Bereits im Jahr 2011 schaffte Thomas Melle es mit seinem Roman ,,Sickster‘‘ auf die Longlist des deutschen Buchpreises, 2014 war er unter den Finalisten mit seinem Roman ,,3000 Euro‘‘ und wurde von den Kritikern gelobt. Dieses Jahr gelingt es ihm mit seinem autobiografischen Werk erneut unter den Finalisten des deutschen Buchpreises zu stehen und jedem, dem seine vorherigen Bücher gefallen haben, sollte ebenfalls einen Blick in sein neustes Werk werfen. Mit ,,Die Welt im Rücken‘‘ verarbeitet der 1975 in Bonn geborene Autor seine Erfahrungen mit seiner bipolaren Störung, an der er seit 1999 leidet. Die manisch-depressive Erkrankung, wie sie auch genannt wird, ist eine sehr ernst zu nehmende Krankheit, wobei der Erkrankte in der manischen Phase ein übermäßiges Glücksgefühl verspürt und aus diesem Gefühl heraus oftmals mehr Geld ausgibt, als er hat oder gar seinen Job kündigt. Im Nachhinein haben die Betroffenen oftmals nur eine lückenhafte Erinnerung an das Geschehene. In der Phase der Depression treten die bekannten Symptome auf. Ohne großes Vorgeplänkel steigt Melle in seine Geschichte ein und berichtet schonungslos von Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken, in denen er als Verrückter hingestellt wird und Ärzten, die ihm nicht genügend Aufmerksamkeit schenken können. Zwischen Manie und Depression versucht er immer wieder Erfüllung zu finden, sowohl privat als auch beruflich, wobei er immer mehr in ,,den Nebenraum der Realität‘‘ abdriftet. Meiner Meinung nach ist ein solch realistisches Werk, welches sich nicht scheut in jedem Aspekt absolut ehrlich zu sein, eines, welches es auf jeden Fall verdient, den diesjährigen deutschen Buchpreis zu gewinnen. Nicht jeder hat ein Talent dafür teilweise ziemlich groteske, aber auch tragische Geschehnisse mit Humor zu erzählen oder sogar ins Lächerliche zu ziehen. Thomas Melle hat meinen vollen Respekt dafür, über seine Krankheit so offen zu reden, denn heutzutage werden psychische Erkrankungen lieber verschwiegen und alle, die das genauso sehen, werden großen Spaß beim Lesen dieses Buches haben. Man merkt, dass der Autor seine Geschichten und Gedanken eher spontan niedergeschrieben haben muss und genau das ist ein großes Problem, welches sich durch das ganze Werk zieht: Gedankengänge sind teilweise nur schwer nachvollziehbar, seine erzählten Geschichten haben oftmals Parallelen – zu viele Parallelen, um überraschend zu sein. Das macht das Buch an manchen Stellen einfach zu uninteressant, zu vorhersehbar und im Großen und Ganzen etwas zu schwer nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz würde ich ,,Die Welt im Rücken‘‘ jedem empfehlen, der gerne mehr über diese psychische Erkrankung erfahren möchte und wissen will, was im Inneren einer betroffenen Person vorgeht oder einfach ein Buch lesen will, dass nicht dem üblichen Mainstream folgt und nichts verschweigt. Jedoch ist es nicht unbedingt jungen Lesern zu empfehlen, da es oft zu viele Wörter und Begriffe aus dem Bereich der Medizin gibt, die Fragen aufwerfen.
Kim G.