Dieses Jahr stand dem Käthe ein großer Wandel bevor: Die Ära Mervyn Whittakers ging zu Ende und eine neue beginnt. Stefan Vogt ist seit dem 1. August 2020 stolzer Schulleiter des KKG. Wir haben ihm anlässlich seines Amtsantritts Fragen gestellt – rund um seine Persönlichkeit, seinen Start in Corona-Zeiten und vieles mehr.
Herr Vogt, Sie haben Ihr Amt als Schulleiter am 1.8. angetreten. Was war Ihr erster Eindruck von unserer Schule?
Das erste Mal war ich vor rund einem Jahr hier und habe mir die Schule angeschaut. Es war in den Sommerferien, also war sie leer. Damals ist mir einerseits aufgefallen, dass ich das Gebäude – vor allem den Altbau – sehr interessant finde. Andererseits fand ich das Schulprofil sehr attraktiv.
Als ich dann in den Sommerferien mein Amt angetreten hatte, wurde ich zunächst von den Kolleginnen und Kollegen sehr herzlich begrüßt. Jetzt sind auch die Schülerinnen und Schüler wieder da – und endlich herrscht wieder die Atmosphäre, die man an der Schule braucht. Ich fühle mich sehr wohl hier, ich bin gut angekommen.
Was ist Ihre Motivation, Schulleiter zu sein?
Ich war die letzten elf Jahre in Maxdorf, die längste Zeit als Stellvertreter. Da stellte sich die Frage: Kann man seine Begabungen und Talente noch anders einbringen? Käthe Kollwitz hat gesagt “Eine Gabe ist eine Aufgabe”. Das verstehe ich als doppelten Imperativ an mich, meine eigenen Begabungen und Talente einzusetzen und andererseits auch Begabungen und Talente hier im Haus zu entdecken.
Was ist Ihnen an unserer Schule wichtig?
Dass wir gemeinsam unsere Schule gestalten – mit den Menschen, die hier vor Ort sind. Denn ich bin der Überzeugung, dass man nur mit den Personen, die an einer Schule da sind, Schule entwickeln kann. Natürlich ist unser Gebäude in die Jahre gekommen, wir haben einen Renovierungsstau. Deshalb sind wir auch im Kontakt mit der Stadt, es wird sich leider nur langsam entwickeln. Umso wichtiger ist: Die Menschen hier im Haus machen den Geist des Käthe aus.
Der Geist des Käthe?
Wie ich gelernt habe, ist das ein feststehender Begriff hier. Ich schätze ihn als eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl ein. Bei meiner Bewerbung hat mich sehr gereizt, dass hier Schule in einem Spannungsfeld zwischen Natur und Innenstadt gestaltet wird. Und ich habe den Eindruck, das prägt das Leben hier in diesem Gebäude und auch den Geist.
Was wollen Sie an unserer Schule bewegen? Haben Sie schon erste Projekte?
Ich habe Ideen. Aber damit, die herauszuposaunen, bin ich noch etwas vorsichtig. Wir haben viele Bausteine, die ich toll finde – Stichwort Informatik-Profilschule, Europa-Schule oder die Auszeichnung als Fairtrade-Schule. Aber natürlich müssen wir das weiter mit Leben füllen. Das Profil der Schule steht gut. Ich möchte aber einige Sachen ändern und optimieren. Wenn dafür die Zeit gekommen ist, werde ich da auch die Gremien informieren und Mehrheiten organisieren. Denn als Schulleiter kann ich der Schule ja keine Entscheidung aufdrücken – das geht nur gemeinsam.
Können Sie schon einen Plan andeuten?
Bei einer Sache kann ich mich aus dem Fenster lehnen. Das neue Schulgesetz stärkt die Mitbestimmungsrechte der Schüler, was ich sehr gut heiße. Ein interessanter Punkt ist, dass die Schülerinnen und Schüler bei der Gestaltung der Hausaufgaben zustimmen müssen. Durch die Klassen- und Kurssprecherversammlung. Das ist ein heißes Eisen – mit Schülersprecher, Elternvertretern und dem Kollegium haben wir angedacht, ein Hausaufgabenkonzept für das Käthe zu erstellen. Da wollen wir Sinn und Zweck von Hausaufgaben, aber auch zum Beispiel die zeitliche Dimension niederschreiben.
Sie sind 44 Jahre alt. Möchten Sie Ihr ganzes restliches Berufsleben hier verbringen? Käthe-Schulleiter bis zur Pensionierung?
Meine “Restlaufzeit” sind 23 Jahre, ob ich die komplett hier verbringe, muss man sehen. Da wird man in zehn, zwölf Jahren mal hinschauen müssen: Passt das noch? Hat man noch neue gemeinsame Ziele oder hat sich da etwas abgenutzt? Und dann muss man das neu bewerten und schauen, ob ich dauerhaft am Käthe bleibe oder doch noch irgendwo anders neu anfange.
Beim “Stadtradeln” sind sie schon mal sehr aktiv. Was machen Sie gerne in der Freizeit?
(lacht) Ja, beim Stadtradeln habe ich gut vorgelegt am ersten Wochenende, außerdem war ich ein paar Mal mit dem Rad in der Schule. Aber die Pole Position werde ich vermutlich nicht halten können, weil ich hinten raus nicht so viel Zeit habe. Ansonsten lese und reise ich gerne. Beides ist im Moment etwas schwierig – Reisen wegen Corona, Lesen aus Zeitgründen.
Was war ihr peinlichstes Erlebnis in Ihrer Schullaufbahn?
Als Schüler oder als Lehrer?
Beides.
Gute Frage. Als Schüler hatte ich im Turnen meine Schwächen. In der dreizehnten Klasse mussten wir Reckturnen, da bin ich das letzte Mal in meinem Leben vom Reck heruntergefallen. Mein Sportlehrer meinte, das sei eine fünf – mit “Plus” für den Eifer. Das war ein peinlicher Moment, aber ich habe mir geschworen, nie wieder ein Reck zu besteigen.
Und als Lehrer?
Peinlich ist es immer dann, wenn man etwas ausplaudert und in der nächsten Sekunde bemerkt: Das war jetzt ungeschickt. Das passiert Lehrern ziemlich häufig, glaube ich. Aber über Inhalte möchte ich da nicht sprechen (lacht).
Thema Corona: Wie war es, Ihr Amt während der Pandemie zu übernehmen?
Zum Glück habe ich ein tolles Team, mit dem ich in den Ferien den Schulstart vorbereiten konnte. Was mir da sehr entgegen kam, waren die späten Sommerferien. Denn der Schulleiter tritt sein Amt immer am 1.8. an – egal, ob er so etwas Vorlaufzeit in den Ferien hat oder nicht.
Und wir haben tatsächlich die meisten Vorgaben des Landes antizipiert. Ein Beispiel: Noch bevor das Hygienekonzept des Landes kam, stand in unserem schulinternen Plan, dass wir eine Maskenpflicht auf dem Schulhof wollen. Auch das Stoßlüften alle 20 Minuten hatten wir schon aufgenommen. Wir mussten sogar etwas entschärfen: In meinem ersten Elternbrief stand, dass man seine Kinder nicht mit Schnupfen in die Schule schicken sollte. Das hat das Land abgeschwächt.
Wie bewerten Sie die Entscheidung der Landesregierung, die Schulen wieder zu öffnen – und die Art, in der das geschehen ist?
Ich halte die Entscheidung für richtig. Das merkt man auch im Alltag: Schüler und Lehrer sind alle froh, dass wir hier wieder beisammen sind. Aber: Wenn man morgens mal rausschaut oder einen Blick auf den Pausenhof wirft, stellt sich schon manchmal ein mulmiges Gefühl ein – ob das alles so gut geht?
Momentan sind die Testkapazitäten relativ hoch, so kann man bei einem lokalen Ausbruch gut reagieren. Es gab ja auch schon erste Verdachtsfälle. Wir haben erfahren, dass da vonseiten des Gesundheitsamtes erst mal keine Maßnahme vorgesehen ist. Trotzdem haben wir alles sehr genau beobachtet und in einer Klasse, bei der eine Infektion sehr nah dran war, eine zweitägige Maskenpflicht für den Unterricht verhängt. Die konnten wir heute zum Glück wieder rückgängig machen, weil alle Corona-Tests negativ sind.
Kommen wir zu einigen Themen, die Schüler:innen im Moment bewegen. Seit einiger Zeit ist der Wasserspender im Altbau außer Betrieb. Was ist da der aktuelle Stand?
Da haben wir im Schulleitungsteam und im Förderkreis vor kurzem auch drüber gesprochen. Dass dieser Wasserspender über das Mediengeld mitfinanziert wird, aber nicht benutzt werden kann, ist natürlich ein unbefriedigender Zustand. Wann er wieder in Betrieb genommen werden kann, kann ich noch nicht sagen. Ich muss mich erst noch schlau machen.
Die Ausstattung der Westschule steht in der Kritik, veraltet zu sein. Kann man da etwas unternehmen?
(lacht) Wir sind schon froh, wenn wir Mittel in unsere Schule bekommen. Die Gegebenheiten in der Westschule sehe ich mir an. Aber ganz grundsätzlich würde da eine etwaige Sanierung nicht über uns, sondern über die Westschule selbst laufen.
Zum Abschluss: Was erhoffen Sie sich für Ihre Zukunft als unser Direktor?
Wo 850 Schülerinnen und Schüler und 70 Lehrerinnen und Lehrer zusammenarbeiten, wird es immer verschiedene Meinungen geben. Mehrheitsentscheidungen werden immer einige verprellen. Ich hoffe, dass es uns trotzdem gelingt, zu überzeugen. Und dass wir an einem Strang ziehen, das Käthe gemeinschaftlich voranbringen und niemanden abhängen. Ein schwieriges Unterfangen, aber das wünsche ich mir sehr.
Herr Vogt, wir bedanken uns für das Gespräch.
Interview: Jessica Klein, Tilmann Koch