Wir stehen vor dem Informatiksaal. Die Tür öffnet sich und uns kommt eine Welle aus stickiger Luft und einem seltsamen Surren entgegen. Drei komisch aussehende Geräte, die aus einem schwarzen Metallgestell mit neongrünen Ecken bestehen, können wir erblicken.
Das Käthe druckt 3D
Hier befindet sich eines der Projekte, das in der Projektwoche des Käthe Kollwitz Gymnasiums vom 17. bis 20. Juli stattfindet. Stolze 55 Projekte sind für die Schülerinnen und Schüler vorhanden, weshalb wir uns im Rahmen unserer Reportage auf wenige konzentrieren müssen. Wir besuchen das Projekt Maker Space, in dem extra drei 3D-Drucker vom Umweltcampus Birkenfeld in der Nähe von Trier geliefert wurden. Das Käthe hatte 2020/2021 an einer Ausschreibung für die Informatikprofilschule teilgenommen und damit unter anderem dieses Jahr auch die Materialien für die vier Tage der Projektwoche bekommen. Ein Drucker, den die Schüler selbst zusammenbauen, wird nach der Projektwoche in der Schule verbleiben.
Jetzt geht es ans Designen: Per Open CAD erstellen die Projektteilnehmenden diverse Modelle: vom kleinen Dino mit Wirbelsäule über einen Apple-Pencil-Halter bis zur Büste: Alles ist dabei! Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Und wenn man selbst nicht designen möchte oder kann, ist das Internet die einzige Einschränkung, wenn es um die Gegenstände geht. So könnte man auch im Sinne der Nachhaltigkeit Ersatzteile drucken. Die Sache hat allerdings wortwörtlich ihren Preis: Ein Drucker, wie er im Informatikraum steht, kostet allein 1500 Euro. Dazu kommt noch die Druckrolle mit 40 Euro pro Stück.
Das Gesicht eines Schülers aus der neunten Klasse soll sogar abgescannt werden, um im 3D-Drucker hergestellt zu werden. Die Objektdatei wird auf eine SD-Karte gezogen, die man dann mit dem Drucker verbindet. Allerdings dauert der Prozess seine Zeit: Ein 18×18 cm großes Objekt entsteht ungefähr in 14 Stunden. Da braucht man viel Geduld. Wird das funktionieren? Wir werden es zwei Tage später herausfinden.
Künstliche Intelligenz und Homepageprogrammierung
Während der 3D-Druck aktuelll relativ gut verläuft, haben die Kollegen nebenan einige Probleme: Wo vormals „KI programmieren“ geplant war, wird nun eher improvisiert. Da man die Datensätze der KI nicht aus dem Internet herunterladen konnte, wurde dieses Projekt stark ausgebremst. Internet ist ja für deutsche Schulen Neuland, da kann das ja schonmal passieren ;-). Für den Datensatz, welcher nur wenige Gigabyte umfasst, benötigt man hier satte 30 Minuten – Zeit für eine Pause, das wird ja einem ansonsten zu stressig. Derweil basteln einige V-Bucks- und Robuxgeneratoren, andere kreieren, teilweise mithilfe von ChatGPT, lustige Informationsseiten, allerdings nur lokal sichtbar. Und zwei KIs spielen gegeneinander Tik Tak Toe, andere planen hoffentlich nicht die Weltherrschaft… 😉
Ein besseres Wahlerlebnis?
Nachdem die Projektwoche im vergangenem Jahr von massiven Fehlfunktionen der Wahlsoftware überschattet wurde, verlief die diesjährige Projektwahl dank überarbeiteter Software nahezu reibungslos. Lediglich die Zuweisung der Projektleitungen bei ihren richtigen Projekten sorgten bei manchen für Verwirrung, das wurde aber schnell gelöst. Im Rahmen einer Erstevaluation gaben die Schülerinnen und Schüler an, dass sie sich die Option einer Wahlpräferenz gewünscht hätten, sprich die Angabe von 1. Wahl, 2. Wahl und 3. Wahl. Bemerkenswert ist jedoch, dass ca. 90% der Schüler einem Projekt zugewiesen worden sind, welches sie gewählt hatten. Top!
Courage wird großgeschrieben!
Eine entspannte Atmosphäre erwartet uns im Saal 210, in dem das Projekt ,,Schüler*innen mit Courage“ mit der Leitung von Frau Bär und Frau Ragni stattfindet. Zusammen möchte man auf Probleme wie etwa den Rassismus in der Gesellschaft aufmerksam machen. Zudem wird der Umgang mit Konflikten geübt. Die Teilnehmenden der fünften bis zur siebten Klasse sollen am Ende das Gelernte auch im Privaten anwenden können. Auch wenn nur ein Schüler das Projekt wirklich gewählt hatte, machen alle motiviert und interessiert mit. Frau Bär formuliert das Ziel für uns alle: dass ,,[wir] couragiert [sind] und Werte haben, nach denen [wir] leben“.
Buchcover
Die gemütliche Stimmung in Raum 307 ist bereits von weitem zu spüren: Hier wird fleißig daran gearbeitet, ein Buch zu erstellen und veröffentlichen. Mithilfe der Autorin und Projektleiterin Julia Meder dürfen die Kinder entweder ein älteres Buch von ihr überarbeiten oder selbst ein eigenes Journal/Notizbuch erstellen. Diese werden anschließend auf Amazon erhältlich sein. Bei einem Besuch in der Buchhandlung Osiander haben sie sich eifrig Ideen und Inspirationen für mögliche Buchcover geholt. Nun soll möglicherweise ein Mensch die alte Ritterrüstung auf dem Cover ihres alten Buches ersetzen und somit erneuern, um Kinder mehr anzusprechen. Das Projekt scheint eine gute Gelegenheit zu sein, um Schülerinnen und Schüler, die bereits eigene Bücher und Texte verfassen, einen neuen Motivationsschub zu geben und ihnen grundlegende Dinge wie die Gestaltung eines Covers nahezubringen.
It’s all about sports
Wenn man vor den Toren des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums steht und in Richtung Tal läuft, hört man bald schon die Schreie aus dem Stadion, denn dort sind die Projekte Fußball, Baseball und Wasserball. Auf dem Fußballfeld des Stadions wird fleißig mit einem Trainer des Deidesheimer Fußballvereins trainiert.
Direkt nebenan findet das von Herrn Lommert und den Schülern Falk und Henk Lenhart neu eingeführte Baseballprojekt statt. Mit Henk haben die Teilnehmer des Projekts einen echten Europameister als Vorbild. Dadurch dass Baseball in Deutschland eine Sportart ist, die man eher aus dem amerikanischen Fernsehen kennt und nicht live erlebt, stellt Herr Lommert sein eigenes Equipment bereit und schult die Anwesenden in der Kunst des perfekten Ballwurfs. Bei allen ist die Begeisterung spürbar!
Nebenan gleicht das Wasserballprojekt einem entspannten Tag im Schwimmbad. Das Projekt der Elfer, die alle durch den Wasserballverein von Neustadt schon in Berührung mit dem Sport sind, sorgt für ein reibungsloses Spiel ohne allzu viel Theorieinput.
Sexting
Aber auch ernste Themen finden in der Projektwoche ihren Platz: Wie beeinflussen Filter und öffentliche Accounts unser Denken? Diese Frage stellen sich Frau Berisha und Herr Frankenberger in ihrem Projekt ,, Selfies-Sexting-Selbstdarstellung“. Zusammen mit den Schülerinnen und Schülern probieren sie verschiedene Filter aus und unterhalten sich über eigene Erfahrungen und Probleme. Das scheint die meisten zu interessieren. Der Projektleiterin Frau Berisha liegt es am Herzen, über die Gefahren im Internet und die Beeinflussung durch Schönheitsideale und Filter aufzuklären. Positiv ist man überrascht, dass ihre Schützlinge bereits viel Wissen mitbringen. Beide Projektleiter legen den Fokus darauf, mit den Schülern auf Augenhöhe zu kommunizieren und sind positiv überrascht, neues über ihre Zielgruppe und deren Erfahrungen gelernt zu haben. Frau Berisha selbst findet es wichtig, Themen wie Sexting und die Verwendung von Bildern, die permanent im Internet bleiben zu thematisieren und aufzuklären.
Foodture
In dem Nachhaltigkeitsprojekt ,,Foodture“, geleitet von Frau Becker und Frau Götz, lernen die Schülerinnen und Schüler einen kreativen Umgang mit Bioprodukten sowie solidarisches Teilen, vor allem bei dem Besuch des SoLaWi – Feldes, auf dem ehrenamtliche Helferinnen und Helfer arbeiten. Außerdem besprechen sie das Thema nachhaltige Ernährung. Der kreative Umgang spiegelt sich darin wider, dass die Schülerinnen und Schüler ein eigenes Getränk erfinden dürfen, welches auf dem Schulfest verkauft werden soll.
Let’s dance
Wieder zurück in der Schule hört man direkt die laute Musik des Tanzprojekts. Die Teilnehmenden sind am ersten Tag der Projektwoche in die Tanzmanufaktur Neustadt gefahren und haben sich mit einer Tanzlehrerin eine eigene Choreografie erarbeitet, die sie jetzt fleißig üben. Der eingeübte Tanz wird am Schulfest um 16.30 Uhr, 17 Uhr und 17.30 Uhr vorgeführt.
In der neuen Turnhalle läuft das Volleyballprojekt, bei welchem die Schülerinnen und Schüler spielerisch an Volleyball herangeführt werden. Das Projekt wird von Zwölftklässlern geleitet, die den Spielern Freiraum lassen.
Akrobatik
Waghalsige Sprünge, wackelige Pyramiden und eine Show bei der wir den Nervenkitzel spüren. Im Projekt Akrobatik bei Herrn Hoffmann und Elias Altvater üben die Schülerinnen und Schüler eine akrobatische Show ein, bei der es viele turnerische Elemente gibt. Die Vorstellung, die dann auch den Eltern gezeigt wird, wird von Musik begleitet und wird von ca. 20 Teilnehmern von der 5. bis zur 9. Klasse durchgeführt. Das Projekt war zwar von vielen die Zweitwahl, macht aber dennoch allen sehr viel Spaß. Viele der Projektteilnehmer:innen überlegen sogar aufgrund ihrer Wahl, mit dem Turnen als Hobby zu beginnen. Ein Nachteil des Projekts ist: Wenn jemand fehlt, klappt die Show nicht. Werden alle am Tag der Darbietung da sein und wird sie ohne Reibung verlaufen?
Käthes Aktivbox
Auf dem oberen Schulhof trifft man Frau Tietz und Frau Armbrecht mit ihrem Projekt Käthes-Aktivbox an. Dort entdecken Fünft- bis Achtklässler neue Spiele, unter anderem Roundnet, Cross Boule und Discgolf. Alle Spiele sollen in einem Schrank in der Garage aufbewahrt und Lehrkräften für Vertretungsstunden bereitgestellt werden.
Backen und Häkeln sind voll im Trend
Wer schon immer dachte, dass Backen und Häkeln nur etwas für Großeltern und angehende Rentner ist, der liegt falsch! Unsere Schule ist das Paradebeispiel, dass Stricksocken stricken und Marmorkuchen backen gänzlich in Mode ist, denn bei den zahlreichen Back- und Bastelprojekten herrschte ein regelrechter Andrang. Der Anteil an Schülerinnen und Schüler, die bei solch einem Projekt sind, ist überraschend hoch. Nicht nur Backexperten und -enthusiasten backen mit, sondern auch Anfänger, welche gut und gerne mal zu Anfang die Küchen im Erdgeschoss zu einem Räucherstübchen verwandeln: Aller Anfang ist schwer! So manch Lehrer, wie Herr Koppenhöfer, befürchteten schon das Schlimmste – einen Feueralarm! Dazu ist es glücklicherweise aber nicht gekommen, denn unsere Backkoryphäen verhinderten dies. Lediglich verbrannte Kuchen und Kekse blieben übrig. Im Sinne der Nachhaltigkeit gibt es auch ein Upcycling-Projekt.
Schach
Wer sich für Schach interessiert, findet hier zwei Schachprojekte nebeneinander, geleitet von zwei Neustadter Schachprofis. Auch wer nicht besonders gut darin sein mag, kann hier den Profis beim Knobeln zuschauen. Besonders sehenswert ist das sogenannte Blindschach, wobei sich ein Spieler mit dem Rücken zum Brett dreht und versucht ohne Sicht, aus dem Gedächtnis zu spielen. Mittels Schachnotation werden die Züge angesagt. Was sich zuerst wie ein Aprilscherz eines Schachgroßmeisters anhört, ist wirklich echt!
Fairtrade
„Wenn man lernt die Welt zu lieben, will man sie auch erhalten.“
Dies sagt Fernando bei dem Besuch des Fairtrade Projekts. Er wurde in Peru geboren und ist Teil einer Bildungsorganisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Idee der Nachhaltigkeit zu fördern. Es ist ihm wichtig, dass ein Wissenstransfer stattfindet und man auch andere Kulturen der Welt kennenlernt.
Beim Fairtradeprojekt, geleitet von Frau Pietsch, kommt es vor allem auf den fairen Handel an; zum Beispiel sollen keine Kinder arbeiten müssen und die Arbeiter sollen einen fairen Anteil am Gewinn bekommen. Er sagt, es sei ungerecht, dass viele Leute mehr arbeiten und gerade so viel Geld bekämen, um die eigene Familie zu ernähren, wo es im Gegensatz dazu Menschen gäbe, die weniger Fleiß aufbrächten und trotzdem mehr Geld verdienten. Durch die Arbeit von Fernando soll den Kindern mit Spaß beigebracht werden, auf die Umwelt und auf andere Menschen zu achten.
Unser Fazit
Auch dieses Jahr gibt es wieder zahlreiche Projekte, so viele, sodass wir nur einen Teil begutachten konnten. Die Begeisterung bei den meisten Projekten war durchaus zu spüren, auch wenn es gelegentlich – wie bei dem KI-Projekt – zu kleineren Leerlaufzeiten kam oder auch die Durchführung in ganz wenigen Fällen etwas chaotisch schien, wenn beispielsweise Kinder kaum gebändigt werden können, weil sie nur so von Ideen sprudeln. Da helfen dann auch Ermahnungen kurz vor Schuljahresende nichts 😉 . Am letzten Projektwochentag kehren wir nun noch einmal zum 3D-Druck zurück und sind gespannt, wie das Endergebnis aussieht. Faszinierend, was so alles geht!
Ein Artikel im Rahmen des Schülerzeitungsprojekts 2023, verfasst von:
Miriam Beckmann, Johanna Bertram, Nick Beuttler, Lina Freytag, Fiona Hormuth, Julian Metzger, Inga Steffen
unter der Leitung von Ruben Wagner und Martin Thomas