Ehe man sich versieht, landet man in der Oberstufe. Und gefühlte acht Wochen später schreibt man seine ersten Abitur-Prüfungen. Aber was genau passiert eigentlich an diesen restlichen Tagen vor dem mündlichen Abitur, an den Tagen, an denen man zum allerletzten Mal die Schule betritt?
Herbst oder Winter: Zu diesem Zeitpunkt kommen wohl die meisten Schüler der 13.Klasse auf den ungemütlichen Gedanken, sich auf das schriftliche Abi vorbereiten zu müssen. Und dann sitzen – die meisten- wochenlang vor ihren Unterlagen ihrer drei gewählten Leistungskurse und versuchen, all das Zeug aus den letzten zweieinhalb Jahren in ihren Kopf reinzubekommen. Eigentlich blöd, aber irgendwie machbar. Wenn man mitgedacht hat, hat man Ende der 10.Klasse angenehme Fächer gewählt und das Lernen fällt ganz von selbst leichter. Mitte und Ende Januar stehen nach den Weihnachtsferien und der unterrichtsfreien Vorbereitungszeit die drei Prüfungen an, die Zeit fliegt förmlich an einem vorbei. In den letzten zehn Minuten der letzten Prüfung kommt langsam Euphorie und Erleichterung auf: Zeit, um direkt danach vor der Schule der minder erfreuten Schulleitung zu zeigen, wie Feiern funktioniert.
Anfang Februar: Neben zahlreichen mehr oder weniger interessanten Exkursionen in verschiedenen Fächern (zum Beispiel mit dem Deutschkurs ins Theater) hat man nebenbei auch manchmal Schule. Wenn dieser seltene Fall eintritt, sieht es folgendermaßen aus: Die meisten Leistungskurs-Lehrer haben ihre Arbeit getan und denken (natürlich auch im Interesse ihrer Schüler) nicht mal daran, jetzt noch Unterricht vorzubreiten. Also unterhält man sich über die Prüfungen, den anstehenden Abiball, die Abizeitung… und gemeinsam gefrühstückt wird auch viel. In den Grundkursen der motivierten Lehrer kann es möglicherweise noch zu Tests und Referaten und sogar (kaum zu glauben) zu Unterricht kommen, da hier noch für einige eher wenig motivierte Schüler die mündliche Prüfung ansteht. Während diese natürlich noch versuchen dem Unterricht zu folgen, bedeutet das für die, die in diesem Fach nicht mehr geprüft werden, dass sie sich fragen, warum sie überhaupt anwesend sind. Wenn die letzten Zeugnisnoten gemacht sind, bedeutet das: Man könnte machen, was man will, zuhören wird überbewertet. Dieser Zustand trägt dazu bei, dass der Lautstärkepegel im Klassenraum sich ein klein wenig höher befindet als sonst. Für manche Lehrer gibt es da die Lösung: Die Schüler, die nicht mehr in diesem Fach geprüft werden, sollen doch bitte im Saal nebenan den Beamer anschließen und sich irgendeinen Film anschauen – hat am Ende jeder etwas davon. Die, die kein Film schauen wollen, bleiben halt zu Hause. (Werden Fehlstunden überhaupt noch eingetragen?)
Mitte Februar startet außerdem die Mottowoche, in der sich die Fast-Abiturienten an jedem Wochentag unter einem bestimmten Motto (zum Beispiel „Erster Schultag“) verkleiden. Man muss morgens früher aufstehen, um sich fertig zu machen, hofft auf dem Weg zur Schule nicht von irgendwelchen voreingenommenen Nachbarn oder anderen Leuten für verrückt erklärt zu werden, und in der Schule werden dann jede Menge Gruppenfotos gemacht, während der Rest der Schüler und auch die Lehrer ein bisschen verstört, aber vorallem belustigt zusieht; insgesamt also ziemlich unterhaltsam für alle. Nebenbei laufen natürlich noch Vorbereitungen für den Abiball, außerdem wird die Abizeitung von den wenigen immer noch engagierten Schülern fertiggestellt.
Dann nur noch ein paar Tage halbherziger Unterricht in den Grundkursen – und natürlich immer noch viele Exkursionen – bis man seine Ergebnisse der Abiturprüfungen Ende Februar erhält. Hier erfährt man, ob man viele tolle Noten hat oder auch (wenn’s doof läuft) dass man noch Punkte in der mündlichen Prüfung braucht, um überhaupt zu bestehen. Danach nochmal zwei Wochen unterrichtsfrei, in denen sich – die meisten – auf das mündliche Abitur vorbereiten. Mitte März steht die Prüfung an und der Spuk hat ein Ende. Ein paar Tage später findet der Abiball statt: Es gibt einige lustige Programmpunkte, die Zeugnisse werden verteilt und man ist entweder froh oder auch ein bisschen traurig darüber, dass man die meisten Anwesenden nicht mehr wieder sehen wird. Der finale, triumphreiche Abend im Saalbau geht somit auch vorüber.
So schnell kommt es also in dieser eigentlich ziemlich lustigen Zeit zum Ende der Schulzeit. Für immer. 13 Jahre war dieser Bestandteil des Lebens nicht mehr wegzudenken, und auf einmal fällt er weg. Auf der anderen Seite: Freiheit! Komisches, aber wirklich gutes Gefühl… Und es besteht keine Frage, dass man sich auf die kommende Zeit unglaublich freuen kann. Ich denke, dass trotzdem die meisten die Schule vermissen werden, auch wenn sie es sich vielleicht nicht eingestehen wollen: die Leute, den Alltag, das Gebäude, vielleicht sogar die Dinge, die man während dieser Zeit als blöd empfunden hat. Man hat hier immerhin die halbe Kindheit und Jugend verbracht. Auch wenn man sich am Anfang oder in der Mittelstufe nichts Besseres vorstellen kann, als endlich die Schulzeit hinter sich zu haben, und auch wenn nicht immer alles so läuft wie man das gerne hätte: In genau dieser Zeit hatte man eigentlich am meisten Spaß.
Die Schulzeit rast an einem vorbei und hinterlässt viele tolle Erinnerungen. Auch wenn es doof klingt: Genießt sie, auch wenn ihr euch noch irgendwo mittendrin befindet!
Anne N. (13. Jgs)