Ein wenig überrascht bin ich dann doch, als ich mir die Ergebnisse anschaue, die mir der Wahl-O-Mat präsentiert. Eigentlich habe ich die Seite nur zum Spaß ausprobiert, wo ich mir doch ziemlich sicher bin, welche Art von Politik ich unterstütze und welche nicht. Ein wenig Bestätigung von einer Seite, die erstens seriös wirkt und zweitens jetzt, wo die Bundestagswahl direkt vor der Tür steht, wieder im Gespräch ist. Doch Fehlanzeige: Als Unterstützer einer Partei im Bundestag und als eingefleischter Gegner des Rechtsextremismus‘ werde ich nun mit dem durchaus ironischen Ergebnis konfrontiert, dass die NPD wohl noch am ehesten meine persönlichen Interessen vertritt und meine Wählerstimme damit am meisten verdient. Was nun? Eine komplette politische Neuausrichtung oder einfach nur über einen erneuten Beweis lachen, dass Internetseiten nicht zu trauen ist?
Doch was ist der Wahl-O-Mat eigentlich und hilft er uns wirklich zu entscheiden, welche Partei unseren Wünschen entspricht? Den Wahl-O-Mat der bpb (Bundeszentrale für politische Bildung) gibt es seit 2002. Er dient dazu, seine eigenen Standpunkte mit den Antworten, die die Parteien auf Wahl-O-Mat-Thesen gegeben haben, zu vergleichen. Hierzu werden die Thesen genannt, die für die Bundestagswahl ausschlaggebend sind und man kann entweder stimme zu, stimme nicht zu oder neutral anklicken. Hat man alle Thesen durch, kann man die Thesen, die einem wichtig sind, markieren und erreicht, dass diese doppelt gewertet werden, um ein genaueres Ergebnis zu erhalten. Danach sol. Peters lte man mindestens eine Partei der angezeigten auswählen und bekommt wichtige Infos, wenn man diese anklickt. Hat man nur eine Partei angeklickt, sieht man wie viel Prozent man mit dieser übereinstimmt und kann nochmal alle Thesen durchgehen und so deren Standpunkt zu der These und ihre Begründung sehen. Hat man mehrere ausgewählt , so sieht man zu jeder dieser Parteien einen Prozentsatz und kann zu jeder Partei die Thesen durchgehen. Doch der Wahl-O-Mat ist keine Wahlempfehlung, sondern ein Informationsangebot über Wahlen und Politik. Seit 2002 wurde er rund 24 Millionen mal genutzt, 1/3 der Befragten sind unter 30 Jahre alt. Der Wahl-O-Mat soll zur politischen Beteiligung anregen und die Unterschiede zwischen den Parteien hervorheben. Bei 91,2 Prozent entspricht das Ergebnis des Wahl-o-mat genau oder ungefähr dem eigenen Standpunkt.
Wie man am Durchschnittsalter der Benutzer sieht, scheint der Wahl-o-mat besonders bei der jüngeren Bevölkerung Anklang zu finden. Zu wissen, wo genau man steht und mit was man sich identifizieren kann, ist besonders für Kinder und Jugendliche wichtig. Ein frühzeitiges Informieren durch den Wahl-o-mat regt somit vor allem die politische Beteiligung bei jungen Menschen an, die sich so gewissermaßen auf ihre erste Wahl vorbereiten und anfangen, sich ihre eigene politische Meinung zu bilden.
Der Wahl-O-Mat ist außerdem durchaus hilfreich, wenn man sich nicht jede der zahlreichen Parteien einzeln anschauen will. Man erhält – ganz kurz und knapp – die wichtigsten Informationen über alle Parteien, ohne sich durch deren Internetseiten klicken zu müssen. Eine objektive Zusammenfassung ihrer Ziele und Interessen ist auf der Seite zu finden; es findet also keinerlei Manipulation potentieller Wähler statt, da keine der Parteien die Möglichkeit hat, sich selbst ins rechte Licht zu rücken. So hat man nicht nur alle Parteien auf einem Blick und all ihre Ambitionen kompakt zusammengefasst, man kann auch noch auf genau der gleichen Seite die Unterschiede zwischen den verschiedenen Parteien sehen.
Folglich ist es eine große Hilfe für vorher Uninformierte, die nicht wussten, was sie wählen sollten. Auch ist aufgeführt, welche Parteien derzeit im Bundestag vertreten sind und die besten Chancen haben. Letzten Endes kann man so am besten die Partei finden, die am ehesten den eigenen Standpunkt vertritt.
Dennoch hat der Wahl-O-Mat auch negative Seiten. Denn letzten Endes ist es eine Internetseite, die versucht, aus ein paar Klicks eine politische Orientierung zu bilden. Sollte man wirklich absolut keine Ahnung von den Parteien haben und sich nur stur von These zu These klicken, ohne überhaupt die Beschreibungen der Parteien durchgelesen zu haben, kann es gut sein, dass man eine falsche Schlussfolgerung zieht. Angenommen, ein 11-Jähriger besucht die Seite und bekommt das Ergebnis, dass er am besten die NPD zu wählen hätte. Er kümmert sich nicht um die anderen Parteien und informiert sich letzten Endes nur über die NPD. Überzeugt von der Seriösität der Seite bildet er sich nun ein, er hätte eine Partei gefunden, mit der er sich identifizieren kann, denn natürlich suchen gerade junge Menschen etwas, an dem sie sich festhalten können – und sei es eine politische Orientierung. Es bleibt also nur noch zu hoffen, dass sich besagter 11-Jähriger noch ein wenig informiert und sich nicht auf Internetseiten verlässt. Übrigens scheint es schon zu reichen, entsprechende Antworten, wenn es um die Frage nach der Aufnahme der EU in die Türkei oder die Flüchtlingsproblematik geht, anzuklicken, um plötzlich die NPD in der „Trefferliste“ zu haben..
Es besteht also folglich immer das Risiko, dass das Ergebnis nicht zutreffend ist und man sich eine falsche Meinung bildet. Letzten Endes ist es immer sicherer, sich doch die Mühe zu machen und sich über alle Parteien zu informieren. Denn schlussendlich hängt viel von der Wahlentscheidung ab und es möchte wohl niemand die Entscheidung über die Zukunft Deutschlands einer Internetseite überlassen. Übrigens hat die Bundeszentrale für politische Bildung schon 2009 entgegengesteuert und folgende Antwort auf die Frage geliefert. Die Kernaussage: Die NPD würde halt populäre Forderungen im Wahlprogramm beinhalten (z.B. Kindergelderhöhung) und ließe sich in vielen Punkten daher nicht mehr dem „traditionellen Links-Rechts-Schema“ zuordnen. Schade nur, dass es zu Beginn nur eine recht vage Info bzgl. der Aussagekraft der Ergebnisse gibt.
Aber schaut selbst und macht euch ein eigenes Bild; den Wahl-O-Mat findet ihr hier.
Ach ja – und nicht vergessen: am Sonntag wählen gehen!
Michelle H. /Sara P. (Jgs 11.)