Schulleben

Politiker hautnah erleben – Jugendtag im Landtag Rheinland-Pfalz

Am 13.03. 2013 bot sich Katharina Schupp und mir die Möglichkeit anlässlich des CDU-Jugendtages einen Einblick in den Landtag in Mainz zu bekommen. Dieses Angebot hatte uns die Landtagsabgeordnete Brigitte Hayn aus Neustadt gemacht, als sie uns am 01.03. im Käthe-Kollwitz-Gymnasium besucht und gemerkt hatte, wie interessiert wir ihren Ausführungen über ihre Arbeit im Landtag gefolgt waren. Natürlich nahmen wir diese Einladung gerne an, um einmal hinter die Kulissen der Landespolitik schauen zu können und aktuelle Schulthemen zu diskutieren.

Jugendtag Landesparlament 1
v.l.n.r.: Frau Hayn, Katharina Schupp, Judith Fischer, Frau Klöckner

So fuhren wir dann am Mittwochmorgen zusammen mit Frau Hayn nach Mainz. Dort angekommen wurden wir zuerst sehr herzlich von der CDU-Fraktionsvorsitzenden Julia Klöckner begrüßt. Sie wollte gleich zu Beginn von den rund fünfzig Jugendlichen aus ganz Rheinland-Pfalz wissen, was für Themen uns besonders am Herzen liegen. Am häufigsten wurden Themen aus der Bildungspolitik genannt, etwa ob Noten besser abgeschafft werden sollten, ob Sitzenbleiben noch zeitgemäß ist oder wie man den Unterricht in Sozialkunde/Politik attraktiver gestalteten könnte. Natürlich hatten auch viele Abgeordnete brennende Fragen an die Jugendlichen, etwa was unsere Meinung wäre zum gemeinsamen Unterricht von Behinderten und Nicht-Behinderten und ob wir schon eigene Erfahrungen mit dieser Inklusion gemacht hätten. Schnell war der anfängliche Bann zwischen den Politikern und den jungen Leuten gebrochen. Viele von Euch denken, dass Politiker weit entfernt sind, und sich eher für ihre Politik als uns Schüler interessieren. Aber dieser Eindruck hat sich überhaupt nicht bestätigt, da die Abgeordneten uns unheimlich offen und sehr nett begegneten. Sie waren wirklich interessiert an unserer Meinung und wollen auch in Zukunft mehr den Austausch mit Jugendlichen suchen.

Nach dieser kleinen Auftaktrunde bekamen wir einen Einblick in den Arbeitstagtag eines Politikers und wir wurden durch die Räumlichkeiten geführt, wobei mir besonders der prachtvolle Landtag gefiel. Ich fand es super spannend aus nächster Nähe zu erfahren, wie Politiker in Mainz arbeiten und was die eigentlich den ganzen Tag machen.

Anschließend kamen wir zurück in den Fraktionssaal und führten unsere Diskussionsrunde fort. Im Anschluss gab es eine kleine Pause mit einem leckeren Mittagsimbiss und danach wurden wir in Arbeitsgruppen eingeteilt. In meiner Arbeitsgruppe überlegten wir uns wie man den Sozialkundeunterricht und auch die Politik allgemein interessanter und lebendiger gestalten kann. Wir kamen zu dem Entschluss, dass es sehr wichtig ist, dass Politiker mehr Schulbesuche machen sollten, um den Schülern direkt vor Ort von ihrer Arbeit zu berichten und auch die Jugendlichen mehr in ihre Politik mit einzubeziehen. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass die Distanz zwischen Politikern und den Bürgern verringert wird, denn schließlich sind Politiker Menschen wie du und ich. Je besser der gegenseitige Kontakt, desto mehr können sie unsere Probleme verstehen und zur politischen Lösung beitragen. Ganz wichtig war uns, dass der Sozialkundeunterricht schon in der siebten Klasse beginnen sollte. So hätte man vier Jahre Sozialkunde und in diese Zeit fiele auf jeden Fall eine Landtags- und Bundestagswahl, die man prima in den Unterricht miteinbeziehen könnte. Dadurch würde der Unterricht lebendiger und realitätsbezogener. Häufig wird diskutiert, ob das Wahlalter nicht auf 16 Jahre heruntergesetzt werden soll, doch wie soll ein sechzehnjähriger Jugendlicher in der Lage sein, sich eine politische Meinung zu bilden, wenn er erst ein Jahr Sozialkundeunterricht hat?

Eine andere Gruppe beschäftigte sich mit dem Thema Datenschutz. Den Schülern war ganz wichtig bereits ab der fünften Klasse die Schüler über Datenschutz aufzuklären, da immer mehr junge Schüler in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Whats App aktiv sind. Dieses Wissen sollte in der achten und zehnten Klasse aufgefrischt werden, da sich die sozialen Netzwerke ständig verändern. Auch sollte mindestens ein Lehrer von einer Schule regelmäßig auf Fortbildungen zu diesem Thema gehen, um die Schüler aktuell aufklären zu können. Eine andere Gruppe diskutierte über Inklusion und Integration von Behinderten im normalen Unterricht, was bedeutet die Sonder- und Förderschulen abzuschaffen. Es ist zwar ein sehr aktuelles politisches Thema, aber da wir z.B. wenig über die Mehrkosten wissen, gab es keine klare Meinung. Ganz anders bei dem heiklen Thema, ob Noten oder das Sitzenbleiben abgeschafft werden sollte. Hier waren sich die Schüler in ihrer Ablehnung einig! So brauchen Schüler einen gewissen Ansporn, der eben auch mit ein wenig Leistungsdruck über die Noten verbunden ist. Natürlich sollte der Druck nicht überhand nehmen, aber die Schüler brauchen immer eine konkrete Rückmeldung über die Noten, ob sie genug oder zu wenig gelernt haben. Außerdem geben Noten den Schülern, aber auch den Eltern und den späteren Arbeitgebern eine Bewertungsgrundlage, ob ein junger Mensch Fortschritte macht und wo seine Stärken und Schwächen liegen.

Beim Reizthema Sitzenbleiben haben zwei Mädchen ganz offen aus eigener Erfahrung berichtet, dass die Wiederholung einer Klasse bei ihnen nur positive Auswirkungen gehabt hätten. So sagte ein Mädchen sie wäre rückblickend froh über den „Tritt in den Hintern“ gewesen und hätte sich danach enorm verbessert. Manchen Schülern hilft auch ein Klassenwechsel und ermöglicht einen Neuanfang. Die Frage ist, ob man dafür aber die Klasse wiederholen muss, oder ob es nicht sinnvoller ist, die Schüler in ihren schwachen Fächern mehr zu fördern. Eine große Übereinstimmung war zwischen den Schülern und den Politikern, dass viel von den Lehrern abhängt, wie motivierend ihr Unterricht sei und wie hoch ihr Anspruch an die Klasse und sich selbst sei. Hier sagten die Politiker, dass gerade die Lehrerausbildung reformiert werden müsste.

Die letzte Gruppe beschäftigte sich mit dem Studieren in Deutschland. Sie waren der Meinung dass es gut ist, dass inzwischen die Studiengebühren abgeschafft sind. So wird jedem, auch Kindern aus Familien mit wenig Geld, ermöglicht zu studieren.

Nach dem Zusammentragen unserer Ergebnisse war die Veranstaltung leider auch schon zu Ende. Die Mitglieder der CDU-Fraktion betonten, unsere Meinung sei ihnen sehr wichtig gewesen und sie wollen die genannten Aspekte mitnehmen in die nächste Landtagssitzung. Mir hat der Jugendtag im Landtag sehr gut gefallen und ich nahm viele Einblicke und Anregungen mit nach Hause. Auch hatte ich den Eindruck, dass wir den Politikern Stoff zum Nachdenken gegeben haben. Ich hoffe, dass in der Zukunft mehr Schülern diese Gelegenheit zum Austausch ermöglicht wird, denn schließlich sind wir die Generation die später von der gegenwärtigen Politik profitieren oder auch nicht und unsere Meinung zu hören ist deshalb ganz wichtig. Umgekehrt ist ebenso wichtig, junge Leute mehr für Politik zu begeistern, sodass sie sich politisch engagieren. Ein Abgeordneter hat das am Ende auf den Punkt gebracht, „wer in der Demokratie schläft, wacht in der Tyrannei auf“. Um auch in der Zukunft eine Demokratie und offene Gesellschaft zu garantieren, braucht es Menschen die sich für die Lösung von Problemen und ein gerechtes Miteinander einsetzen.

Jugendtag Lanmdesparlament 2

Judith Fischer, Klasse 9d

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