Schulleben

Interview mit Herrn Whittaker, unserem neuen Schulleiter

Seit dem 1. Februar ist unser neuer Schulleiter, Mervyn Whittaker, im Amt. Die Klartext-Redaktion fuehrte am Montag, den 14. Februar, ein erstes Interview mit ihm. Er begeisterte uns mit seiner offenen Art, aber auch mit seinem hohen Interesse fuer die vielfaeltigen AGs unserer Schule – natuerlich auch fuer unsere Schuelerzeitung; aber lest doch am besten selbst!

Redaktion: Herr Whittaker, was war Ihr erster Eindruck vom Kaethe-Kollwitz Gymnasium?

„Mein erster Eindruck von der Schule war das Gebaeude, da man ja als Kandidat die Schule erst einmal von außen begutachtet und um sie „herumschleicht“. Ich kann mich noch erinnern: Ich war mit meiner Familie in Neustadt essen und es war ein wunderschoener Sommertag. Der schoene große Altbau ragte imposant ueber Neustadt und die Schule machte einen warmen und freundlichen Eindruck.“

Red.: Was war Ihr erster Eindruck bzw. was ist Ihr Eindruck von der Schulgemeinschaft am KKG?

 

„Die Schulgemeinschaft lerne ich ja jetzt erst richtig kennen, ich stelle mich persoenlich in den Klassen vor. Bei den Lehrerkollegen mache ich das aehnlich, damit ich jeden kennen lerne. Mein erster Eindruck ist auf jeden Fall positiv. Ich bin bisher vor allem auf Freundlichkeit, Neugierde und Offenheit gestoßen.“

Red.: Wie erging es Ihnen an der letzten Schule? Wie war das Schulleben dort?tark

 

„Da hatte ich auch schon Glueck: Das Paul-von-Denis-Gymnasium ist ebenfalls eine lebendige und freundliche Schule. Von der Anlage her sind die beiden Gymnasien aber voellig anders. Zum einen ist es quasi auf der gruenen Wiese, also rundum sind Pferdekoppeln und aecker, und zum anderen ist es eine neuere Schule, die erst wenige Jahrzehnte alt ist. Ich war auch dort schon in der Schulleitung taetig, als Zustaendiger fuer die Referendare, fuer das PES-Programm (Vertretungslehrer halten Unterrichtsstunden;Anmerkung der Redaktion) und fuer das Methodentraining.“

Red.: War Ihr Berufswunsch schon immer Direktor bzw. Lehrer?

„Nein. Ich wollte der beste Regisseur aller Zeiten werden, aber das sollte dann doch nicht passieren. Aber mal Spaß
beiseite: Ich habe schon immer sehr gerne Theater gespielt und habe auch Theaterwissenschaft studiert. Aber meine Eltern bestanden immer darauf, dass ich etwas „Vernuenftiges“ mache und so studierte ich auch Deutsch und Englisch und bin darueber in die Schule gekommen. Allerdings hat mich auch meine Familie gepraegt: Mein Vater ist Lehrer und ich habe drei Geschwister, die sind auch alle Lehrer geworden.“

Red.: Wie erklaeren Sie sich das, dass nur so wenige Lehrer den Schritt wagen und sich als Direktor bewerben?

Das habe ich mich auch gefragt. Ich denke, es gibt verschiedene Gruende: Einmal sind viele Lehrer einfach nur gerne Lehrer und wollen ungern aus dem Schulalltag heraus, um dann eher ,Buerokram´ zu erledigen. Im Grunde moechte ich auch schauen, dass ich genug Unterricht habe und ich moechte auch eine AG anbieten. Man wird naemlich eigentlich nicht Lehrer, um dann nur im Buero zu sitzen und da Papier zu schieben. Zum anderen ist es so, dass man als Schulleiter natuerlich auch mit Konfliktfeldern konfrontiert wird und nicht nur angenehme Taetigkeiten hat. Wenn zum Beispiel irgendwo etwas festgefahren ist, dann muss der Schulleiter das klaeren und darueber entscheiden. So macht man sich nicht nur Freunde, und manche Lehrer fragen sich dann, warum sie sich so etwas antun sollen. Ich denke, die richtige Kombination aus Unterricht und Verwaltung ist das Beste.“

Red.: Investiert man als Direktor mehr Zeit in die Schule ?

„So verstehe ich das. Ich verstehe mich als derjenige, der staendig Rufbereitschaft und immer sein Handy dabei hat. Wenn dann etwas passiert, wie es auch hier schon der Fall gewesen ist, muss ich als erster informiert und auch als erster da sein. So verstehe ich den Aufgabenbereich und das macht mir Spaß. Wenn man eine Theater AG macht oder sonst eine AG leitet, dann ist man auch staendig in der Schule und schaut dann auch nicht auf die Uhr. Als Schulleiter ist das natuerlich erst Recht so, da muss man mehr machen.“

Red.: Wie lang sind Sie dann ungefaehr an der Schule?

„Es sind natuerlich oft Abendtermine wahrzunehmen, zum Beispiel die Sitzungen des Schulelternbeirats oder – wie vor kurzem – der Tag der offenen Tuer. Hier trifft man natuerlich auch immer auf Eltern, um zu informieren.“

Red.: Es gibt ja das Geruecht, Lehrer haetten am meisten Urlaub und Freizeit. Aber ich denke, wenn man seinen Job ernst nimmt und sich dafuer einsetzt, ist es ein Full Time Job..

„Ich glaube, es ist so: Wer es richtig macht, der wird sehr viel Zeit investieren. Es ist ja nicht damit getan, dass man unterrichtet oder auch nur die Aufgaben nachschaut. Ich denke, so viele Lehrer sind Vollblutlehrer; da laeuft dann zum Beispiel der Biologielehrer durch den Wald und denkt sich: ,Ah, das Blatt muss ich mitnehmen, das koennen meine Schueler dann analysieren.´ Oder wenn ich Zeitung lese, denke ich auch manchmal: ,Das ist unheimlich interessant, das zeige ich meiner Oberstufe´ oder , Das koennte ein super Diktat werden.´ So kann man dann viel aufschnappen.“

Red.: Wo sehen Sie Schwerpunkte an unserer Schule, die Sie gerne anpacken moechten? Sehen Sie ueberhaupt schon welche?

„Das ist schwierig zu beantworten, weil ich denke, dass das KKG ein Gymnasium ist, welches sehr viel Tradition hat und wo sehr viele Leute sind, denen diese Tradition sehr wichtig ist. So kann man als Neuer nicht gerade rumlaufen wie ,ein Elefant im Porzellanladen´ und beschließen, dass alles anders wird. Einen Schwerpunkt sehe ich jedoch bereits: Ich moechte die Arbeitsgemeinschaften staerken; zum Beispiel eure Schuelerzeitung als Aushaengeschild oder die hervorragenden Musikgruppen oder die naturwissenschaftlichen Gruppen mit ihren BASF-Besuchen. Mir schwebt außerdem vor, dass wir darauf achten muessen, dass Unterricht im Gymnasium immer auch gymnasial ist, also viel fordert,ein hohes Niveau hat, aber dass Schueler auch die Gelegenheit haben, freiwillig Dinge zu machen.“

Red.: Apropos Niveau. Wuerden Sie sich aus heutiger Sicht als guten Schueler bezeichnen?

„ Das ist eine gute Frage. Mittelpraechtig. Manchmal formuliere ich es so: Als Schueler muss man ja das tun, was der Lehrer sagt, als Lehrer sagt man selbst, was passiert. Da ist man selber „in command“ und kann gestalten und dafuer sorgen, dass Dinge umgesetzt werden, Materialien und Bilder einbringen, die einem selber gefallen. Das ist das ganz Tolle an diesem Beruf, dass man vieles selbst bestimmen darf. Und als Schueler ist es umgekehrt ganz oft so, dass man das „durchkauen“ muss, was einem vorgesetzt wird. Und so sollte man auch immer ueberlegen: Wie kann man die Schueler staerker miteinbeziehen, damit das, was man macht, vielleicht das ist, was die Schueler auch interessiert?“

Red.: Nun eine kleine Standardfrage: Was war Ihr lustigstes Schulerlebnis und was Ihr schlimmstes?

„In vielen Klassen habe ich davon berichtet, wie ich zu meinem leicht krummen Finger gekommen bin. Das war ein Abi-Scherz bei uns an der Schule in Hong-Kong: Bei einem Wahrheits-Spiel mussten Lehrer recht alberne Sachen – wie in diesem Fall Bockspringen – machen, wenn sie nicht die richtige Antwort gegeben haben. Ich bin ueber meinen Schulleiter gesprungen und mit dem kleinen Finger haengengeblieben. Der ist so „ausgeratscht“ und niemals wieder in die normale Form zurueck gegangen. Im Grunde gesagt ist das irgendwie ein lustiges Erlebnis – und das schlimmste zugleich. Ein weiteres faellt mir aber auch ein: Ich glaube, fuer Schueler ist es oft das schlimmste, wenn man vor der Klasse bloßgestellt wird. In England muss man ja immer Schuluniformen tragen und meine Mutter – als Deutsche – sah das nicht so ganz ein, dass wir alle ,ueber einen Kamm geschert´ wurden. Vorgeschrieben war, dass man in der Unterstufe immer ein graues Hemd anzog und in der Mittelstufe durfte man dann ein weißes Hemd tragen. Wir waren vier Kinder daheim und sie hat es nicht eingesehen, warum sie dieses graue Baumwollhemd kaufen sollte, das sie waschen und buegeln musste. Die weißen Hemden gab es außerdem schon als pflegeleichtere Nylonhemden. So hat sie mich mit einem weißen Hemd in die Schule geschickt und alle anderen hatten ein graues Hemd. Ein Lehrer hat mich dann vor der ganzen Klasse aufstehen lassen und mich gefragt, warum ich denn dieses weiße Hemd trage. Ich antwortete:: „Because my mother says they are easier to wash. “ Dann hat die ganze Klasse gelacht und das war grausam. Ich war vielleicht zwoelf Jahre alt .“

Red.: Nun zu unserer letzten Frage: Finden Sie eine Printausgabe oder eine Online-Schuelerzeitung, wie wir sie gerade auch haben, besser?

„Also zunaechst einmal moechte ich sagen, dass ich in der Zeit, als ich noch Kandidat war und nicht in die Schule hinein konnte, viel in der Schuelerzeitung gelesen habe, und euch das Kompliment machen moechte, dass die Artikel dort hervorragend sind. Ich habe viel gelesen, unter anderem auch den Artikel ueber den KZ-ueberlebenden. Das sind informative Texte. Ich denke, die Zeit geht in Richtung online-Zeitung. Es wird dort mehr gelesen. Ich wuerde mir aber auch wuenschen, dass die Verzahnung von Schuelerzeitung und Schulhomepage besser ist, damit man auf jeden Fall auf die Artikel klickt und sie liest. Ob man zusaetzlich eine Printausgabe macht? Man muesste schauen, ob sich das rechnet und ob die Schueler sie kaufen. Aber die online-Ausgabe wird auf jeden Fall viel Beachtung finden.“

Vielen Dank fuer das Interview.

Wir begrueßen Herrn Whittaker an unserer Schule. Waehrend des Interviews wirkte er sehr aufgeschlossen und interessiert am KKG und dem Schulleben.

Alessa M.(10a), Jonas-Luca K. (11)und Josephine S. (10a)

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