es fehlen nur noch die Zombies….
Na ja, ich muss das beste draus machen… Aber das Zuhausebleiben muss jetzt einfach sein, um vor allem die Alten und Schwachen unter uns zu beschützen. Desto schlimmer sind die Menschen, die nicht peilen wie ernst unsere Lage ist und bis vor kurzem noch Partys feierten oder mit Freunden eng im Café saßen. Wie kann man denn nur so egoistisch sein?! Genauso die Hamsterkäufe: Warum braucht man einen Jahresvorrat an Klopapier? Am besten wäre die Mitte von beidem: Alles nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber keine Panik bekommen. Das muss jeder selbst entscheiden. Auf jeden Fall kann es nicht so weitergehen…
Es ist echt beängstigend, wie schnell die Zahl der Infizierten ansteigt. Wenn man bedenkt, dass es Anfang des Jahres die ersten Fälle in Bayern gab und wir jetzt die 30.000 Marke geknackt haben.
Ich bin mal gespannt wie es weitergeht und hoffe, dass wir bald unser Happy End bekommen…
Die Personen wollen anonym bleiben; Namen sind der Redaktion bekannt.