Ek lere duits en engels, aafrikaans en xhosa daarbei,
Gou het ek my matrik
Et dit, et dit kan jy

Ihr fragt euch bestimmt, was das heißt. Es heißt so viel wie: „Ich lerne Deutsch und Englisch, Afrikaans und Xhosa noch dazu, bald hab ich meinen Schulabschluss und das, das schaffst auch du.“ Das ist die afrikaanse Strophe der Schulhymne meiner früheren Schule in Südafrika, die ich über 8 Jahre besucht habe. Bis ich 6 war, haben wir hier in Neustadt gewohnt, doch dann sind meine Eltern über die Ferien nach Südafrika geflogen. Da es ihnen sehr gut gefallen hat und sie immer schon mal im Ausland leben wollten, sind wir hingezogen. Ich hatte gerade in Neustadt die Grundschule angefangen und konnte kaum ein Wort Englisch; außerdem lebte der ganze Rest meiner Familie in Deutschland! Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass es nicht leicht für mich war…aber dafür umso aufregender…und manchmal verwirrend! Auch als wir zurück nach Deutschland kamen: z.B. an meinem ersten Schultag hier: Mein neuer Deutschlehrer hat sich vorgestellt und dann erklärt, wie er das mit Klassenarbeiten und Hü’s macht und ich habe mich total dumm gefühlt, weil alle über „Hü’s“ geredet haben und ich keine Ahnung hatte, was das ist!! Genauso als von„10 Stunden Tests“ die Rede war; 10 stunden lang einen Test schreiben! Wie soll das denn gehn?!‘ Aber zurück nach Südafrika:
Zum Glück gab es in Kapstadt eine Deutsche Internationale Schule. Dort habe ich die erste Klasse nochmal angefangen, weil das Schuljahr um ein halbes Jahr verschoben ist ( im Juli ist Halbjahr und im Dezember Versetzung). An der DSK (Deutsche Schule Kapstadt) war der Unterricht zu meiner Erleichterung auf Deutsch. Ab der 2. Klasse lernt man Englisch und ab der 5. Klasse Englisch als zweite Muttersprache. Ab der 7. ist Afrikaans Pflichtfach, und in der 8. Klasse kann man Französisch oder Xhosa (eine afrikanische Sprache) wählen. Aber ich habe Französisch gewählt, weil mir Xhosa zu komisch war: Man muss verschiedene Klicklaute mit der Zunge bilden können.
So war es zumindest in meinem Zweig, dem deutsch-muttersprachlichem Zweig, das waren in jedem Jahrgang die A- und B-Klasse. Ab der 5. Klasse kommt dann noch ein C- und D-Zweig dazu, bei denen Deutsch keine Muttersprache ist, aber die Möglichkeit besteht, ein deutsches Abitur zu machen. Von diesen C- und D-Klässlern sind auch viele schwarz oder farbig, aber das sorgt an der DSK nie für Diskriminierung gegen andere Hautfarben. Überhaupt hatten wir dort ein sehr gutes Schulklima. Vielleicht fragt ihr eucht jetzt, warum Südafrikaner Deutsch lernen wollen und – um ehrlich zu sein – wusste ich das am Anfang auch nicht genau, weil sich schon mehr als einer meiner englischen Freunde beschwert hat, dass Deutsch so schwer sei. Es ist aber für das spätere Berufsleben von Vorteil Deutsch zu können, weil man dann zum Beispiel als einheimischer Reisebegleiter arbeiten kann. Die DSK zählt auf jeden Fall zu den besten Schulen in Kapstadt, und wer es sich leisten kann, schickt sein Kind auf eine Privatschule wie die Deutsche Schule. Wer es sich leisten kann, sage ich deshalb, weil die Schulen in Südafrika alle Geld kosten! Meiner Meinung nach ist das ziemlich unlogisch, dass Schule in einem Land, in dem es so viele arme Menschen gibt, auch noch Geld kostet.
An der DSK gibt es zwar ähnliche Noten wie hier (also von 1 am besten bis 6 am schlechtesten), diese werden jedoch in Prozenten ausgedrückt: Note 1 entspicht 100-85%, Note 2 entspricht 84-70%, Note 3 entspricht 69-55% und so weiter bis 0%. Epo-Noten gibt es in Kapstadt auch, aber sie heissen einfach „Mitarbeits- und Mündliche Noten“.
Auch die Schulzeiten sind ein bisschen anders: Man hat schon ab der 5. Klasse täglich 8 Stunden und die Schule geht von 8 Uhr morgens bis halb drei. Wir haben auch eine Mittagspause, diese ist vierzig Minuten lang. Aber das Verlassen des Schulgeländes war auch während der Mittagspause nicht erlaubt. Das hätte auch keinen Sinn, weil es in der Nähe nichts gibt, wo man sich etwas zu essen kaufen könnte. In der Schulkantine wird montags bis donnerstags warmes Mittagesen angeboten. Die Köchinnen sind natürlich Kapstädter und kochten für meinen Geschmack ein bisschen zu fettig.
Nach der Schule gibt es wie hier AG’s. Wir hatten mehrere Sportangebote, unter anderem Schwimmen im Sommer, weil wir unser eigenes Schulschwimmbecken direkt an der Schule hatten. Die letzten paar Jahre habe ich mit einer Freundin eine Turn-AG besucht und davor habe ich 6 Jahre lang Karate gemacht. Karate hat mir das Gefühl gegeben, stark zu sein und mich wehren zu können, auch wenn das gegen Kriminelle auf der Straße wahrscheinlich nicht viel genützt hätte. Zum Glück kam es nie drauf an. Ballett und Tanz-AGs geben jedes Jahr Vorführungen, ebenso das DSK-Schulorchester und der Chor. Eine besondere musikalische AG ist die Marimba Band, diese spielt typisch afrikanische Musik und nimmt jedes Jahr eine CD auf.
Außer den Sprachen und der Schule gibt es aber vor allem viele andere Unterschiede zwischen dem Leben in Südafrika und dem Leben hier. Darüber möchte ich euch in Teil 2 erzählen.
Laura K., 9d