Man kombiniere Anno 1800 mit den Combat-Qualitäten von Total War, setze es ins Mittelalter-Setting und man hat das zurzeit meistgehypteste Spiel auf Steam. Gestatten: Slavic Magics „Manor Lords“, das seit dem 26. April 2024 im Early Access vertrieben wird. Wir testen, ob sich der Titel für verregnete Herbsttage eignet.
„Manor Lords“ ist ein cooles Echtzeit-Strategie- und Städtebau-Simulationsspiel, entwickelt von Slavic Magic und veröffentlicht von Hooded Horse. Seit es draußen ist, hat es ziemlich viel Aufmerksamkeit bekommen, weil es eine einzigartige Mischung aus Städtebau, mittelalterlicher Kriegsführung und realistischen Wirtschaftssystemen bietet. In diesem Testbericht schauen wir uns die wichtigsten Aspekte des Spiels an und checken, ob es den hohen Erwartungen gerecht wird:
Was kann „Manor Lords“?
Das Spiel bietet ein organisches Städtebausystem, eine realistische Wirtschaft sowie ein detailliertes Kampfsystem im Total-War Charakter.
- Städtebau: Der Städtebau in „Manor Lords“ ist tiefgründig und herausfordernd. Man muss nicht nur Gebäude platzieren, sondern auch auf die Bedürfnisse der Bevölkerung achten. Ressourcenmanagement, Infrastruktur und Handel spielen eine zentrale Rolle. Besonders interessant ist das realistische Straßensystem, das den Verkehrsfluss und die Zugänglichkeit von Gebäuden beeinflusst. Da ensteht schnell die von Strategen gefürchtete Endlosschleife des Upgraden → mehr Nachfrage 😉
- Kriegsführung: Die Kriegsführung ist ein weiterer zentraler Aspekt des Spiels. Man kann Armeen aufstellen, Truppen rekrutieren und taktische Schlachten in Echtzeit führen. Das Kampfsystem ist komplex und erfordert strategisches Denken, da Faktoren wie Terrain, Formation und Moral der Truppen berücksichtigt werden müssen.
- Wirtschaft und Ressourcenmanagement: Um in „Manor Lords“ erfolgreich zu sein, muss man sorgfältig planen und die verfügbaren Ressourcen gut verwalten. Von der Landwirtschaft über den Bergbau bis hin zur Herstellung von Waren – jede Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen. Handelsbeziehungen mit Nachbarn können den Unterschied zwischen Wohlstand und Pleite ausmachen.
Dabei ist die Benutzeroberfläche von „Manor Lords“ ist übersichtlich und intuitiv gestaltet. Neue Spieler werden durch ein ausführliches Tutorial eingeführt. Ich persönlich als jemand, der kein großer Stratege ist und schnell vor so manchem Strategie-Spiel-Interface zurückschreckt (Stichwort Victoria 3), habe mich sehr schnell an die Benutzeroberfläche gewöhnt.
Motivierend?
Die KI in „Manor Lords“ verhält sich meistens realistisch und stellt eine angemessene Herausforderung dar. Gegnerische Herrschaften agieren strategisch und passen sich den Aktionen des Spielers an. Die Schwierigkeit des Spiels ist gut ausbalanciert, wobei sowohl Anfänger als auch erfahrene Spieler auf ihre Kosten kommen. Gekämpft wird um einzelne Regionen, welche Ressourcen und Bauplatz bieten. Es gibt jedoch gelegentlich Situationen, in denen die KI unvorhersehbar oder unlogisch handelt, was den Spielfluss stören kann. „Manor Lords“ bietet dank seiner Vielschichtigkeit und der Kombination aus Städtebau und Kriegsführung eine hohe Langzeitmotivation. Verschiedene Startbedingungen, strategische Entscheidungen und mögliche Spielstile sorgen dafür, dass kein Spielverlauf dem anderen gleicht. Die Entwickler haben zudem regelmäßige Updates und Erweiterungen angekündigt, die das Spiel langfristig interessant halten sollen.
Grafik und Atmosphäre
Für das Auge bietet Unreal Engine 5 mit den modernsten Hochskalierungsmethoden genug. Die detailreiche Darstellung der mittelalterlichen Landschaften, Gebäude und Einheiten ist einfach nur atemberaubend. Besonders cool ist der Wechsel der Jahreszeiten, der nicht nur gut aussieht, sondern auch spielerisch relevant ist. Die Atmosphäre wird durch einen stimmungsvollen Soundtrack und authentische Soundeffekte verstärkt, die das Gefühl vermitteln, wirklich in einer mittelalterlichen Welt zu sein.
Fazit
Historisch akkurat ist das Spiel zwar nicht, es ist aber nah dran und dabei verdammt authentisch. Es ist kein Total-War-Killer, das muss es aber auch gar nicht sein. Meiner Meinung nach ist es viel mehr der Beweis, dass Indie-Games viel besser und mit viel mehr Liebe zum Detail gemacht werden als jedes AAA-Spiel mit 90% mehr Budget und einem riesigen Team. Das Spiel ist definitiv einen Versuch wert. Bei Steam bekommt ihr für 39,99€ die aktuelle Early-Access-Version (0.8.002).
Henrik Westwood (9. Jgs.)