Am Montag, den 29.04.2024, wurden am Eingang unserer Schule fünf Stolpersteine für ehemalige jüdische Schülerinnen verlegt.
Als sich um 11:30 Uhr ein Teil der Lehrer- und Schülerschaft gemeinsam mit dem Oberbürgermeister Marc Weigel, den Vertretern der Gedenkstätte für NS-Opfer, der jüdischen Kultusgemeinde sowie der katholischen und evangelischen Kirchenbezirke und natürlich unserem Schulleiter Herrn Vogt vor der Schule versammelten, begrüßte Frau Herzer alle Anwesenden und berichtete, wie im Jahr 2022 während der jährlichen Projektwoche die drei Lehrerinnen gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern angefangen hätten, Informationen über ehemalige jüdische Schülerinnen zu suchen. Dabei sei fünf Biographien, nämlich von von Elizabeth Joan Weiner, Dorothea Berger (geb. Wolff), Lieselotte Rosenstiel, Auguste “Gusti” Ackermann (geb. Mayer) und Ilse Levy (geb. Haas) nachgespürt worden.
Auch habe man mit einigen Familien in Kontakt treten können; Familie Wolff wollte sogar aus dem USA zu der Verlegung anreisen, jedoch nahmen sie aufgrund des aktuellen Nahostkonflikts und dem dadurch wieder zunehmendem Antisemitismus davon Abstand.
Frau Hoffmann hatte den Grundstein für dieses Projekt damals im Jahr 2003 mit ihrem Ethik-Grundkurs gelegt und das Schularchiv dahingehend unter die Lupe genommen.
Nach einer musikalischen Einlage der Ethik Schüler der 5c und 5d fing Herr Kratz mit der Verlegung an, während sechs Schülerinnen die Biographien vorlasen, die es in Kürze auch auf unserer Schulhomepage geben wird. So können sich auch alle über die Schicksale der Mädchen informieren. Danach folgten die Reden der eingeladenen Gäste. Herr Weigel bedankte sich herzlich beim KKG und sagte, dass diese Stolpersteine daran erinnern sollten, wie sich inmitten von Neustadt eine Schande zugetragen habe, bei der viele einfach nur zugeschaut hätten, wie Nachbarn und Freunde entrechtet, entwurzelt und ermordet wurden. Er selbst betont, wie wichtig die Erinnerung daran sei. Auch empöre ihn die zunehmende rechts Bewegung in Deutschland und er appelliere an alle, die Demokratie zu schützen.
Als der Vertreter der Gedenkstätte für NS-Opfer zu Wort kam, gedachte er daran, wie die Nationalsozialisten die Verfolgten zu Nummern machten und wie man durch die Stolpersteine versuche, dies wieder umzukehren, in dem die Namen zurück ins Gedächtnis gerufen werden. „Kleine Messing-Quadrate mit großer Wirkung” betitelte er die mittlerweile über 100.000 verlegten Stolpersteine. Zum Schluss las er das Gedicht “Wir sind ja trotz allem Menschen” von Jesse Krauß aus dem Jahr 2007 vor.
Eberhard Dittus brachte passend zum Pessach Matzenbrot für alle mit und gab Anstöße, wie man sich weiter einsetzen könne. Nun, wo die ersten Stolpersteine vor dem Käthe liegen, könne man auch an den anderen Gymnasien Neustadts das Gleiche tun, auch könnte man sich mit Grab- und Stolpersteinpflege auseinandersetzen, um das bereits vorhandene zu wahren.
Auch war jeweils ein Vertreter des katholischen und evangelischen Kirchenbezirkes da, der erstere markierte das schwere Erbe welches den Deutschen auferlegt worden sei, die Erinnerung an die Vergangenheit solle uns jedoch Kraft für heute geben. Er wünscht sich, dass die Stolpersteine im Trottoir jeden von uns aus dem eigenen Trott herausholen,denn “jeder Stolperstein ist ein Meilenstein”. Der Letztere spach über Käthe Kollwitz und Ihre Werke, die bis heute relevant sind.
Er ist froh, dass Frau Herzer, Frau Hoffman und Frau Schnell diese Arbeit geleistet haben, und als ehemaliger Schülersprecher der Käthes, der vor 39 Jahren Abitur machte, ist er dankbar für die Aufklärung die heute stattfindet, die es zur seiner Schulzeit noch nicht gab.
Zuletzt kam unser Schulleiter Herr Vogt zusammen mit Josepha Westwood (12 Jgs.) zu Wort. Herr Vogt bedankt sich bei allen für die bewegenden Worte. Neustadt sei heute das Herz der Weinstraße und stehe für Lebensqualität, trotzdem solle man die problematische Vergangenheit nicht vergessen. NW stehe auch für Nie Wieder, nie wieder Krieg, Auschwitz, Faschismus, Genozid. Nie wieder sollten sich Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer Herkunft oder Religion ausgeschlossen oder ausgegrenzt fühlen. Nie wieder sollten Lehrerinnen und Lehrer Gewalt verherrlichen. Wir seien zwar nicht direkt verantwortlich , jedoch seien wir verantwortlich dafür, dass solche Ereignisse nie wieder geschehen. Die Schülerin Josepha Westwood richtete sich direkt an ihre Generation, die wenig Berührungspunkte mit den Ereignissen habe und deswegen auch weniger engagiert sei. Doch gerade weil uns so langsam die Zeitzeugen verloren gingen, seien die Stolpersteine so wichtig, um die Erinnerung wachzuhalten.
Anastassiya Manakhova (11. Jgs.)