Schulleben

Lehrer sein – ein erstrebenswerter Beruf? Interview mit den Referendaren am KKG

Einige unserer Redakteure haben  Lehrer als Eltern und oft genug bekommen Schüler folgendes über diesen Beruf zu hören: Er könne ziemlich anstrengen und stressig sein. Oft seien die Schüler laut, man müsse immer darauf achten, nicht die Beherrschung zu verlieren, wenn mal wieder ein Schüler die Hausaufgaben vergessen habe oder immer noch niemand- nach einer Woche Bearbeitungszeit – das neue Thema verstehe. Außerdem sitze man oft noch bis spät abends an Korrekturen von Klassenarbeiten, die von den Schülern lautstark schon nach einigen Tagen zurückverlangt würden. Lehrer sein sei also oft nicht so toll.
Andere wiederum denken da ganz anders : Lehrer sein – ist das überhaupt ein Beruf? Meistens um 13 Uhr schon zu Hause, fast mehr Freizeit als Arbeitszeit, die Hälfte des Jahres Ferien. Was machen die denn den ganzen Tag?! Noten werden gewürfelt, Epochalnoten aus dem Ärmel geschüttelt. Gut, die Klassenarbeiten und Hü’s, aber das ist ja in ein bis zwei Stunden erledigt. Also wer möchte diese Freizeitbeschäftigung nicht gerne bezahlt bekommen?
Am Dienstag, den 8.November, trafen wir uns zu einem Interview mit den Referendaren dieser Schule, um zu erfahren, wie sie über ihren Beruf denken.

Die Redaktion begrüßte zu diesem Interview die Referendare Herr Oehl, Frau Maurer, Herr Forsch, Frau Kälber, Herr Hahn und Herr Schnittger.

Die Redaktion: „Fühlen Sie sich wohl an unserer Schule und wie ist Ihr Eindruck?“
Herr Schnittger: „Wir fühlen uns alle sehr wohl an der Schule, wir wurden sehr gut aufgenommen von allen anderen Lehrern und haben auch ein sehr gutes Gefühl, was die Schüler betrifft, dass hier insgesamt an der Schule eine sehr motivierte Atmosphäre herrscht und alle ganz ehrgeizig sind.“

Herr Forsch: „Was mir noch auffällt ist, dass die Kollegen uns sehr viel unterstützen und uns gut auf die Unterrichtsbesuche und auf die Lehrproben vorbereiten.“

Herr Hahn: „Das Gebäude an sich, mit den schönen alten Zimmern ist auch sehr hübsch. Das macht schon sehr viel her. Nur manchmal ist das schlecht für uns Referendare, wenn wir versuchen Projektionsflächen mit einem Beamer oder mit einem Overhead vernünftig zu nutzen.“

Herr Oehl: „Ja, ich kann mich eigentlich auch nur anschließen.“

Herr Forsch: „Aber bis man sich zurechtgefunden hat, hat es schon doch etwas gedauert.“

Frau Maurer: „Erfahrung aus jüngster Geschichte: Wir haben ein bisschen gebraucht, um den Saal hier zu finden. Wir waren eben noch unten in Richtung der alten Turnhalle… Man braucht immer noch ein bisschen, um sich zurechtzufinden, da es doch recht verwinkelt ist.“

Herr Schnittger: „Ja, wenn man auf die Architektur eingeht, sollte man vielleicht noch die Lage hier am Haardtrand erwähnen, die vor allem für uns Naturwissenschaftler einige Möglichkeiten bietet, zum Beispiel auch außerhalb des Schulgebäudes Unterricht zu gestalten.“

Frau Kälber: „Dann würde ich den Abschluss machen: Ich glaube wir haben alle einen sehr positiven Eindruck und fühlen uns hier alle ganz wohl und ich wage zu behaupten, dass wir jeden Morgen gerne in die Schule kommen.“

Die Redaktion: Wie fühlt man sich als Referendar?
Alle: „Übermüdet…“

Herr Schnittger: „Ich denke man sollte unterscheiden, wie man sich in der Schule als Referendar fühlt und wie man sich allgemein als Referendar fühlt. In der Schule werden wir genauso behandelt wie alle anderen Lehrer, wir haben ja auch die gleichen Rechte. Wir werden also nicht anders behandelt. Und zum anderen muss man auch sagen, dass man sich, zumindest am Anfang, als Referendar natürlich trotzdem noch ein bisschen unsicher und teilweise auch etwas überfordert fühlt, aber das ist immer phasenabhängig. Manchmal hat man mehr zu tun, manchmal hat man weniger zu tun und insofern muss man sich eben erst mal zurechtfinden.“

Herr Oehl: „Als Referendar ist man jetzt nicht nur primär in der Schule zum unterrichten, denn wir haben noch andere Verpflichtungen auch außerhalb der Schule. Das heißt, dass wir einmal in der Woche zusätzlich ein Seminar in Landau besuchen, welches jetzt nicht direkt mit der Schule verknüpft ist, uns aber weiter auf das Schulleben vorbereitet. […]“

Frau Kälber: „Ich glaube man kann sich das so vorstellen, dass wir in die Schule kommen und jeden Tag eigentlich alles zum ersten Mal machen. Denn jede Stunde, die wir in den Klassen halten, halten wir zum ersten Mal und das ist der Unterschied zu den anderen Kollegen, die schon mehr Erfahrung haben. […]“

Herr Schnittger: „Wir sind auch in einer Art Doppelrolle: Für euch hier an der Schule sind wir die Lehrer, denn wir versuchen euch was beizubringen und wir benoten euch, und am Seminar sind wir wiederum die Schüler und werden von unserem Seminar und unseren Fachleitern benotet und beurteilt. Wir sind quasi während der Woche einmal in der Lehrerrolle und dann auch wieder in der Schülerrolle. Das ist manchmal gar nicht so einfach unter einen Hut zu bringen.“

Die Redaktion: „Hatten und haben Sie Unterstützung dabei, sich an unserer Schule und im alltäglichen Lehrerleben zurechtzufinden?“

Frau Maurer: „Ganz, ganz klares Ja. Einige der Kollegen sind jetzt mittlerweile nicht mehr da, die uns sehr an die Hand genommen haben, aber das Ganze wurde unterstützt von unseren Ausbildungsleitern Herr Fahse und Frau Fieke und natürlich auch – da kann ich für uns alle sprechen – von den jeweiligen Fachschaften. Aber auch von den Kollegen wurden wir sehr herzlich aufgenommen und zielführend direkt an die Hand genommen, die einem dann auch gesagt haben, dass dies und das sehr wichtige Kernpunkte für unsere Fächer sind, sodass wir uns schnell einleben konnten.“

Herr Forsch: „Genau, wir haben am ersten Tag auch gleich schon einen eigenen Tisch bekommen und Schultüten.“

Herr Hahn: „In den Schultüten waren auch gleich rote Stifte, ein Kaffee und Bonbons drinnen.“

Frau Kälber: „Ich muss noch ergänzen, dass wir vor allem auch von den Schülern unwahrscheinlich unterstützt werden, da die Schüler hier an der Schule auch daran gewöhnt sind Ausbildungsschule für Praktikanten und Referendare zu sein. Ich habe noch keine Klasse erlebt, die sich irgendwie komisch verhalten hat. Auch das finde ich eine gute Unterstützung.“

Die Redaktion: „Aber ist es nicht manchmal auch so, dass vielleicht vor allem jüngere Klassen öfter mal nicht aufpassen oder nicht mitmachen, weil sie denken ,Was soll’s! Ist ja „nur“ ein Referendar´?“

Frau Kälber: „Nein, bei meiner sechsten Klasse ist das eigentlich ganz normal. Wir dürfen das ja dann auch einfordern.“

Herr Schnittger: „Wenn, dann wäre das nur von älteren Klassen zu erwarten, aber ich habe persönlich noch nie diese Erfahrung gemacht. Gerade in Lehrproben machen Klassen besonders viel mit, sind leise und still: eben, um einem zu helfen und damit der Fachleiter, der dann prüft, danach auch einen guten Eindruck hat.“

Frau Maurer: „Was auch zu beobachten ist, ist, dass vor allem die kleineren Klassen wie Fünftklässler aufgeregt sind, wenn eine Lehrprobe ansteht und vier bis acht Leute in den Klassensaal spazieren.“

Die Redaktion: „Was für Fächer unterrichten Sie und warum?“

Frau Maurer: „Meine Fächer sind Englisch und Französisch, also die Sprachen. Ich unterrichte diese Fächer zum einen, weil ich das gerne in der Schule gemacht habe und da ich gerne Zeit in England oder Frankreich verbringe. Ich finde, Fremdsprachen werden immer wichtiger, Englisch als Verkehrssprache und Frankreich ist ja unser Nachbarland.“

Herr Forsch: „Ich unterrichte die Fächer Biologie und Deutsch. Heutzutage ist es sehr wichtig mit Sprachen umgehen zu können und eine Ahnung von Literatur zu haben, aber ich denke, das sollte klar sein. Und ich unterrichte Biologie, ein Fach, das uns als „Lehre vom Leben“ wichtige Erkenntnisse liefert.“

Frau Kälber: „Meine Fächer sind Geschichte und Biologie und diese sind für mich wichtig, weil sie mir meine, unsere Welt erklären und wie sie funktioniert. Außerdem erklären sie, warum wir heute so leben wie wir leben.“

Herr Hahn: „Meine Fächer sind Informatik und Sozialkunde. Ich mag diese Fächer, da sie sehr aktuelle Fächer sind, man immer aktuell sein kann.“

Herr Schnittger: „Die Welt, die ich sehen kann, interessiert mich und deshalb habe ich die Fächer Biologie und Erdkunde gewählt. Erdkunde, weil man damit den Raum erklären kann, in dem man lebt, erfahren kann, wie dieser Raum entstanden ist und wie wir als Mensch auf diese Form Einfluss nehmen. Und ich habe Biologie gewählt, da sie Grundlage des Lebens ist, weil dort Vorgänge sind, die man nicht leicht begreifen kann und die deshalb immer spannend bleiben.“

Die Redaktion: „Was sind die Voraussetzungen und wie ist der Ablauf um in Rheinland-Pfalz Lehrer oder Lehrerin zu werden?“

Frau Kälber: „Die Voraussetzung ist, das man ein Abitur braucht, dann geht man zu einer Hochschule, also einer Universität, um ein Staatsexamen zu erwerben und dann bewirbt man sich damit im Land.

Herr Schnittger: „ Bei uns war das noch so. Es gibt aber inzwischen kein 1. und 2. Staatsexamen mehr. Es gab eine Reform und man macht mittlerweile einen Bachelor und einen Master in seinen Fächern. Danach folgt die Ausbildung zum Lehrer an einem Seminar. Wir haben wöchentlich ein Seminar in Landau, wo wir über methodische und didaktische Vorgehensweisen sprechen und dort lernen wir, wie man Unterricht zu führen hat. Wir besuchen auch Unterricht und müssen natürlich auch Unterricht halten. “

Herr Oehl: „Wenn man Lehrer werden will, muss man aufpassen, welche Fächerkombinationen möglich sind, das ist nämlich nicht in allen Bundesländern gleich. Hier in Rheinland-Pfalz ist das ziemlich offen, da kann man sämtliche Kombinationen miteinander wählen, in Bayern wäre aber z.B. die Kombination Sport, Erdkunde nicht möglich.“

Herr Hahn: „Das hat mich nämlich persönlich betroffen. Ich habe das Lehramt in Baden-Württemberg studiert und ich könnte aber kein Lehrer für Gymnasien werden, da Baden-Württemberg immer ein Hauptfach dazu verlangt, ich habe aber zwei Nebenfächer.“

Herr Schnittger: „Ich möchte dazu einen kleinen Einspruch erheben. Ich bin der Meinung, dass man das studieren sollte, wofür man sich interessiert, und nicht nur  dafür,  wie viele Jobs dafür geboten werden, denn wenn man ein Fach studiert, das einen nicht interessiert, muss man dieses Fach dann später sein ganzes Leben lang unterrichten. […] Man kann jetzt noch nicht absehen, wie es in fünf Jahren mit den Jobs aussieht, aber man sieht ja gerade wie es gerade wie es mit der Nachfrage für Lehrer steht. […]“

Die Redaktion: „Stimmt es, dass der Lehrberuf ein einfacher und Beruf mit viel Freizeit ist, also dass man nur halbtags arbeiten muss und viel Freizeit hat? Wie stehen sie dazu?“

Herr Oehl: „Ich denke bei uns kommt eben dazu, dass wir in der Ausbildung sind. Wir haben zwar im Durchschnitt nur sieben Stunden mit eigenverantwortlichem Unterricht, aber wir müssen auch noch viel für das Seminar arbeiten und den Unterricht sehr lange planen. Da ist man den Tag über beschäftigt. Ich denke, dass das auch ein Schock werden wird, wenn wir keine Referendare mehr sind  Dann werden wir nämlich  24 Stunden unterrichten. Natürlich kommt mit den Jahren auch die Routine und es wird einfacher. Aber was mir immer auffällt und was am Lehrersein auch sehr schwierig ist, ist, dass man nach acht Stunden Arbeit nicht einfach nach Hause fahren und die Arbeit hinter sich lassen kann, denn dann geht es erst los mit der Vorbereitung, der Nachbereitung und den Korrekturen. Das ist also nicht der Job, bei dem man abends nach Hause kommt und einfach die Tür zumacht, um sich zu entspannen.“

Frau Maurer: Wie schon gesagt wurde: Es hört nämlich nicht auf mit dem Unterricht. Korrekturen, Konferenzen, Elternsprechtage und Vorbereitung, das alles gehört dazu, denn es ist ein sehr umfangreicher, aber auch entspannender Job mit vielen Facetten.“

Herr Schnittger: „Ich denke mal für jede einzelne Stunde, die wir halten, bereiten wir mindestens die doppelte Zeit vor.“

Frau Kälber: „Es geht dann schon gerade am Anfang schon sehr viel Zeit drauf. Bei den erfahreneren Kollegen ist das natürlich weniger.“

Herr Hahn: „Man könnte das jetzt auch mit einer 40 Stunden-Woche von einem regulär Angestellten vergleichen, denn wir haben 24 Stunden und die Differenz von 16 Stunden, die wir nicht zwingend in der Schule sind, heißt nicht, dass wir nichts zu tun haben, sondern es ist einfach so, dass man sich diese restliche Zeit selber einteilen kann und das ist wahrscheinlich der einzige Vorteil, den man darin sehen kann. […]“
Die Redaktion bedankt sich für die Offenheit und die interessanten Einblicke in das (Berufs-)Leben von Lehrern und Referendaren!

Folgende Links führen zu weiteren Informationen:

http://zfl.uni-mannheim.de/beruf_lehrer_in/fit_fuer_den_lehrerberuf/index.html

http://www.bildungsserver.de/Lehrerbedarf-und-Lehrpersonalentwicklung-in-den-Bundeslaendern-5530.html

http://www.mbwwk.rlp.de/no_cache/bildung/schuldienst-und-lehrerberuf/lehrerin-oder-lehrer-werden/was-bringe-ich-mit/abitur/?cid=33067&did=70989&sechash=a1f347bd


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