Deutsche Sprache ist schwer. Da gibt es viele Fremd-Wörter und Fach-Wörter und lange Sätze. Vielen Menschen ist das zu kompliziert. Kompliziert ist etwas, das man nicht gut verstehen kann. Menschen, die das nicht verstehen, sind manchmal lernbehindert. Das bedeutet, sie lernen nicht so gut. Es gibt aber auch Flüchtlinge, die Deutsch erst lernen müssen. Für diese Leute gibt es eine Lösung: Leichte Sprache:
Das ist eine, wie in der Einleitung gezeigte, sehr vereinfachte Version der deutschen Sprache, die 2007 vom Netzwerk für Leichte Sprache entwickelt wurde. Die Zielgruppe: Menschen, denen es schwerfällt, in normalem Deutsch zu reden und selbiges zu verstehen, Menschen mit Lernbehinderungen, Demenz, Analphabeten, aber auch Flüchtlinge, die bei ihrer Ankunft Schwierigkeiten mit Deutsch haben.
Um diese leichte Sprache so leicht wie möglich zu halten, gibt es ein umfassendes Regelwerk, das vorgibt, wie Texte in Leichter Sprache zu verfassen sind; keine Fach -oder Fremdwörter, so wenig Genitiv, Konjunktiv und Nomenverwendung wie möglich:
Morgen wählen wir den Heim-Beirat statt Morgen wird der Heimbeirat gewählt
Außerdem: Keine bildliche Sprache! Im Regelwerk wird darauf hingewiesen, der Leser könne doch Rabeneltern für Eltern von Raben halten. Satzgefüge, also Haupt- und Nebensätze, sind zu vermeiden. Da fängt dann ein neuer Satz auch mal mit „weil“ an.
So weit, so …. gut. Doch dieses Abschlachten der Sprache führt nicht nur dazu, dass wütende Langsam-Denker bei Kongressen und anderen öffentlichen Veranstaltungen dazu ermutigt werden, ab jetzt rote Karten mit der fetten Aufschrift „Halt! Leichte Sprache“ hochzuhalten, und damit die Anwesenden zur zwanghaften Vereinfachung zwingen, nein, wenn man es sogar vermeidet, Rabeneltern als Rabeneltern zu bezeichnen, dann könnte man auch davon ausgehen, dass das Wort ‚gut‘ bald wie in der Unterdrückersprache (?) Neusprech aus Orwells Überwachungsphantasie „1984“ mit ‚plusgut‘ gesteigert wird, um die Leser und Hörer nicht mit unnötigen und komplizierten Zusätzen zu verwirren…
Unschwer zu erkennen ist dabei, dass die von vielen geschätzte Vielfalt der deutschen Sprache damit immer mehr in Vergessenheit gerät, doch es gibt noch weitere Kritikpunkte: Probieren Sie doch einmal, in leichter Sprache zu erklären, wie man ein Visum für eine Chinareise beantragt – sind komplexe Vorgänge überhaupt noch erklärbar, wenn man sie in leichter Sprache ausdrücken muss?
Und wenn die leichte Sprache als benutzerfreundlichere Alternative zur deutschen Sprache beworben wird, wieso sollte man sich dann noch die Mühe geben und die „richtige“ Sprache lernen?
Trotzdem hat leichte Sprache auch gute Facetten: Menschen mit Lernschwierigkeiten kann sie tatsächlich beim Einstieg in die normale, schwerere Sprache helfen, jedoch sollte man darauf achten, dass sie sich nicht als vollwertige Alternative einbürgert. Sonst müssen wir uns auch nicht wundern, wenn in Zukunft die in Deutschland lebenden Migranten trotz Sprachkursen & Co. keinem normalen Gespräch folgen können. Außerdem: Sprache beeinflusst unser Denken. Wer also nur Einfaches liest, wird dementsprechend auch nur einfach denken können.
Für Menschen, die Schwierigkeiten mit der Sprache haben, gibt es auch noch andere Möglichkeiten, zum Beispiel die Einfache Sprache, die „normalem“ Deutsch näherkommt und es so einfacher macht, eben dieses zu verstehen.
T. Koch (8c)