Körperliche Gesundheit. Für viele von uns mag das vor allem körperliche Fitness oder Gesundheit im Sinne von ,,Gesund ohne Grippe/Corona“ durch den Winter kommen bedeuten. Für mich geht dies aber vor allem Hand in Hand mit psychischer Gesundheit.
Gesundheit und Schule
Schule kann in dieser Hinsicht der Gesundheit manchmal nicht gerade zuträglich sein: Vielleicht bekommt man aufgrund eines bevorstehenden Referats vor lauter Nervosität Bauchschmerzen oder beginnt währenddessen zittern. Vielleicht steht die Mathearbeit kurz bevor und man kann vor Aufregung nicht schlafen. Der Körper zeigt nunmal Reaktionen, evoziert durch die eigene Gefühlslage.
Psychische Probleme können natürlich unterschiedliche Ursachen haben. Bei manchen mögen es die permanent schlechten Leistungen sein, aber sie können auch entstehen, wenn man sich zu viel Druck und Stress macht. Das wird durch die Schule nicht gerade verringert. Leistungsdruck, das permanente Vergleichen mit anderen und Mobbing können dann schnell zu Problemen führen, denen man nicht mehr alleine gewachsen ist.
Am Anfang stand die Einsamkeit
So war es bei mir auch. Ich wollte immer die Beste sein. Also habe ich mir überall viel Mühe gegeben und mich sehr angestrengt. Für Hausaufgaben, die für eine halbe Stunde angedacht waren, brauchte ich mehrere Stunden, weil ich sie perfekt machen wollte – und hatte dementsprechend wenig freie Zeit zum Auszuruhen und Durchatmen.
Dann kam der erste Lockdown – und ich saß auf einmal allein zuhause. Mit all meiner Energie und meinen Ideen, fühlte ich mich plötzlich einsam. Konnte ein blöder Virus meine gesamte Schulkarriere ,,zerstören“? Ich glaube, wir hatten alle das Gefühl eingeschränkt zu werden und uns nicht mehr frei zu fühlen.
Ich spürte diese riesige Enttäuschung, nicht mehr ,,gut genug“ zu sein und hatte Angst davor, die Schule nicht zu schaffen. Für mich war es in dieser Situation sehr wichtig, ab und zu mit meinen Freunden ein richtiges Gespräch zu führen, auch wenn es nur ein halbstündiger Spaziergang war. Somit konnten wir uns über unsere Probleme austauschen und nach möglichen Lösungen suchen. Trotzdem führte eins zum anderen.
Hilfe suchen
Ich landete vier Wochen in einer Klinik. Das war anfangs sehr schwer für mich, doch als ich meine Situation akzeptierte und versuchte, das Beste daraus zu machen, fand ich gute Freunde dort, die mit ähnlichen Krankheitsbildern zu kämpfen hatten, und konnte mich langsam erholen. Ich erfuhr viel Unterstützung und Zuspruch, sowohl von dem professionellen Krankenhauspersonal als auch von meinem persönlichen Umfeld.
Vor allem die Therapie mit einem Arzt konnte mir weiterhelfen und ich lernte mit meinen Problemen und Gedanken umzugehen. Wir hatten dort viel Struktur im Alltag und konnten uns an den regelmäßigen Terminen gut orientieren. An Musiktherapie und Sport fand ich viel Spaß und konnte neuen Interessen nachgehen.
Es gab auch Unterricht dort, der sich aber mehr nach den eigenen Bedürfnissen und Motivationen orientierte, wodurch ich ein paar inhaltliche Lücken füllen konnte. Generell kann man nicht immer Gründe angeben, warum es zu einer psychischen Erkrankung kommt, es kann zum Beispiel der selbst gemachte Druck wie in meinem Falle sein, ich habe aber auch viele Jugendliche getroffen, die traumatische Erlebnisse erfahren haben und den darausfolgenden Erkrankungen nur mit Therapie und Medikamenten entgegengewirkt werden können.
Medikamente können eine große Unterstützung sein, man sollte also keine Angst vor diesen haben und sich erst recht nicht dafür schämen.
Einen der wichtigsten Tipps, den ich gelernt habe, ist, dass es sehr wichtig ist, sich im Leben Dinge zu suchen, die einem Spaß machen und einen ablenken können: Das kann Lesen sein, vielleicht auch raus in den Wald gehen, sich mit Freunden treffen, kreativ sein, nur Musik hören oder auch Sport machen. Es ist sehr hilfreich, sich eine Liste anzulegen, auf die man zurückgreifen kann, wenn man wieder anfängt zu grübeln.
Eine andere Sache, die man im Alltag einführen sollte ist, dass man sich immer Pausen während des Arbeitens gönnen und sich auch für abends eine Grenze setzen sollte, nach der man nicht mehr arbeitet.
Nachdem ich aus der Klinik in die Schule zurückkam, war ich erst einmal ein bisschen überfordert mit all den Aufgaben und Terminen, aber mit der Zeit lernte ich, Prioritäten zu setzen und meine Zeit so einzuteilen, dass für meine Freizeit auch noch Raum war.
Mein Rat
Mit all den Problemen die wir heutzutage haben, ist es wichtig, auch mal einen Gang herunterzuschalten, sich Ruhe und Pausen zu gönnen. Das zu tun, was einem richtig Spaß macht und vielleicht auch mal das Handy wegzulegen. Schule ist nicht das wichtigste auf dieser Welt. Das wichtigste ist immer noch die eigene Gesundheit. Wenn Du das Gefühl hast, bist alleine mit Deinen Problemen zu sein, dann suche Dir Hilfe:
Wende Dich in schwierigen Situationen an jemanden: Vielleicht ist es einfach die beste Freundin, die einem zuhört. Wenn es die Eltern nicht sind, dann wende Dich an den Vertrauenslehrer oder Lehrer, mit denen Du gut klar kommst. Wenn Du jemanden, kennst, um den Du dir Sorgen machst, biete vielleicht mal Deine Hilfe an, falls diese Person dann aber keine Hilfe möchte, ist es auch wichtig, dies zu akzeptieren. Mir hat es damals auch geholfen, dass Leute mich gefragt haben, wie es mir geht und mir zugehört haben.
Das durfte ich während meiner schwierigsten Zeit auch erfahren:
Egal wie einsam Du dich fühlst, es gibt immer jemanden, der Dir helfen kann. Also trau Dich, probier‘ mal was Neues aus, von dem Du vielleicht nie gedacht hättest, dass es Dir Spaß macht. Geht es nicht darum im Leben? Dass man Freunde findet, gemeinsam gesund durchs Leben läuft und Erinnerungen schafft?
Die Autorin ist der Redaktion bekannt und möchte ungenannt bleiben.
Du suchst Hilfe?
Wenn Du nicht auf Lehrkräfte zugehen möchtest, findest Du Ansprechnpartner bei der kostenlosen Nummer gegen Kummer: +49116 111 , die auf ihrer Website auch einen Chat anbietet, oder bei der Telefonseelsorge.
Zudem informieren Krankenkassen wie die AOK über das Krankheitsbild Depression und bieten ebenfalls hilfreiche Tipps beziehungsweise Online-Tools an.