Schulleben

Mit Hand, Herz und Verstand – gemeinsam Zukunft schenken!

HanddMenschen14
“Mit Hand, Herz und Verstand – gemeinsam Zukunft schenken!“ Das ist das Motto der Hilfsorganisation „Hand des Menschen“. Doch diese Organisation unterscheidet sich deutlich von anderen. Am Dienstag, den 27.05, besuchte uns die ehemalige Schülerin Caroline Seidel, die auch in der SV tätig war, in der Redaktion. Sie studiert zur Zeit auf Lehramt in Bamberg und leistet Erstaunliches. Mit Mitstudierenden hat sie  diesen Verein gegründet, der Kindern in Kenia und Indien hilft, und dies nur mit ehrenamtlichen Helfern. Ihr Ziel ist es, Kindern, die keine Chance auf eine bessere Zukunft haben, eine Zukunft zu geben. Wichtig ist es ihr hierbei vor allem, dass alles Geld da ankommt, wofür es gedacht ist. Wie der Verein funktioniert, lest ihr hier.

Redaktion: Hallo Caroline. Seit einiger Zeit hast du  ja ein soziales Projekt, bei dem du Kinder in Kenia und Indien mit deiner Hilfsorganisation unterstützt. Was hat sich beziehungsweise was hat euch damals dazu gebracht, diese Organisation ins Leben zu rufen?

Caroline Seidel: Also wir sind ein eigener Verein und arbeiten mit Partnern vor Ort, das sind nicht direkt  Organisationen, sondern Institutionen. Wir arbeiten in Indien mit  drei Waisenhäusern zusammen und haben zwei Schulprojekte ins Leben gerufen; in Kenia unterstützen wir ein Waisenhaus. Warum wir das gemacht haben? Ich war selbst Schülerin am Käthe und nach dem Abi bin ich ein bisschen gereist, was man nach dem Abi so macht, unter anderem bin ich auch für 5 Monate in Indien gewesen und habe danach mein Studium aufgenommen. Dort habe ich viele  Leute kennengelernt, die wie ich viel gesehen haben, viele auch im Entwicklungshilfebereich. Ein Problem heute ist, dass viele Spenden nicht da ankommen, wo sie ankommen sollten. Wenn man 5 Euro an eine Organisation spendet, weiß man, dass im Regelfall  20-40 %  Verwaltungskosten ausmachen. Das ist sehr viel, wenngleich man natürlich einräumen muss, dass die Mitarbeiter von etwas leben müssen. Viel wird aber auch für Dinge verwendet, die überhaupt nicht zweckgebunden sind, das habe ich vor allem in Indien gesehen, viel schlimmer auch in Kenia. Dort ist Korruption ein ganz großes Problem und deshalb haben wir mit anderen Interessierten gesagt, wir möchten, dass das Geld, das wir bekommen, wirklich dahin kommt, wo es hin muss. Es soll für die verwendet werden, die es am nötigsten brauchen. Und das geht nur bei einer eigenen, kleinen Organisation, wenn man keinen großen Verwaltungsapparat hat, der unglaublich viel Geld schlucken würde.

Redaktion:  Du gingst auch auf das Käthe – Kollwitz, warst du auch damals schon sozial aktiv?

Caroline Seidel:   Wie schon am Anfang gesagt, hat soziales Engagement viele Gesichter. Ich war damals Schulsprecherin und zwei Jahre lang tätig in der Schülervertretung. Das hat mir viel Spaß gemacht. Ich war vor einem Jahr dann nochmal hier als Praktikantin und muss sagen, dass sich das „Käthe“, verglichen, mit meiner Zeit damals, schon ziemlich verändert hat.

Redaktion: Wofür wird der Großteil der Spenden verwendet? Wir haben auf eurer Seite gelesen, dass ihr euch viel für Bildung einsetzt?

Caroline Seidel:  Also erst einmal landen 100% unserer Spenden da, wo sie hin sollen. Wir haben ein wunderschönes Slum-Projekt in Indien, das ausschließlich von Spenden finanziert wird, da bekommen die Kinder vier Stunden pro Tag, sechs Mal pro Woche Unterricht in Mathematik und in Basics, damit sie lesen und schreiben lernen. Das geht eben nur über Spenden, die wir bereitstellen. In Indien bauen wir zurzeit eine Schule, wir hoffen, dass das Geld jetzt bald zusammen ist. Die Baupläne sind schon fertig, aber es fehlt wie immer Geld. Das ist ein Nachteil an einer kleiner Organisation. UNICEF zum Beispiel könnte das von heute auf morgen auf die Beine stellen. Das können wir nicht, wir müssen erst mal die Zeit einplanen, um das Geld zu sammeln. Aber wer bei uns eine Patenschaft übernimmt – wir arbeiten da mit verschiedenen Waisenhäusern zusammen – dessen Geld wird erst einmal dafür verwendet, eine Grundversorgung aller Heimbewohner zu gewährleisten. Das Problem ist nämlich vor allem in Indien, dass zwar rechtlich gesehen die Waisenhäuser einen Anspruch auf Unterstützung vom Staat haben, wobei es in der Realität nicht so aussieht, dass das Geld da ankommt, wo es ankommen soll. Bei dem einen Waisenhaus sieht es so aus, dass dort 70-90 Mädchen und Frauen leben. Die Mädchen werden von der Polizei von der Straße aufgesammelt, aus der Kinderprostitution, der Kinderarbeit, weil sie misshandelt wurden oder Bettler sind. Jetzt bekommt man also jeden Tag 3 neue Mädchen, aber man hat kein Geld, um sie zu versorgen. Das ist ein großes Problem. Wenn die Grundversorgung gedeckt ist, dann setzen wir uns vor allem für Bildung ein. Wir haben ein Mädchen, dessen Eltern bitterarm sind (ehemalige Feldarbeiter), und sie musste auch auf dem Feld arbeiten, ist aber sehr intelligent und hat einen unglaublichen Enthusiasmus und sie studiert jetzt Medizin. Das ist eine unserer Erfolgsgeschichten; wenn man sich mal überlegt, wie wenig Geld man braucht, um ein Leben so nachhaltig und langfristig zu verändern, ist das schon erstaunlich.  Eine Patenschaft kostet 10 Euro.
HanddMenschen214Redaktion: Wie hat Dich der Aufenthalt in Indien geprägt?

Caroline Seidel: Ihr habt Eltern oder sagt, ihr geht halt selbst arbeiten, um euch das zu ermöglichen, aber in solchen Ländern ist das nicht möglich. Das hat was mit Religion zu tun oder der Größe der Familie: Wenn man 4 oder 5 Geschwister hat, ist es schwer. Wenn man im jeweiligen Land ist, sieht man einfach, dass eine Familie viele Kinder hat, weil einerseits Aufklärung fehlt und andererseits die Kinder gebraucht werden, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Eltern sind verzweifelt; wenn dann dort ein Schlepper hinkommt und ihnen anbietet ihre Tochter mitzunehmen, um ihr lesen und schreiben beizubringen, sodass sie einen Beruf erlernen kann, dann sind die Eltern natürlich begeistert, weil sie sich nur das Beste für ihre Tochter wünschen. Was sie nicht wissen ist, dass ihre Kinder dann in irgendwelchen Kellerlöchern arbeiten müssen oder gar zur Prostitution gezwungen werden. Das ist wie ein Teufelskreis.

Redaktion: Wie finanzierst du deine Reisen?

Caroline Seidel:  Ich war schon vier mal in Indien und zwei mal in Kenia. Unsere Projekte besuche ich ein Mal im Jahr. Meine Reisen finanziere ich alle selbst. Ich bin zwar Studentin, aber nebenher habe ich noch drei Jobs.

Redaktion: Wie bist du dazu gekommen, nach dem Abi nach Indien oder Kenia zu gehen? Für gewöhnlich sind das ja nicht die beliebtesten Länder zum Reisen.

Caroline Seidel:  Das stimmt und vielleicht war es genau deswegen. In meinem Abi-Jahrgang 2010 sind alle nach Neuseeland oder Australien, das hat mich allerdings nie gereizt, denn gerade in Australien trifft man mehr Deutsche als Einheimische. Ich wollte eigentlich mit „Weltwärts“ nach Afrika, allerdings waren meine Eltern total dagegen und wir hatten einen riesigen Streit, weshalb ich es doch nicht gemacht habe. Also war ich in Italien, um dort ein bisschen auf einem Weingut zu arbeiten. Dann wurde ich von einem indischen Priester, Herr Karuna aus Lindenberg, gefragt, ob ich nicht nach Indien gehen wolle. In Italien habe ich dann später nochmal eine Frau kennengelernt, die auch Hilfsprojekte in Indien hat. Mit ihr habe ich mich dann ganz lange unterhalten und dachte mir, dass es vielleicht doch ein Wink des Schicksals sein sollte. Als ich nach fünf Monaten aus Indien zurück kam, war alles anders. Man weiß Dinge zu schätzen, die man vorher nie infrage gestellt hat, wie zum Beispiel fließendes, sauberes Wasser. Die Leute haben dort am Tag teilweise nur einen Eimer sauberes Wasser zur Verfügung. Auch in Kenia zahlt man mehr für sauberes Wasser als für Nahrungsmittel. Nach meiner Rückkehr wurde ich dann eingeladen, nach Kenia zu gehen, weil dort eine indische Schwester einen Verwandten hat, der dort arbeitet. So bin ich in Kenia gelandet. Ich bin auch über Weihnachten da gewesen und habe mit unseren Waisenkindern das Fest gefeiert. Das war das schönste Weihnachten, das ich jemals hatte. Viele Kinder haben zum ersten Mal überhaupt Weihnachten gefeiert, obwohl sie katholisch sind und in die Kirche gehen. Aber so richtig mit Geschenken kannten sie es noch nicht, so war es etwas ganz Neues und Besonderes für sie.

Redaktion: 10 Euro sind für uns Schüler natürlich viel Geld. Nun hast du erwähnt, man könne auch helfen, ohne Geld zu zahlen. Wie könnte diese Hilfe aussehen?

Caroline Seidel:  Eine große Sache lässt sich sich nur durch viel Engagement erreichen. Dieses Engagement kann ganz unterschiedliche Gesichter haben. Auch ihr engagiert euch für diese Sache, da Ihr in eurer Schülerzeitung darüber berichtet und dadurch andere auf dieses Projekt aufmerksam macht, denn man kann bei uns auch als Volontär viel erreichen.  Viele Schüler, die Ihr Abitur beendet haben, möchten die Welt sehen, etwas erleben, bevor Sie ins Berufsleben überwechseln. Wenn welche dabei sind, die zum Erleben auch etwas Geben möchten, etwas Sinnvolles mit dem Abenteuerlichen paaren möchten, dann sind die genau richtig für unser Projekt in Indien. Auch Indien ist ein interessantes Land ebenso wie Australien, aber Indien möchte ich Euch ans Herz legen, da mir unser Projekt viel bedeutet und jeder Volontär uns eine große Hilfe ist. Ihr könnt bei uns gerne ein Praktikum machen. Im Unterschied zu anderen Praktikas, bei denen man monatlich bis zu 800 Euro zahlen muss, um in einem Waisenhaus mithelfen zu können, bezahlt Ihr bei uns lediglich die Verpflegung. Wenn man sieht, wie einfach man dort dann lebt, teilweise schläft man auf Bastmatten, holt sich sein Wasser aus einem Brunnen, kann sich jeder ausrechnen, dass die 800 Euro Geldmacherei sind, die aber nicht immer nur dem Projekt dienen. Bei uns soll wirklich jede Hilfe, die gegeben wird,  auch dort ankommen, wofür Sie gegeben wurde. Also Augen auf bei solchen Abzock-Projekten.

Redaktion: Du hast viel von den Eindrücken vor Ort berichtet; was möchtest du den Lesern mit auf den Weg geben?

Caroline Seidel: Augen auf auch in unserem täglichen Leben. Wir trinken gerne Kaffee, essen Südfrüchte und machen uns nur selten Gedanken, unter welchen Bedingungen und von wem diese geerntet werden. Auf Kaffee, Zitronen- oder Bananenplantagen schuften nicht selten Kinder für einen Hungerlohn. Diese Kinder leben und arbeiten unter schlimmsten Bedingungen. Aber die Familien brauchen diesen Verdienst. Wenn wir nun eher teureren Kaffee bevorzugen oder durch unseren Konsum keinen Billig-Import von Bananen und anderen Südfrüchten unterstützen, helfen wir indirekt den Menschen vor Ort. Die Unternehmen, welche nur Hungerlöhne zahlen, werden so nicht in Ihrem Tun durch hohe Nachfrage bestärkt. Ebenso sollte man darüber nachdenken, ob man wirklich drei bis viermal im Jahr ein neues Handy braucht. Wir Europäer, auch oder vor allem wir Schüler denken ja gern, die neueste Technik steht uns zu, warum auch nicht. Aber die wenigsten wissen, wer die Einzelteile der Handys zusammensetzt und auch hier sind die Arbeitsbedingungen nicht die Besten und auch die Bezahlung ist mies. Macht man sich solche Begebenheiten bewusst und denkt über seinen Konsum nach, hilft man bereits und zeigt somit Engagement.

Redaktion: Das heißt, wenn man mitdenkt und bewusst handelt, kann man  auch ohne Geld eine Menge verändern.

Caroline Seidel:  Das ist richtig, wenn ihr zum Beispiel ein Projekt für eure Projektwoche wählt, in dem ihr über die Lebensbedingungen von Kindern in Indien sprecht und diese an Beispielen aufzeigt, dann habt Ihr hier im Denken vieler  bereits Veränderungen in Gang gesetzt.  Nämlich in eurem Denken und im den Köpfen eurer Zuschauer und Zuhörer. Es gibt ja viele , viele arme Kinder auf der Welt und die Gefahr ist, dass deren Schicksale untergehen, weil es eine zu große Masse ist. Wir lernen die Kinder und deren Leben selbst intensiv kennen, wissen um deren Träume. Diese Kinder vergessen wir nie mehr. Wir versuchen Ihnen zu helfen, Ihre Träume zu verwirklichen. Dies gelingt uns nur durch Geld. Wir sind nicht Unicef, auch nicht das S.O.S Kinderdorf, wir sind lediglich eine kleine Organisation, aber uns liegen die Schicksale der Kinder, die wir dort kennengelernt haben, sehr am Herzen. So können wir einzelnen Menschen helfen. Nanemi zum Beispiel ist sehr intelligent, aber kommt aus einer sehr armen Familie. Sie konnte durch uns Ihr Medizinstudium erfolgreich abschließen. Durch Ihren erfolgreichen Abschluss des Medizinstudiums haben wir nicht nur Ihr, sondern einem sehr viel größeren Kreis helfen können. Es profitierte auch Ihre Familie, ja sogar ihr ganzes Dorf davon. So kann man  selbst durch kleine Hilfeleistungen nachhaltig  ganze Strukturen verändern. Dies ist uns sehr wichtig und dahinter stehe ich voll und ganz

Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Lara P.; Julia L., Kristin E., Sarah P.

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