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Keiner hat’s weitererzählt, jeder weiß es: Lästereien an der Schule

„Wieso habe ich nur eine 3- auf mein Kunstbild bekommen? Es ist ja bekannt dass die Lehrkraft immer nur die Schleimer bevorzugt. Ihre eigenen Bilder sind das Allerletzte.“

Pixabay

Ein alltägliches Bild aus der Schulwelt. Oftmals fühlen sich Schüler*innen ungerecht behandelt und können ihre Noten nur schwer nachvollziehen. Dabei kann schnell die Lehrer*in als Projektionsfläche der Wut benutzt werden. Die Schüler*in drückt ihren Ärger aus, indem sie  über die Lehrer*in herzieht. Das ist der Beginn von Gossip (englisches Wort für Tratsch und Klatsch).

Eine Welt ohne Klatsch und Tratsch? Wie schrecklich

Dabei gehören Tratsch und Klatsch gehören zum Leben dazu. Aber warum genau lästern wir über andere, anstatt uns auf uns selbst zu konzentrieren?

Der Definition nach bedeutet Klatsch „üble Rederei über andere“ , dabei sind diese nicht anwesend und können sich somit nicht rechtfertigen oder verteidigen.

Eine Studie der University of Michigan fand heraus, dass Jugendliche 18 mal pro Stunde lästern. Dabei ist es übliche, vor allem über das eigene Geschlecht herzuziehen. Dennoch darf nicht unterschätzt werden, dass beide Geschlechter ungefähr gleich viel tratschen. Während Jungs, die sich weniger nah stehen, mehr lästern, tratschen Mädchen eher mit ihren engen Freunden.

Allerdings scheint die Gesellschaft diesen Gossip zu brauchen, da sich durch die Entwicklung eines Feindbildes ein Wir-Gefühl entwickelt. Beispielsweise verbünden sich so Schüler*innen und ziehen gemeinsam über eine vermeintlich schlechte Lehrer*in her, um ihrem Ärger Luft zu machen. Zunächst fühlen sich die Schüler*innen gut, da sie Verbündete gegen ihren „Feind“ gefunden haben. Doch im zweiten Moment sind viele von einem schlechten Gewissen geplagt, da sie wissen, dass sie ihrer Lehrer*in unrecht getan haben.
Zusätzlich pushen die Schüler*innen meist ihr eigenes Selbstbewusstsein. Wer mutig ist, konfrontiert die Lehre*in direkt. Wer allerdings lieber eine Konfrontation mit der Realität vermeiden will, bleibt beim Lästern.

 Klatsch und Tratsch versus Fake news

Doch was passiert mit dem Erzähler? Er vermittelt uns Vertrauen. Er schätzt uns ein, dass wir den Tratsch nicht weiter erzählen, schon gar nicht an die Person, über welche schlecht geredet wird. Er kann seine eigenen Defizite verstecken, indem er die schlechten Eigenschaften einer anderen Person hervorhebt. Er bekommt für einen Augenblick unsere komplette Aufmerksamkeit. Er kann sich so mit den Problemen der anderen in den Mittelpunkt stellen. Oft wird durch Gossip auch eine eher stockende, langweilige Unterhaltung aufgepeppt.

Ganz unter dem Motto „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ kann sich das Blatt allerdings auch schnell wenden. Der Erzähler ist unfähig, mit eigenen Inhalten zu glänzen. Auf die Dauer muss er somit umso größeren Klatsch und Tratsch erfinden, um unseren Fokus auf ihm zu halten. Dabei kann etwas Türkisches passieren: Die Wahrheit geht verloren. Um interessant zu bleiben, kann es passieren, dass der Klatsch um frei erfundene Geschichten erweitert wird.

Schlussendlich stellt sich die Frage, warum sich nicht jeder auf sich selbst konzentriert.
Dazu eine Antwort zu finden ist schwer, da wir uns ein Leben ohne Lästereien kaum vorstellen können. Möglicherweise könnte ein Antwortansatz so aussehen, dass Egoismus keine Antwort auf Tratsch und Klatsch ist, vielleicht sogar einer der Urheber.

Wenn Lästern allerdings zum Mobbing und Lügen führt, sollte der Zuhörer dem Erzähler klar machen, dass er der Person Unrecht antut. Auch wenn Lästerei zum Alltag dazu gehört, geht es dabei um kurze Aufmerksamkeitsspannen für den Erzähler, durch welche er sich selbst ein wenig verstecken kann. Denn der Satz „Wer immer lästert, ist mit sich selbst unzufrieden“ beinhaltet oftmals die Wahrheit.

Informationen zur Studie von der Universität of Michigan findet ihr hier.

Johanna N. (12. Jgs.)

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