Interviews & Reportagen Schulleben

Ein Blick zurück auf das Corona-Referendariat

Bereits im vergangenen Schuljahr hatten wir uns von  sechs ehemaligen Referendaren verabschiedet und sie zum Abschluss zu einem Interview eingeladen, bei welchem sie uns viel über ihre Zeit am KKG erzählten und von ihren schönsten Momenten berichteten. Mit dabei waren Frau Wilsdorf, Frau Gieseler, Frau Berg, Herr Stolz und Herr Stoffel. Herr Ganopolsky konnte leider krankheitsbedingt nicht am Interview teilnehmen.

Sie blicken auf eineinhalb Jahre Corona-Referendariat zurück. Wie beurteilen Sie im Nachhinein das Unterrichten in Corona-Zeiten?

Herr Stolz: Was für ein Unterricht? (lacht) Sport ist leider größtenteils ausgefallen. Dazu war es auch etwas nervig, dass man nicht so genau wusste, was erlaubt ist und was nicht. Insgesamt war so das Referendariat aber auch entspannt.

Frau Gieseler: Es ist ja so, dass wir nicht wissen, wie es anders gewesen wäre. Ich denke, dass es so gut gewesen ist, wie es auch war. Persönlich habe ich mich auch sehr gefreut durch Corona nun viel Digitalisierung miterleben zu dürfen und so auch neue digitale Tools kennenlernen zu können. Natürlich war es aber sehr schade, dass wir nicht so viel Kontakt zu den Schülern und Kollegen im Präsenzunterricht haben konnten.

Herr Stoffel: Das ist auch ein wichtiger Punkt! Ich denke nicht, dass wir deshalb jetzt schlechter ausgebildet sind als andere. Es wäre trotzdem schön gewesen, bei gewissen Events dabei gewesen zu sein, wie zum Beispiel beim Abiball, den mündlichen Abiturprüfungen, und einen richtigen Wandertag erlebt zu haben. Diese Dinge, die „drumherum“ auch dazugehören, haben so leider gefehlt. Ansonsten schließe ich mich Herrn Stolz an, gerade auch in Chemie war das Experimentieren schwieriger beziehungsweise gar nicht erlaubt.

Hatten Sie trotzdem Spaß in dieser Zeit? Und haben Sie sich ihre Ausbildung zur Lehrkraft auch so vorgestellt? 

Herr Stoffel: Vorgestellt habe ich mir das SO nicht! (lacht) Spaß hatten wir auf jeden Fall, auch wenn es natürlich anders abgelaufen ist.

Frau Wilsdorf: Für uns war es sehr schwierig, da wir anfangs nicht viele Informationen bekamen. Wir wussten erst auch nicht, welche Leistungen wir genau erbringen müssen und wie die Abschlussprüfung am Ende dann aussehen wird. Daher mussten wir in unserem kompletten Referendariat sehr spontan sein.

Frau Berg: Ich hatte sehr viel Spaß! Es war definitiv etwas anderes auf eine andere Art und Weise mit den Schülern zu kommunizieren, aber es war schön, wie flexibel sie in allen möglichen Formaten waren und wie verständnisvoll die Schüler reagiert haben. Auch bei den Unterrichtsbesuchen haben die Schüler super mitgearbeitet, so war es sehr cool und angenehm.

Was war das schönste, das  witzigste, aber vielleicht auch das seltsamste, was sie auf dem Käthe erlebt haben? 

Frau Wilsdorf Also das witzigste waren bei mir die BigBlueButton-Stunden, da ich immer Fragen wie „Könnt ihr mich hören?“, „Könnt ihr mich sehen?“ oder „Ist überhaupt noch jemand da?“ stellen musste. Man denkt einfach, dass man da mit sich selbst redet! Das war eine sehr spezielle Erfahrung, aber da habe ich manchmal auch viel gelacht. Es war auch ganz schön verrückt, wenn man zum ersten Mal eine Klasse im Präsenzunterricht hatte, diese aber davor bereits drei Monate online unterrichtet hatte. Da niemand dort die Kamera angemacht hatte, musste ich den Schülern mitteilen, dass sie leider Namensschilder aufstellen müssen, da waren die Schüler dann sehr überrascht.

Frau Berg: Ich denke da ebenfalls an BigBlueButton: Als ich einen Erdkunde-Leistungskurs hatte, hat sich jemand unter einem Namen eingeloggt, der schon vertreten war und ich war erst zum zweiten Mal online in diesem Kurs. Niemand wusste so wirklich, wer dieser ominöse Schüler war und dieser hat dann zwei Mal lustige Musik abgespielt, den Hochzeitsmarsch und irgendeine politische Rede, bis ich ihn dann aus dem Raum gekickt habe. Das war auch das gute an BBB, da man ganz ohne Verletzung der Aufsichtspflicht Leute kicken konnte…und das hab‘ ich auch gemacht. Auch ganz lustig waren diverse Namensverwechslungen bei Schülern und auch bei Kollegen. Insgesamt gab es ganz viele schöne Momente, denn die Schülerinnen und Schüler geben einem sehr viel zurück. Alle sind offen und unglaublig herzlich, wodurch es sehr viel Spaß gemacht hat.

Herr Stoffel: Ich war in einer Klasse, in der ich online einen Unterrichtsbesuch hatte, und habe mir da auch die Namen derer gemerkt, die gut mitgearbeitet hatten. Wenn man dann aber in den Präsenzunterricht kommt, merkt man, dass man gar keine richtige Beziehung zu den Schülern hat und sich fragen muss „Warst du jetzt diejenige, die so gut mitgearbeitet hat, oder warst du das?“. Das war auf jedenfall mit das seltsamste. Ansonsten hatte ich eigentlich kein großes Erlebnis, an das ich mich noch in 20 Jahren erinnern würde, aber dafür viele kleine Momente, die auch viel wert und sehr schön sind.

Frau Gieseler: Als ich ebenfalls online eine Unterrichtsmitschau bei einer fünften Klasse hatte, habe ich für die Stunde einen Text aus dem Buch umgeschrieben, damit es so klingt, als wäre es mein eigener Tagebucheintrag und das habe ich den Schülern dann auch so verkauft. Für die Hausaufgabe sollten sie dann eine Aufgabe im Buch machen und später auf Sdui hat mir dann ein Schüler geschrieben: „Frau Gieseler, mir ist etwas ganz komisches aufgefallen, im Buch steht genau die gleiche Geschichte, die Sie uns erzählt haben, also das, was Sie selbst erlebt haben!“. Eine andere Schülerin hat dann daraufhin geschrieben: „Ich glaube, Sie haben uns da angeflunkert, aber das ist nicht so schlimm, wir verzeihen Ihnen nochmal.“ Das war auf jeden Fall noch sehr süß und lustig.  Das Klientel an der Schule ist top. Wir hatten tolle Schülerinnen und Schüler, da können wir uns echt glücklich schätzen!

Herr Stolz: Also mein witzigstes Erlebnis war beim Wandertag, als wir in Kandel klettern waren. Ich bin ehrlich gesagt nicht ganz frei von Höhenangst, stand dann auf zwölf Metern Höhe und sollte da dann an einem Seil runterspringen. Die Schüler haben mich auch sehr ermutigt, das zu machen. Das war auf jeden Fall ein sehr „schönes“ Erlebnis.

Frau Gieseler: Aber du musst auch erzählen wie es dann wirklich war! Du standest vor dem zwölf Metern Abgrund und wie tief bist du letzten Endes gefallen?

Herr Stolz: Einen halben Meter…

ALLE: (lachen)

Frau Berg: Ich hab mal eine Wette abgeschlossen, dass ich vor einer Klasse tanzen sollte, weil ich aus Versehen einen kleinen Moonwalk gemacht habe, oder sowas, was so aussah. Sie wollten, dass ich tanze, wenn sie zwei Stunden am Stück still sind, und dann hab ich gesagt „Das machen wir“! Ich hatte tatsächlich die Sorge, dass sie es schaffen, aber sie haben es allerdings nie geschafft.

Gab es auch schlimme Momente?

Herr Stoffel: Oh ja (lacht). Das liegt aber meistens an uns, wenn der Fachleiter den Unterricht anschaut und die Stunde nicht so gut gelaufen ist. Für einen selbst ist das ernüchternd, aber gleichzeitig auch ein Ansporn dafür, dass man sich verbessert.

Frau Gieseler: Was uns allen natürlich sehr nahe gegangen ist, ist die Geschichte mit dem verstorbenen Schüler. Das ist eine ganz schlimme Situation, auch wenn man den Schüler nicht persönlich kannte. Hoffentlich werden wir so etwas nicht nochmal erleben müssen.

Nun sind Sie ferit ausgebildete Lehrkräfte. Was erwartet Sie nun nach der Zeit am Käthe?

Frau Berg: Ich gehe nach Hessen und freue mich auf neue Herausforderungen.

Herr Stoffel: Ich werde auf die gleiche Schule wie Frau Berg gehen. Leider werde ich sie nicht los (lacht). Ich erhoffe mir eine ähnliche Schülerschaft und nettes Kollegium wie am Käthe sowie eine gute digitale Ausstattung.

Herr Stolz: Mich zieht es auch nach Hessen. Dort freue ich mich vor allem auf den Sport- und Schwimmunterricht.

Frau Wilsdorf: Ich gehe auf eine Schule in Ludwigshafen und bin gespannt, ob die Schülerschaft dort euch das Wasser reichen kann. Es bleibt abzuwarten.

Frau Gieseler: Ich werde wieder zurück zu meiner alten Schule nach Mainz gehen. Was ich erwarte…vielleicht eine Parade, weil ich zurückkomme (lacht). Dass man seine gemachten Erfahrungen nutzen  und sich weitere aneignen kann, ist das, was ich erwarte.

Nun haben wir viele lobenswerte Dinge über unser Käthe gehört. Gäbe es auch Dinge zu verbessern?

Herr Stoffel: Ich fände es gut, die Overheadprojektoren entweder abzuschaffen oder wenigstens in jedem Saal einen zu installieren. In 103 musste man sich immer von einem anderen Saal einen klauen, weil keiner da war, das war dann schon sehr schade. Mit der Schülerschaft und dem Kollegium hat alles gepasst, aber manchmal wünschen sich die Schüler einen Film oder ähnliches und da sind einem dann aber die Hände gebunden. Die Option, einen eigenen Beamer mitzunehmen und aufzubauen, ist ein großer Aufwand und meistens funktioniert es nicht und die vorhandenen Projektionsflächen ziert jetzt häufig ein WLAN-Verteiler. Man müsste einen Beamer an der Decke installieren, dann wäre alles gut.

Frau Berg: Schulen wünschen sich eine bessere digitale Ausstattung. Man ist dankbar für jede Möglichkeit, Digitalisierung in den Klassenraum zu bringen: über Filme, QR_Codes oder Umfragen. Aber da werden einem auch durch die Infrastruktur die Chancen genommen, was für viele Schüler nicht so verständlich ist, weil sie den Aufwand dahinter nicht sehen können. Dafür können die Neustadter Schulen und das Kollegium nichts.

Herr Stolz: Ich würde im Chemiesaal einen Lehrerabzug installieren, so positioniert, dass die Schüler ihn sehen und der Lehrer hintendran stehen kann und es nicht seitlich gemacht werden muss. Außerdem wäre eine bessere Ausstattung der Sporthallen mit besseren Basketbällen und Sportgeräten schön.

Herr Stoffel: Ich möchte ein Lob an Herrn Vogt aussprechen, weil ich glaube, dass sich da jetzt schon einiges bewegt und er versucht das Maximum rauszuholen. Da hat eure Schule wirklich einen guten Schulleiter bekommen, der alles möglich macht.

Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute!

Jessica K., Lena B., Melanie J.

 

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