Schulleben

Das Ende einer Ära

Mit Ende dieses Schuljahres verlässt jemand unsere Schule, die wir alle im Laufe unserer Schulzeit kennengelernt haben. Frau Schlagenhauf-Henninger, unsere Orientierungsstufenleitern. Wie blickt sie auf ihre Arbeit an der Schule zurück?

Die meisten Schüler waren erst einmal geschockt, als sie hörten, Frau Schlagenhauf gehe in Pension. Die nette Deutsch- und Geschichtslehrerin, die auch immer ein offenes Ohr für uns hatte, geht.

Klartext:  Frau Schlagenhauf, lange Zeit haben Sie die Orientierungsstufe am Käthe geleitet. Wann und wie sind Sie zu dieser Aufgabe gekommen?

 

Frau Schlagenhauf: Man bewirbt sich um eine solche Stelle. Das habe ich 2004 getan, nachdem meine Vorgängerin, Frau Lemke, in den Ruhestand gegangen war. Bis dahin hatte ich schon viel mit 5. und 6. Klassen gearbeitet, häufig war ich Klassenleiterin gewesen. Die Orientierungsstufe ist eine besonders spannende und wichtige Zeit. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln und verändern sich in diesen zwei Jahren sehr schnell – aus wenig selbständigen Eben-noch-GrundschülerInnen werden (fast immer) SchülerInnen, die mit großer Selbstverständlichkeit und wachsender Sicherheit und Selbständigkeit ihren Weg bei uns gehen. Ein Stück dieses Weges zu begleiten und zum Teil auch mitzugestalten, gehört zu den Aufgaben und Privilegien meines Jobs. Ich kann mir bis heute innerhalb der Schulleitung keine spannendere Funktion vorstellen.

Klartext: Wollten Sie denn immer Lehrerin werden?

Frau Schlagenhauf: Als Kind wollte ich tatsächlich Lehrerin werden. Während oder am Ende der Oberstufe habe ich mich dann für das Studium „meiner“ Fächer – Deutsch und Geschichte – entschieden, da stand das Interesse und zum Teil auch die Faszination für diese Fächer und ihre Inhalte und Fragen im Vordergrund. Die Schule hatte ich da ja gerade hinter mir gelassen und dachte nicht schon wieder an eine Rückkehr. Aber genau genommen stimmt das nicht ganz: Für einige Semester hatte ich ein drittes Fach belegt – Schulpädagogik. Das Doppelstudium wurde mir dann nach der Zwischenprüfung zu viel und ich habe mich auf meine beiden Fächer konzentriert. Pädagogische und psychologische Vorlesungen habe ich aber weiterhin mit Interesse besucht. Mehr und mehr wurde mir klar, dass ich – auch wenn Bücher mich sehr faszinieren – mit Büchern und Menschen arbeiten möchte. Da hat der Lehrerberuf gut gepasst.

Klartext:  Was war im Rahmen Ihrer Funktion  Ihr schönstes, was ihr schwierigstes Erlebnis?

Frau Schlagenhauf: Mit den Superlativen ist das so eine Sache! Ich versuche es einmal auf diese Weise: Schwierig? Schön? – Am Ende einer Klassenfahrt mit einer 5. Klasse stieg ich als letzte aus dem Zug. Auf dem Bahnsteig stand eine einsame Mutter und sagte: „Wo ist meine Tochter?“ Im Zug war niemand mehr, das wusste ich. Einige Momente der Panik! Minuten später fand sich dann das Kind, es war so ausgestiegen, dass die Mutter es nicht gesehen hatte, und dann im Bahnhofsgebäude verschwunden. Schwierig? Kurios? – Während eines Elternabends las eine Mutter – sie war die Elternsprecherin dieser Klasse – „heimlich“ unter der Bank einen Krimi. Und noch ein eindeutig schönes Erlebnis: Vor zehn Jahren fand die erste Lesenacht für die Orientierungsstufe statt. Am Ende des Abends kam ein Fünftklässler zu mir und sagte: „Es war noch schöner, als ich es mir vorgestellt hatte.“

Klartext:  Viele ältere Lehrer sind der Meinung, die jetzigen Fünftklässler wären nicht weniger leistungsstark als früher. Teilen Sie diese Meinung?

Frau Schlagenhauf: Die Schulen haben sich während der letzten Jahre und Jahrzehnte verändert, das gilt für die Gymnasien und natürlich auch für die Grundschulen. Zu dem, was in meiner Grundschulzeit noch im Mittelpunkt des Unterrichts stand – Rechtschreibung, kleines Einmaleins, Schönschrift(!), Festigung durch viel Wiederholung – ist heute manches andere hinzugekommen. Und die Grundschullehrer/innen berichten davon, dass sie immer wieder Neues/Zusätzliches in ihren Unterricht aufnehmen müssen, was nicht immer leicht fällt. Fünftklässler/innen sind anders als früher, aber nicht „weniger leistungsstark“.

Klartext: Wie haben Sie Ihre eigene Schulzeit in Erinnerung?

Frau Schlagenhauf: Ich habe meine Grundschulzeit in einer Dorfschule begonnen, zwei Jahrgänge waren in einem Klassensaal, es müssen zwischen 40 und 50 Kinder gewesen sein. Wir wurden in unserem Jahrgang der Größe nach gesetzt. Ich war die Zweitkleinste und saß ganz vorn am Fenster neben der Kleinsten.
Und noch eine Erinnerung: Ich konnte bereits lesen, als ich in die Schule kam. Das hat der Lehrer wohl gewusst. Gleich an einem der ersten Schultage hat er mich in eine Klasse mit älteren Schülerinnen und Schülern mitgenommen. Sie mussten mir ihr Lesebuch geben und dann stand ich vorne vor diesen „Riesen“ und musste ihnen vorlesen. Anschließend durfte ich mir bei der Frau des Lehrers eine Tüte Bonbons abholen.
Den Rest meiner Schulzeit habe ich in Stuttgart verbracht, immer in Mädchenschulen.
Insgesamt ging es mir mit der Schule wie euch wohl auch: Es gab Spaß und Langeweile, Interessantes und viel Alltagseinerlei. Nach dem Abitur habe ich die Schule gern hinter mir gelassen, aber der Kontakt zu den Klassenkameradinnen von damals ist bis heute geblieben.

Klartext: Was kommt nun nach der Schule?

Frau Schlagenhauf: Ich wünsche mir, etwas „langsamer“ leben zu können, Zeit zu haben für vieles, was in den letzten Jahren zu kurz gekommen ist. Reisen möchte ich, das geht gleich los: Ich werde den Sommer an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern verbringen (dort wird man mich in den nächsten Jahren wohl häufig antreffen); für den Herbst ist eine lange Reise durch Portugal geplant. Dann gibt es noch das eine oder andere ungelesene Buch. Besuche machen, Freunde treffen. Und Verantwortung übernehmen/mich engagieren in einem Ehrenamt, so wie ich es fast immer getan habe.

Klartext: Was wünschen Sie sich für unser Gymnasium?

Frau Schlagenhauf: Schule bleibt nicht wie sie ist, Veränderungen sind sinnvoll und nötig. Ich bin gespannt, wie man in einigen Jahren in der Schule lebt und arbeitet! Ich wünsche dem Käthe, dass es in all dem Wandel das beibehält, was wir manchmal den „Geist des Käthe“ nennen: die Atmosphäre des freundlichen und respektvollen Miteinander; die Anerkennung von Individualität und Vielfalt; die Offenheit und Neugierde; der Mut, sich hier und weltweit für ein Leben einzusetzen, das den Menschen gerecht wird . – Arbeitet alle weiter daran!

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