Die Jugend von heute – eine Mischung aus ADHS und „Null-Bock-Einstellung“. Jeder von uns kennt diese typischen Klischees, die die ältere Generation pflegt. Auch das Abitur, die Schulform Gymnasium soll nun nichts mehr wert sein. Dabei vergessen viele, wie sich Schule in der letzten Zeit gewandelt hat. Ob „Turbo-Abi“ G8 oder unser rheinland-pfälzisches System: Jeder kennt das Gefühl von Stress und Verzweiflung im Laufe seiner Schulzeit.
Wehmütig denkt man an die Orientierungsstufe zurück, wo alles doch noch so viel einfacher und spaßiger erschien: Sitzkreise, Vorleseabende, spaßige Wandertage, die erste Begegnung mit dem Mikrokosmos „Gymnasium“. Doch in der Oberstufe ist man komplett selbst für seine Ergebnisse und Erfolge verantwortlich. Keine Lehrer, die einem irgendetwas hinterhertragen oder den Stoff so oft wiederholen, bis es auch der letzte verstanden hat. Das Nachschlagen in (Online)Lexika und Sekundärliteratur gehört nun einfach dazu, um sich auf den aktuellen Stand zu bringen und nicht verstandene Themen nachzuarbeiten. Dieser Stress nimmt in Richtung Abitur zu, wenn man sich kein Survival-Konzept überlegt hat: In der Hauptphase der Kursarbeiten ist es keine Seltenheit, dass man einfach den Durchblick verliert: Sei es durch die ganzen Termine, durch den Druck, ständige Leistungsbereitschaft zu zeigen oder einfach nur das Entschuldigungsformular richtig auszufüllen. Man wird überschüttet mit Unterrichtstoff, Tests oder anderen Leistungsnachweisen, wodurch man sich oft fragt, wie man das bis zum Abitur noch durchhalten soll. Nicht ganz nachvollziehbar ist es auch, wenn man 500 Vokabeln in einer Woche lernen soll und diese natürlich auch alle bis zum Test im Kopf behalten muss, während man parallel noch für zwei andere Fächer zu lernen hat. Auch ein anderes Beispiel, nämlich drei Kursarbeiten in einer Woche zu schreiben, sollte man nicht vergessen zu erwähnen. Uns allen ist wohl klar, dass das die Nerven enorm strapaziert und man sich schließlich nur noch das Wochenende herbeisehnt, um uns endlich mal dem immer mehr in Vergessenheit geratenen Wort ,,Freizeit“ zu widmen. Letztendlich soll sich die Mühe und die Qual am Ende ja auch gelohnt haben, wenn man dann die Schule für immer verlässt, weshalb man sich irgendwie ,,durchbeißen“muss!
Vergleicht man nun aber diese Tatsachen mit dem Artikel der F.A.Z., so fragt man sich durchaus , von welcher Schule auf diesem Planeten hier die Rede ist (http://www.faz.net/aktuell/politik/gymnasien-bringen-den-schuelern-nichts-mehr-bei-13249698.html). Hier wird das Gymnasium als eine „Ruine einer Utopie“ betitelt und mit dem Bildungsverfall gleichgesetzt. Einige Aussagen, auf die wir noch genauer eingehen wollen, lassen uns nur den Kopf schütteln, denn der reale Alltag eines Schülers – zumindest in unserem Bundesland – sieht ja, wie bereits geschildert, etwas anders aus. Schauen wir uns mal genauere Aussagen des Artikels an: ,,Ein Frankfurter Didaktiker wies nach, dass Neuntklässler Abituraufgaben lösen können, weil die Lösung bereits in der Aufgabenformulierung steckt“. Nun ja, das klingt wirklich katastrophal, da muss man dem Titel des Artikels definitiv zustimmen. Aber mit der Realität bei uns hat diese Aussage nichts zu tun. Wenn dies der Fall wäre, dann wäre es nun höchste Zeit, das Abitur ab der 9. Klasse anzubieten- wieso sollte man denn noch 4 Jahre seines Lebens verschwenden und sich nicht schleunigst dem Studium widmen?! Da wäre ,,G8″ Schnee von gestern. Um noch einmal kurz zu belegen, wie absurd diese Theorie ist, haben wir hier ein paar Fragen aus diversen Kursarbeiten verschiedener Fächer, die jeweils ohne Materialgrundlage gestellt waren, herausgesucht:
Klären Sie anhand zweier Aspekte seiner Herrschaft Diokletians Beitrag zum Untergang des Römischen Reiches.
Erläutern Sie anhand von Beispielen die grundsätzlichen Prinzipien, nach denen enzymkatalysierte Reaktionen ablaufen.
Zeigen Sie, dass in einem Dreieck die Summe der drei Vektoren von den Ecken zum Schwerpunkt gleich dem Nullvektor ist.
Das müsste schon ausreichen, um spontan zu sagen, dass diese Fragen nicht von einem Neuntklässler gelöst werden können! Sicher mag sich das Niveau an Gymnasien in den letzten Jahrzehnten verändert haben, natürlich gibt es Studien wie die oben genannte, die manche zweifeln lassen, was an Gymnasien gelehrt wird. Aber solche Ausfallerscheinungen zum Normalfall zu deklarieren, das geht dann doch zu weit!
Ziemlich paradox klingt es – um ein zweites Beispiel zu nennen – auch, dass ,,stures Pauken von Vokabeln und Patterns ,megaout´ sei“. Es wäre natürlich sehr wünschenswert, auf die „Coolness“ von Lernmethoden zu bestehen und sich so einige Arbeit zu ersparen. Es wäre toll, wenn Lehrer keine Fehler anstreichen würden und es klasse fänden, wenn man nur im Netz herumsurfen würde. Doch die Realität sieht anders aus. Eines ist sicher: Der ,,Fulltimejob Schüler“ in Deutschland findet kaum Anerkennung, was wirklich bedauerlich ist. Vielleicht wird sich das in Zukunft ändern, wenn der Kuraufenthalt für Schüler bald zum Normalfall wird.
M. Ness (12)