Wie viele Jahre zuvor fand auch letztes Jahr der MaNex- Austausch statt und mir wurde die Möglichkeit geboten, drei Wochen in den amerikanischen „Lifestyle“ einzutauchen, was ich natürlich unbedingt wahrnehmen wollte. Dies wird sicherlich nicht der letzte Austausch dorthin gewesen sein. Und so stellt sich die Frage für euch: Ist der Austausch sein Geld Wert? Was meine Erfahrungen und Erlebnisse sind, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Vor dem Austausch verband ich eine typisch amerikanische Highschool mit Footballern, Cheerleadern und den angesagten Cliquen. Die Manchester Memorial High hatte tatsächlich alles davon. Die Schule, welche ich zusammen mit meiner Austauschpartnerin besuchte, war nicht nur doppelt so groß wie unsere, die sportlichen Angebote waren auch unüberschaubar. Die Schüler konnten beispielsweise Baseball, Hockey, Golf oder Hindernisslauf ausüben.
Auch das Programm in der Schule ist mit unserem kaum vergleichbar. Man hatte beispielsweise die Möglichkeit, Kochen als Unterrichtsfach zu wählen, sowie Psychologie, Ökonomie, Anatomie oder doch „Crime and Justice“. Wir als Austauschschüler hatten also die Möglichkeit, in diese Kurse „hineinzuschnuppern“ und diese Erfahrung möchte ich nicht missen, denn besonders die oben genannten Fächer waren sehr interessant.
Außerdem hatten wir die Möglichkeit, an der Pep-Ralley teilzunehmen, welche in Deutschland völlig unbekannt ist: Vor dem Homecoming-Spiel des Football-Teams trafen sich alle Schüler der Highschool in der Turnhalle. Die verschiedenen Klassenstufen unterschieden sich farblich. Während die Schüler in verschiedenen Disziplinen gegen die Lehrer antraten ( zum Beispiel in einem Volleyballspiel) begleitete die Marching Band das Ganze. Das Highlight der Pep Ralley war aber definitiv, als die Schüler verschiedene Lehrer mit Kuchen abschmeißen konnten; so etwas wäre in Deutschland wahrscheinlich gar nicht möglich. Da wir drei verschiedene Schulen besuchten, hatten wir auch die Möglichkeit, an drei verschiedenen Pep Ralleys teilzunehmen, welche sich aber nicht stark voneinander unterschieden.
Jedoch gibt es hier auch gleichzeitig etwas zu bemängeln, denn unsere Gruppe, die aus 16 Schülern bestand, wurde statt wie in den vorherigen Jahren von 3 auf 2 Schulen aufgeteilt. Die dritte Schule, die dabei außen vor blieb, besuchten wir aber für einen halben Tag. Das Seltsame hierbei ist, dass wir einen Mangel an Austauschschülern hatten, in zwei Gastfamilien mussten sogar zwei Schüler untergebracht werden. Dass die dritte Schule, die West High, Schüler hatte, die gerne am Austausch teilgenommen hätten, wurde dabei anscheinend nicht wahrgenommen.
Nun zu unseren Ausflügen, den sogenannten „Field Trips“: Unser erster Ausflug ging nach Plymouth, worüber viele von euch wahrscheinlich schon bedingt durch das Mittelstufen-Englischbuch Bescheid wissen, was sehr interessant war, denn man hatte die Möglichkeit, mit Schauspielern, welche die englischen Siedler darstellten, sowie mit echten „Indigenous“ zu sprechen.
Des Weiteren besuchten wir in Boston Harvard, eine der bestangesehendsten Ivy-League Universitäten des Landes. Eine Studentin führte uns um den Campus, doch meine Gruppe konnte die Führung leider nicht beenden, denn es ging gleich weiter zum Museum of Science, welches sich vor allem mit Physik befasst, wobei man viel mitmachen und experimentieren konnte. An einem anderen Tag ging es nochmals für uns nach Boston, wo wir entlang des Freedom Trails, einer Besichtigungsroute, die an historischen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt, mehr von Boston zu sehen bekamen. Am Nachmittag besuchten wir noch ein Kriegsschiff, die USS-Constitution, wobei wir uns dies, nach Meinung der Schüler hätten sparen können.
Einer der aufregendsten Field Trips war der, als es für uns auf die White Mountains ging, ein Gebirgszug mit wunderschöner Aussicht.
Der Lost River, welcher sich wenige Minuten davon entfernt befindet, bot viele Höhlen, die wir versuchten zu überwinden, was viel Spaß bereitete.
Doch der beste Trip war definitiv der nach New York! Nachdem wir uns auf der vierstündigen Busfahrt schon seelisch durch Frank Sinatras „New York“ vorbereitet hatten, kamen wir in einem zentral gelegenen Drei-Sterne-Hotel an. Die Zimmer entsprachen vollkommen unseren Wünschen und das kostenlose W-Lan machte den Aufenthalt für uns noch um einiges erträglicher!
Die Freizeit, die uns zur Verfügung stand, nutzen wir, um in Dreiergruppen die Weltmetropole zu erkunden. Sei dies einerseits der Besuch der Upper East Side, um sich wie bei „Gossip Girl“ oder „Frühstück bei Tiffanys“ zu fühlen oder der Besuch des „Museum of Modern Arts“ um Picassos „Sternennacht“ zu betrachten. Doch was wäre ein Besuch New Yorks ohne die Besichtigung des Empire State Buildings? Nachdem die Sonne untergegangen war, hatten wir einen unglaublichen Blick über die Stadt, trotz vollkommener Überfüllung der Aussichtsplatform.
Natürlich besuchten wir mithilfe einer Fähre auch Liberty Island (hier steht die Freiheitsstatue) und Ellies Island, wo anfang des 20. Jahrhunderts die Flüchtlinge ankamen. Die Statue, die wir vorher nur aus Filmen kannten, so nah zu sehen und auch der Besuch des Museums auf Ellies Island, welches die Zustände darstellte, denen die Flüchtlinge ausgesetzt waren bei ihrer Ankunft in den Vereinigten Staaten, gefielen uns sehr gut.
Unsere Reiseführerinnen Frau Moll und Frau Koch führten uns noch ein wenig in New York herum, zeigten uns, wo „Wolf of Wallstreet“ gedreht wurde und besichtigten mit uns das 9/11 Memorial sowie das dazugehörige Museum. Menschen, die das Unglück selbst miterlebten, berichteten in Videos von dem Tag, Artefakte und eine Halle mit Bildern der Verstorbenen machten uns nochmal das Ausmaß des Tages bewusst. Wer New York besucht, der sollte sich dieses Museum nicht entgehen lassen, es ist sehr gut aufgebaut, vom „Materiellen“ hin zu persönlichen Schicksalen bewegte es jeden von uns.
Den Aufenthalt in New York rundete der Besuch der UN ab, wo wir durch eine deutsche Führung über die Grundsätze der United Nations, wie es in der Zukunft um sie stehen wird und vieles mehr informiert wurden. Am Abend machte sich jeder von uns nochmal schick, da es für uns in das Musical „Charly und die Schokoladenfabrik“ ging. Das Musical, das es so in deutscher Form nicht gibt, befindet sich auf der Seitenstraße des Broadways und obwohl es auf Englisch aufgeführt wurde, war alles gut verständlich.
Die Rückkehr nach Manchester war besonders schmerzhaft, da wir uns bewusst wurden, dass wir nur noch wenige Tage mit unseren Austauschpartnern verbringen konnten.
Und dies ist der letzte Aspekt, den ich einbringen möchte: Der Kontakt mit den Austauschpartnern. Wenn man drei Wochen auf jemanden angewiesen ist, muss man wohl irgendwie miteinander auskommen. Doch bei uns allen entwickelten sich richtige Freundschaften. Wir verbrachten Tage zusammen am Strand, gingen in Malls shoppen (die übrigens viel besser sind als unsere), veranstalteten Partys oder ein Picknick und besuchten die Trampolinhalle. Es machte riesig Spaß, jeden Tag erwartete uns etwas neues und war es bloß ein riesiges Pancake- Frühstück oder ein Football- Spiel. Zwar war es schade, dass in meiner Familie kaum gekocht wurde und ich mir oft Essen kaufen musste, jedoch wurde das durch die tolle Gastfreundschaft wieder gut gemacht. Manche machten mit ihrer Familie beispielsweise eine Whale-Watching Tour oder blieben für eine Nacht in einer Hütte in der Nähe der White Mountains um Wandern zugehen. Wir merkten alle, wie aufgeschlossen die Amerikaner sind im Gegensatz zu uns Deutschen, wie sich jeder so führsorglich um uns „Germans“ gekümmert hat. Zwar kam einige Male die Frage auf, wie wir Hitler finden und ob unser Land immer noch so rassistisch sei, doch nach kurzer Erläuterung der jetzigen Umstände in Deutschland war auch dies geklärt.
Nun zurück zu der Frage: Ist der Amerika Austausch sein Geld wert? Würde ich nochmal mitmachen?
Die Fieldtrips hätten „besser“ sein können. Das Heimatmuseum oder der Besuch eines Kriegsschiffes waren aus meiner Sicht eher überflüssig. Doch der Aufenthalt in New York und die viele Freizeit, die wir dort hatten, glichen dies aus. Des Weiteren waren die Tage in der typischen High School sehr spannend.
Doch ich finde vor allem, dass die neuen Kontakte, die ich geknüpft habe, alles übertreffen. Sei es mit meinen Mitschülern während der Reise oder den Amerikanern, die Zeit mit ihnen werde ich nie vergessen. Es hat uns alle, obwohl es nur drei Wochen ging, bereichert und verändert und wenn ich nochmals die Chance hätte, würde ich mich sofort wieder anmelden.
Die zirca 1.700€ sind zwar sehr viel Geld, aber die Erinnerungen sind unbezahlbar!
Teresa Dietrich, 11. Jgs.