Schulleben

Das Comenius-Projekt zu Gast in England

Vom 19. Bis zum 23. Juni trafen sich zum zweiten Mal Schueler aus Deutschland, England und Frankreich in Lincoln (England) zum 2. Comenius-Projektreffen. Das große Thema war immer noch Energie, diesmal ging es allerdings nicht um Energie im menschlichen Koerper, sondern um alternative Energien. Was die Schueler erlebt und gelernt haben, erfahrt ihr hier.

Die deutschen Schueler mussten am Samstag, den 19. Juni sehr frueh aufstehen. Damit die Teilnehmer des Comenius-Projekts den Flug nach London-Stansted um 9.55 Uhr vom Baden Air-Park erwischen, mussten sie sich schon um 6.30 am HBF in Neustadt treffen. Von dort fuhren sie dann mit zwei bestellten Kleinbussen weiter zum Flughafen. Manche waren etwas aufgeregt, denn sie flogen zum ersten Mal. Fr. Tillmann und Hr. Liebenstein beruhigten die Schueler und sorgten – natuerlich nicht nur am Flughafen – fuer einen reibungslosen Ablauf. Um vom Airport „London-Stansted“ nach Lincoln zu kommen, mussten die Schueler nochmal eine zweistuendige Autofahrt in Kauf nehmen. Um 13.00 (nach Englischer Zeit) kamen die Comenius-Teilnehmer dann am „Danesgate“-Haus an. Dies war eine Art englische Jugendherberge. Die sind allerdings ein bisschen anders wie die deutschen: Es werden dort keine Mahlzeiten zubereitetet, es gibt nur eine kleine Gemeinschaftskueche fuer die Bewohner. Außerdem hat jeder Schueler sein eigenes Zimmer und es gibt nur drei kleine Badezimmer, die man sich teilen musste. Dies erinnerte mehr an eine Art WG. Von Komfort konnte man bei dieser Ausstattung nicht sprechen, aber in den naechsten Tagen sollte sich herausstellen, dass das nicht wirklich wichtig war, denn man verbrachte den kleinsten Teil der Zeit in der Jugendherberge. Nachdem die angereisten Schueler ihre Zimmer in Beschlag genommen hatten, trafen sich alle Comenius-Teilnehmer aus Deutschland, England und Frankreich im Aufenthaltsraum, um eine kleine „Icebreaker-Session“ (Kennenlern-Spiele) zu machen .

Danach fuehrte Mr. Hunt, der englische Lehrer, der das Comenius-Projekt dort leitet, die Comenius-Gruppe durch Lincoln. Dort gab es viel zu sehen, durch eine sehr steile Straße mit vielen kleinen typisch englischen Laeden kamen wir zur riesigen Kathedrale und zur Burg von Lincoln. Das Danesgate-Haus lag nur 2 Minuten Fußweg weg von der Innenstadt entfernt. So konnten wir immer schnell mal noch etwas einkaufen oder einen kleinen Ausflug unternehmen. Nachdem wir kurz die Kathedrale besichtigt hatten, besuchten wir noch ein kleines Tropenhaus, welches auch gleichzeitig ein Café war. Nach der kleinen Sight-Seeing-Tour ging es weiter (wieder zu Fuß) zur Bowling-Bahn. Dort bowlten die Schueler und Lehrer in international gemischten Gruppen. Nach dem Abendessen im Imbiss der Bowlingbahn ging es nach dem langen Tag zurueck zur Jugendherberge.

Visions of Steep Hill (Lincoln)

Am Sonntag startete dann die eigentliche Projektarbeit. Beim Fruehstueck in der kleinen Kueche des Danesgate-Hauses tauschten sich die Schueler ueber die sehr unruhige Nacht aus. Die Fenster in England sind nicht doppelt verglast (wie bei uns ueblich) und obwohl wir im 3. Stock schliefen, war es durch die Hauptverkehrsstraße sehr laut. Außerdem wird es in England erst sehr spaet und dunkel, aber dafuer auch sehr frueh hell. Doch das alles war beim Trip zur Schule schon wieder vergessen. Nach einer 20-Minuetigen Busfahrt kamen die Comenius-Teilnehmer an der „Robert-Pattinson School“ in North Hykeham (Lincoln) an. Die Englischen Schueler fuehrten in kleinen Gruppen die Gaeste ueber das riesige Gelaende. Die Ausstattung war sensationell, es gab in 90% der Klassenzimmer sehr gute Computer und „Whiteboards“. Auch die Aufteilung ist anders als in Deutschland: Es gibt fuer jedes Fachgebiet eine eigene „Suit“ (Abteilung) z.B. fuer Sprachen, Mathematik, Musik, Schauspielerei, Naturwissenschaften etc. Daher waren die Raeume immer perfekt den Beduerfnissen angepasst. Auch auf den Gaengen gab es einiges zu bestaunen. Es gab viele Poster, ueber Austauschprogramme, Projekte, Formeln und Vokabeln zum Lernen, die Schueler im Unterricht gebastelt hatten. Nach der Tour wollten sich alle direkt in der Schule anmelden, doch die Rezeption (Sekretariat) hatte natuerlich sonntags zu. Die Comenius-Gruppe hatte die Schule an diesem Tag fuer sich. Danach begann die Projektarbeit mit einem Quiz ueber unser Verhalten im Bezug auf Energie, mit Fragen wie z.B. Mache ich das Licht aus, wenn ich aus dem Zimmer gehe? Oder dusche ich zu lange? Die Fragen wurden in International gemischten Gruppen (wie eigentlich fast immer) beantwortet. Am Ende konnte man dann schauen, welchem „Energie-Typ“ man entsprach. Es gab den Energie-Verschwender, den „normalen“ und den „umweltbewussten“. Mr. Hunt las zu jedem Typen eine Beschreibung und ein paar Ratschlaege vor: zum einen die „ueblichen“ wie „Mach das Licht aus, wenn du das Zimmer verlaesst“ , zum anderen auch Tipps im Umgang mit Waesche, Trockner, Herd, Heizung etc.

Danach erarbeiteten die Schueler in den Gruppen ein Quartett mit vielen verschiedenen Energiequellen wie Sonnen- Wind und Wasserenergie oder Kohle- und Atomkraft. Es gab Kriterien wie Sicherheit, Nachhaltigkeit, Nutzbarkeit etc. Allerdings taten sich nicht nur die Gastschueler beim Aussprechen der Englischen Fachwoerter schwer. Nach einem kleinen kalten Buffet zum Mittagessen ging es weiter mit zwei Spiele-Challenges. Zuerst bauten die Schueler kleine „Windy-Meters“, um die Windgeschwindigkeit anschließend auf dem Schulhof zu messen. Danach mussten die Schueler eine Bruecke und 2 Rampen fuer ein Ferngesteuertes Auto bauen. Dazu hatten sie aber nur eine vorgeschriebene Menge Strohhalme und Tesa Film zur Verfuegung. Es gab 3 sehr unterschiedliche Modelle und erstaunlich war, das ausgerechnet das vermeintlich schwaechste als einziges der 3 standhielt und man das Auto heil ueber die Bruecke manoevrieren konnte.

Dieser Projekttag wurde abgerundet mit einem gemeinsamen Abendessen bei einem Inder in Lincoln. Indische Restaurants sind in England weit verbreitet. Dies war fuer viele neu, allerdings schmeckte es den meisten besser als das gewoehnungsbeduerftige englische Essen vom Nachmittag.

Der darauffolgende Montag sollte spannend werden. Morgens fuhr die Comenius-Gruppe in einem Bus zu einem historischen Energiekraftwerk und danach zu einem Farmer, um etwas ueber Windraeder zu erfahren. Fruehstueck gab es diesmal nicht im Danesgate-Haus, sondern in der Schulcafeteria. Doch das Englische Fruehstueck ist etwas anders als in Deutschland. Die Comenius-Teilnehmer konnten nicht zwischen Nutella und Marmeladenbrot waehlen, sondern zwischen einem Brot mit Wuerstchen oder gebratenen Schinken, dazu „Brown Sauce“. Waehrend dem Essen stattete immer mal wieder ein neugieriger Englischer Schueler den Gaesten ein Besuch ab. Die englischen Comenius-Teilnehmer stellten ihre Gaeste dann vor. Dass auslaendische Schueler zu Gast waren, war fuer die Schueler der „RPS“ nicht schwer zu merken, da wir ja keine Uniform trugen. Die Comenius-Teilnehmer der „Robert-Pattinson School“ genossen es sichtlich in der Schule auch einmal keine Uniformen tragen zu muessen.

Mehr oder weniger gestaerkt durch das Fruehstueck ging die etwa einstuendige Fahrt los. Als wir am Museum fuer historische Energiequellen ankamen, waren nicht nur die Schueler enttaeuscht. Der Mann der die große Gruppe durch das kleine Haus fuehrte, in dem es nicht viel zu bestaunen gab, ist es eigentlich gewohnt ueber das Jahr verteilt hoechstens eine Hand voll Leute herumzufuehren. Er gab sich trotzdem Muehe und nachdem wir uns bei ihm bedankt haben, fuhr die Gruppe dann direkt weiter zu einem Farmer, der mehrere Windraeder besaß. Direkt in der Naehe eines solchen Kolosses erzaehlte er alles Wissenswerte und konnte uns vor allem auch noch viel Insider-Wissen vermitteln. Die Infos waren fuer den naechsten Tag wichtig. Als es dann zurueck zur Schule ging, teilte sich die Gruppe. 2 Gastschueler gingen mit einem englischen nach Hause. Bis zur endgueltigen Gruppeneinteilung herrschte Aufregung, doch letztendlich waren alle zufrieden und verbrachten sehr unterschiedliche Nachmittage: Von Kino ueber Shopping bis hin zur einer „Tea-Time“ mit der ganzen Familie war alles dabei. Gegen Abend trafen sich die Comenius-Teilnehmer wieder im Danesgate-Haus.

Am naechsten Morgen verzichteten wir auf das Fruehstueck in der Schule und fruehstueckten lieber noch einmal im Danesgate-Haus (denn dort hatten wir ein fuer uns normales Fruehstueck) und probierten auch ein paar andere typisch englische Sachen wie Marmite (ein Hefeaufstrich) oder speziellen Kaffee, der uns Mr. Hunt besorgt hatte. In der Schule startete dann die letzte Projektarbeit. Ein kleines Energiekreuzwortraetsel stimmte die Comenius-Teilnehmer auf den Tag ein. Danach stand ein großes Rollenspiel an. Es ging um die Problematik, ob man Windraeder in einem Naturschutzgebiet bauen sollte, wenn sie dort sehr effizient arbeiten wuerden. Es gab verschiedene Rollen wie z.B. Anwohner, die Windraeder entweder gut oder schlecht fanden, Tierschuetzer, Politiker etc. Doch diesmal bewaeltigten wir die Aufgabe nicht in international gemischten Gruppen, sondern in den „Laendergruppen“: Deutschland, England und Frankreich. Es kamen 3 sehr unterschiedliche Praesentationen heraus. Mr. Hunt dokumentierte alles mit seiner Videokamera. Den Anfang machte die franzoesische Gruppe, sie hatte schon im Vorfeld alles abgestimmt und jeder hatte seinen festen Text. Sie kamen zu dem Schluss, dass man Windraeder auch woanders bauen kann, wo keine Menschen und vor allem Tiere belaestigt oder verletzt werden koennten. Darauffolgend praesentierten die deutschen Comenius-Teilnehmer ihre Arbeit. Sie hatten eine offene und lange Diskussion und sprachen ueberwiegend frei. Hier wurde die Problematik besonders deutlich. Am Ende wollte man jedoch doch ein paar Windraeder dort bauen. Die Englaender waren vor ihrer Praesentation sehr nervoes, obwohl sie ja in ihrer Muttersprache reden konnten. Sie benutzen zusaetzlich noch ein Tafelbild und hatten somit eine ganze Szene vorbereitet. Aufgrund der hohen Kosten lehnten sie es jedoch ab die Windraeder im Naturschutzgebiet zu bauen. Viele Faktoren spielten eine Rolle und so konnten es die Schueler am eigenen Leib erfahren wie es ist, wenn man so ein Energieprojekt planen bzw. bauen moechte.

In den Pausen waren die Gastschueler auf dem Schulhof das Thema Nummer 1! Viele der englischen Schueler waren erstaunt wie gut die deutschen Schueler schon Englisch sprechen konnten. Dies zeigte sich auch in der Deutschstunde, die die deutschen zusammen mit den englischen Schuelern besuchten. Es ging natuerlich um die Fußballweltmeisterschaft. Nachdem die deutschen und englischen Schueler ein paar deutsche Fußballrezepte wie „Schiri-Schnitten“ und „Halbzeiteintopf“ uebersetzt hatten, ging es an den PC. Die englischen Schueler loesten verschiedene Fußballaufgaben (natuerlich auf Deutsch) am Rechner und ließen sich von den deutschen Schuelern gerne weiterhelfen. Die Stunde machte allen großen Spaß.

Jetzt war die anstrengende Projektarbeit geschafft und fuer den Nachmittag war endlich etwas Freizeit anberaumt. Die Schueler hatten knapp 2 Stunden zum Shoppen und um Lincoln zusammen mit den englischen Schuelern noch etwas besser kennen zu lernen. Danach ging es in ein „Indoor-Playground“. Dort war eine Rutsche die 90° Grad nach unten ging die Herausforderung. Sogar die Lehrer ließen das Kind in ihnen raus und „bewaeltigten“ sie. Nach der langen Anstrengung musste eine Staerkung her. Der offizielle Abschluss fand in einem großen chinesischen Restaurant in Lincoln statt. Die Schueler genossen das Essen (All-you-can-eat) und vor allem den Schokoladenbrunnen. Danach wurden die Zeugnisse bzw. Zertifikate ausgeteilt und die Schueler verabschiedenden sich voneinander. Am naechsten Tag werden die Englischen Schueler wieder normal Schule haben und die Franzosen schon frueh morgens zurueck fliegen. Die letzten Fotos wurden geschossen, ICQ/MSN/Handynummer und E-Mail Adressen ausgetauscht. Doch der Abschied fiel nicht allzu schwer, denn die meisten sehen sich ja schon im Herbst in Frankreich wieder. Bevor sich die Gruppe am Danesgate-Haus endgueltig trennte, fuehrte uns ein Mitarbeiter auf das Dach. Von dort hatten wir einen großartigen Ausblick ueber Lincoln und konnten den Sonnenuntergang genießen. Da wir am naechsten und letzten Tag erst gegen Abend zurueckflogen, hatte Fr. Tillmann fuer die deutsche Comenius-Delegation noch eine Kleinigkeit vorbereitet.

Wir besichtigten die Lincoln Castle. Sie war eine typische kleine englische Burg, gegenueber der Kathedrale. Als wir den großen Park betraten, kamen wir uns vor wie in „Hogwarts“. Er war umgeben von der kreisrunden alten Burgmauer, auf der wir einen Rundweg liefen. Das Wetter war wie schon die ganzen Tage immer noch sehr gut und wir genossen die tolle Aussicht ueber ganz Lincoln und das Umland. Vom typischen englischen Wetter hatten wir nichts zu spueren bekommen. Auf dem Gelaende befand sich auch eine kleine Ausstellung zu einem beruehmten Schriftstueck: der „Magna Carta“. In ihr wurden zum ersten Mal Rechte fuer Bauern festgeschrieben. Bevor die Schueler noch einmal die Gelegenheit bekamen Lincolns Laeden zu stuermen, besichtigen wir noch das alte Burg-Gefaengnis.

Nachdem alle Einkaeufe in den Koffern waren und die letzten Stoßgebet gen Himmel geschickt wurden, dass der Koffer doch bitte nicht zu schwer sei (uebergepaeck ist bei Ryan Air sehr teuer), ging es zurueck Richtung Deutschland. Die Autofahrt stellte dabei kein großes Vergnuegen dar, denn zu diesem Zeitpunkt spielte Englands Nationalmannschaft um den Achtelfinaleinzug und der Fahrer des Minibusses hoerte ununterbrochen und sehr laut in schlechter Qualitaet eine Fußballuebertragung. Außerdem mussten in letzter Sekunde noch Bilder und Berichte ueber die Tage ausgetauscht werden.

Alle waren etwas aufgeregt, da ja auch Deutschland an diesem Abend gegen Ghana spielen wuerde, doch waehrend des Spiels saßen wir im Flugzeug. Dadurch, dass es nur ein Kurzstreckenflug war hatten wir die ganze Zeit eine Großartige Aussicht auf die Landschaft unter uns und einen wunderschoenen Sonnenuntergang. Kaum gelandet wurden auch schon die Handy´s gezueckt, das ganze Flugzeug hoerte zu und war empoert ueber die 0:0-Nachricht. Auf der Heimfahrt vom Baden-Airpark nach NW erfuhren die Schueler von Deutschlands Sieg und konnten sich endlich etwas entspannen. In Neustadt wurden wir von einer wild feiernden Horde am HBF empfangen, man haette meinen koennen, Deutschland waere Weltmeister geworden.

Alles in allem war es eine großartige Reise und wir hatten viele Eindruecke gewonnen. Es ist toll, was die Lehrer und Schueler dank der Unterstuetzung der EU auf die Beine gestellt haben. Doch das war noch lange nicht das Ende! Im Herbst, vom 26. bis zum 30. September, geht es weiter nach Tournefeuille (bei Toulouse) in Frankreich. Dort wird der Schwerpunkt die Energieerzeugung sein und auch eine Besichtigung eines Atomkraftwerks steht auf dem Plan. Es wird wieder spannend und die Klartext wird fuer euch auch wieder dabei sein. See you then, keep on reading 😉

Jonas-Luca Koenig, Chefredakteur, MSS 11

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