Schulleben

Die 52. Young leaders Akademie 2016 in Berlin

Vor kurzem schrieben wir, zwei Schülerinnen der neunten Jahrgangsstufe, eine Bewerbung um einen Platz bei der 52. Young-Leaders Akademie und erhielten wenige Wochen später tatsächlich die Zusage. Und so ging es für uns beide nach Berlin / Strausberg. Was würde uns dort erwarten?

Nicht schulische Bestleistungen, sondern Engagement außerhalb des Unterrichts, ist die einzige Anforderung für dieses Programm. Die Teilnahme ist deutschlandweit und es werden zirka 100 Bewerber angenommen. In diesem Jahr hatten sich rund 1000 Schüler_innen beworben.  Ziel ist es, dass diese Teilnehmer  „mit Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft“ diskutieren können.
Am 17. Mai 2016 machten wir uns mit dem Zug auf den Weg nach Berlin. Nach über sieben Stunden erreichten wir endlich unser Ziel – das Zentrum „Informationsarbeit Bundeswehr“, in dem wir freundlich empfangen wurden. Es trafen 109 Teilnehmer und einige Teamer (Organisatoren) ein. Nach einem kurzen „Get-Together“ mit Abendessen bezogen wir unsere Doppelzimmer.
Am Tag nach der Anreise referierte Dipl. -Psych. Reinhard Werner über die Grundlagen der Philosophie. Hiebei ging es überwiegend um den Menschen und weiterführende Themen wie die Abtreibung. Ab wann ist ein Mensch wirklich Mensch und hat ein Recht auf Leben? Darf man ein Kind abtreiben oder anders formuliert: im Mutterleib töten? Aus der Sicht des Referenten hat bereits ein Embryo ein Recht auf Leben und hat bereits dann die Menschenwürde erlangt. Abtreibung ist in seinen Augen nur ein verschönerter Begriff der Tötung eines Kindes. Ausnahme hierfür sei, wenn das Leben der Mutter auf dem Spiel stehe, da auch sie ein Recht auf Leben habe und man dieses Leben über das des werdenden Kindes stellen solle. Ansonsten dürfte nach seinem Ermessen die Abtreibung nicht duchgeführt werden. Daraufhin hielt Philosoph Jörg Splett einen Vortrag  bezüglich der Freiheit. Jeder Mensch habe seine eigene Auffassung diesen Begriffs. Freiheit kann man nicht beweisen, weil sie nicht materiell sei. Zwar sei sie durch das Grundgesetz definiert, bedeute für jeden aber etwas anderes. In einer kleineren Young-leaders-Gruppe fragte er, was Schuld sei, wenn es ohne Gesetze keine Sünden und damit auch keine Schuldigen geben würde. Solche Themen und vieles mehr wurden während seiner Anwesenheit diskutiert. Die Zeit war allerdings zu knapp, um auf jede einzelne Fragen und Wortmeldungen einzugehen. Für uns war es überraschend, dass ein so „einfaches“ Thema so komplex wird, wenn man sich eine Weile intensiv damit beschäftigt.

In den darauffolgenden Tagen sollten wir den Journalismus in den Bereichen Print, Web-mag und Fernsehjounalismus näher kennenlernen. Hierfür informierten uns verschiedene Professoren oder Journalisten über ihr Themengebiet. Danach hatten wir Zeit, Interviews zu führen, sowie Artikel und Berichte zu schreiben. Hierbei hielten Klaus Morgenstern und Professor Dieter Weichrich einen Vortrag über die Altersvorsorge, Generalleutnant Rainer Korff über die Rolle der Bundeswehr als Parlamentsarmee, Michael Herrmann über den Umgang mit Kunststoff und Professor Dr. Gerd Habermann über Freiheit, Liberalismus und Pluralismus.

Als Web-mag Mitarbeiter wurde man in Gruppen von jeweils 5 Young-leaders eingeteilt. Unser Referent war Professor Dr. Gerd Habermann. Fragen wie: „Empfinden Sie unsere Regierungsform als Einschränkung der Freiheit und welche Änderungen fallen zur Innovative an?“, “ Ist absolute Freiheit wirklich sinnvoll?“ und „In welcher Form sollte die Regierung in den Staat eingreifen?“, beantwortete Prof. Habermann. Aus seiner neoliberalen Sicht solle sich die Regierung in einem liberalen Staat eher zurückhalten und unter anderem nur für die Sicherheit sorgen. Pluralismus und Freiheit wären in dieser Hinsicht erfüllt, jedoch werde es die absolute Freiheit nie geben.

Die Print Redaktion arbeitete an der 52. Young-Leaders Zeitung, welche mit Erfolg gedruckt wurde.  Sie verfassten Artikel über die Zukunft der Rente und des Renteneintrittalters, die Rolle der Bundeswehr als Parlament, den Umgang mit Kunststoff sowie über Diktaturen. Leider ist diese Zeitung nicht auf dem Markt vertreten. Die Fernsehjournalisten drehten ein Video zum Bezugsthema der 52. Young-leaders Akademie. Unter anderem interviewten sie auch einige Young-leaders über ihre neu gewonnene Erfahrung und ihrer Einstellung gegenüber dessen.

In den folgenden Tagen wurden wir in vier Gruppen eingeteilt, die jeweils ein anderes Projekt behandelten. Wir entschieden uns zum einen für Resonanz und Mimik bei Referent Michael Meudt. Er orientierte sich am Zitat: „Das Gesicht – Die Bühne unserer Emotionen“. Anhand dieser These erläuterte er die unterschiedlichen Gesichtsausdrücke, die teilweise auch nur in Mikroexpressionen wahrzunehmen sind. Des Weiteren besuchten wir ein Verhandlungstraining, bei dem Tipps und Tricks der Verhandlung und des Dialogs mitnahmen.

Am Tag der Rückreise fuhren gemeinsam mit dem Bus nach Berlin-Hohenschönhausen . Hier befindet sich eine ehemalige „Untersuchungshaftanstalt“ des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Unter dem Begriff: „Damit es nicht wieder passiert“, berichtete uns Zeitzeugen und ehemalige Inhaftierte wie Karl-Heinz-Richter (heute Autor und Verleger von „Moskau-Paris-Express) über deren dunkle und bedrückende Vergangenheit. Karl-Heinz-Richter ist einer derjenigen, die es geschafft haben, nicht durchzudrehen und ihre Meinung trotz Lebensgefahr beizubehalten. Ihm gelang es, 17 seiner Freunde über die Grenze zu schmuggeln. Allerdings scheiterte seine eigene Flucht aus der damaligen DDR. Diese und sein Lebensalltag im Knast schildert er in seinen Büchern, welche unter anderem auch den Literaturpreis erhalten haben. Und wurden alle verschiedenen Räumlichkeiten gezeigt, um so einen umfassenden Eindruck dieser Zeit zu vermitteln.

Abschließend werden wir die Woche als durchweg positiv in Erinnerung behalten. Auch der Großteil der Young-leaders war begeistert und hat oftmals noch lange in die Nacht hinein über die Vorträge der Referenten diskutiert. Natürlich haben wir auch gemeinsame Ausflüge, zum Beispiel in die Stadtmitte Berlins, unternommen. Wir können nur jedem, der sich für philosophische Themen interessiert und gerne in Diskussionen verwickelt ist, empfehlen an solch einer Akademie teilzunehmen und  hoffen euch  für die Akademie begeistert zu haben, denn wir konnten nie zuvor in solch einer kurzen Zeit so viel Neues und Interessantes mitnehmen.

Johanna S. ; Sabrina S. (9d)

 

 

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