Schulleben

Das Comenius-Projekt fliegt weiter nach Toulouse

Vom 26. bis zum 30. September 2010 fand das letzte Schueler-Lehrer Treffen des Comenius-Projekts fuer dieses Jahr am Collège Leonard-de-Vinci in Tournefeuille (Frankreich) statt. Wie angekuendigt wurde im Rahmen des Projektthemas „Energy and me – Energy and us“ die Atomkraft genauer untersucht, die in Frankreich natuerlich einen ganz besonderen Stellenwert hat.

Fr. Tillmann und Fr. Eickhoff, die zwei betreuenden Lehrkraefte des Comenius-Projekts, trafen sich mit uns am Sonntag schon um 8 Uhr am Bahnhof. Zum Glueck waren alle Zuege puenktlich und die Gruppe erwischte ohne Probleme den Flug von Frankfurt nach Toulouse (Blagnac Airport). Dort befindet sich ein großer Airbus-Stuetzpunkt, dies war nicht schwer zu merken, da man am Flughafen viele Flugzeuge in der Fertigung und auch das groeßte Flugzeug der Welt, den Airbus 380, sah. Nachdem die Gruppe ihr Gepaeck wieder hatte, kam sie nach einer kurzen Fahrt mit dem Bus am Collège Leonard-de-Vinci, kurz CLV an. An diesem Sonntag stand noch keine Projektarbeit an, die Gastfamilien sollten den Tag planen. Die meisten machten eine kleine Sight-Seeing Tour in Toulouse oder besuchten verschiedene Museen. Der 2. Tag begann mit verschiedenen Ice-Breakers/ Kennenlern-Spielen. Danach gingen die deutschen Schueler in eine Deutschstunde, die Englaender mussten erst einmal mit einer Franzoesischstunde Vorlieb nehmen, da an diesem Morgen keine Englischstunde stattfand. In der Deutschstunde wurden die deutschen Schueler franzoesischen Schuelern zugeteilt. Die deutschen sollten die franzoesischen Schueler auf Franzoesisch vorstellen und die Franzosen die deutschen Schueler auf Deutsch. Hier merkte man klar den Unterschied in Bezug auf den Stellenwert, den Fremdsprachen in Deutschland und Frankreich haben: Waehrend die Deutschen schon fließend ihren Partner vorstellen konnten, mussten sich die Franzosen viel Muehe geben.
Wieder zurueck in der Comenius-Gruppe drehte sich die Projektarbeit erst einmal darum, einen ueberblick ueber alle Energietypen zu bekommen. Die Schueler mussten mithilfe von Computergrafiken ein Heft vervollstaendigen, dass einen kleinen ueberblick zu jeder Energie-form – von Kohlekraft bis hin zu Windenergie – gab. Es hat sich natuerlich gezeigt, dass Turbinen immer eine große Rolle spielen. Das weitere Programm musste dann geaendert werden: Anstatt zu einer Muellverbrennungsanlage zu fahren, besuchten wir ein Privathaus eines Comenius-Mitgliedes. Dieses Haus war mit einer Solaranlage ausgestattet. Nachdem auch diese Energieform genauer besprochen wurde, war erst einmal Mittagspause. Die Schueler aßen zusammen in der Kantine und verbrachten den Großteil der Freizeit im Pausenhof und genossen die Sonne Suedfrankreichs. Hier hatten die Schueler aller 3 Nationen auch nun Zeit, sich außerhalb der Projektarbeit besser kennenzulernen. Der Rest des Tages war eher frei gestaltet: Am Nachmittag lief die Gruppe ins Zentrum von Tournefeuille, allerdings haben in Frankreich die meisten Geschaefte auch montags geschlossen. Doch das war noch lange nicht die einzige Aktivitaet, gegen Abend organisierten die Lehrer ein Boule-Turnier im „Boulodrome“ in Tournefeuille. Aber was ist Boule oder wie die Franzosen dazu sagen „Petanque“? Es wird eine kleine Kugel geworfen, danach muss man versuchen mit großen schweren Kugeln von einem festgelegten Punkt so nah wie moeglich an die kleine Kugel zu werfen. Je nach Naehe gibt es Punkte. Fuer das Abendessen machte Mr. Gody den Grillmeister und grillte Wuerstchen, dazu gab es Brot, Salat, Ketchup und Senf. Die hungrigen Schueler machten sich ihre eigenen Bratwurst-Broetchen. Nach der Staerkung wurden in der Petanque-Halle die letzten Spiele gespielt, bis der Sieger feststand. Danach wurden die Schueler alle von den Eltern/ Gasteltern abgeholt.
Tag 3 stellte den Hoehepunkt der Reise dar: Wir besuchten das Atomkraftwerk (Centré Nucléaire) in Golfech, ca. 100 km entfernt von Toulouse. Den Besuch zu planen bedeutete fuer die 2 Franzoesischen Lehrer viel Arbeit: Die Gruppe musste schon 1 Jahr vor dem Besuch angemeldet werden, zu jedem Schueler musste unter anderem der ethnische Hintergrund angegeben werden. Da die Gruppe zu groß war, wurde sie geteilt, waehrend die erste Gruppe das AKW besuchte, fuhr die andere Gruppe weiter in ein Museum nach Donzac, einem Nachbarort.

Kameras, Handys, Rucksaecke und auch alles andere musste im Bus gelassen werden. Die Sicherheitsrichtlinien im AKW waren sehr streng. Nur der Personalausweis durfte mit. Der wurde bei der Anmeldung „getauscht“ gegen eine Karte mit Strichcode, mit der wir durch die zahlreichen Kontrollpunkte gelangten. Doch bevor wir zum Zentrum des Kraftwerks gingen, gab es einen lange umfassende Einfuehrung: Behandelt wurden neben den physikalischen Aspekten der Atomkraft auch die Nutzung in Frankreich, auf der Welt und die Umweltfreundlichkeit in Bezug auf das Thema „Global Warming“. Leider war die Einfuehrung nur auf Franzoesisch, die Lehrer uebersetzten fuer die Schueler in Englisch. Danach ging es endlich los: Es war ein langer Fußmarsch zum Maschinenhaus mit vielen Kontrollen. Faszinierend zu sehen war, wie riesig das ganze AKW ist, und wie es wirklich funktioniert. Nach einer Besichtigung der Kuehltuerme und des Maschinenhauses ging es wieder zurueck zum Eingang, dort meldeten wir uns wieder ab. Doch bevor wir das Gelaende endgueltig verließen, besichtigten wir noch den „Simulator“, eine genaue Nachbildung des Kontrollraums, wo fuer den Ernstfall trainiert wird. Unsere Fuehrerin betonte immer wieder, dass etwas wie Tschernobyl in Frankreich niemals passieren koennte.Abschließend fanden alle Schueler die Besichtigung sehr interessant und waren von der Groeße ueberwaeltigt, allerdings war es auch ein komisches Gefuehl so nah an einem nuklearen Reaktor gestanden zu haben.Bevor die Gruppen das Programm tauschten, war „Lunchtime“, in einem kleinen Park traf man sich. Die Gastschueler hatten von ihren Familien Lunchpakete mitbekommen. Danach ging es weiter zu dem „Museum alter Berufe“. Es war sehr schoen eingerichtet und zeigte das Leben im 18. Jahrhundert auf dem Land. Schockierend war vor allem zu erfahren, wie aerzte damals ihre Patienten behandelt haben. Fuer kleine Lacher sorgten die Deutschen uebersetzungen auf den Tafeln, oft wussten auch die deutschen Schueler nicht, was es heißen soll. Nach der kleinen Besichtigungstour gab es noch einen kleinen Wettkampf: In kleinen Gruppen sollten wir einen „Mord“ aufklaeren, ueberall im Museum waren Hinweise versteckt, die wir finden und auswerten mussten. Natuerlich konnte am Schluss der Taeter von uns gefasst werden. Nach der Rueckfahrt verbrachten die Comenius-Teilnehmer den restlichen Abend in den Gastfamilien. In nicht wenigen wurde noch ueber Atomkraft diskutiert, vor allem deutsche und Franzosen besitzen sehr unterschiedliche Einstellungen: Waehrend hier in Deutschland gerade gegen die laengeren Laufzeiten protestiert wird, setzt Frankreich vollkommen auf Atomkraft, 75% der in Frankreich produzierten Energie ist Atomenergie. In der Bretagne entsteht zur Zeit das Groeßte Atomkraftwerk der Welt. Der naechste Tag begann mit einer Stunde Unterricht, diesmal durften die Englaender in eine englisch Stunde, die deutschen durften eine Franzoesischstunde besuchen. Die Klasse bekam eine Franzoesisch-Klausur raus, die Deutschen stellten fest, dass die Aufgabenstellung exakt dieselbe war, wie man sie aus dem Deutschunterricht in Deutschland kennt. Erstaunlich waren jedoch die vielen Grammatik- und Rechtschreibfehler, die viele Franzosen machten, obwohl es ja eigentlich ihre Muttersprache ist.
Wir besichtigten auch ein altes Wasserkraftwerk. Mitten durch Toulouse fließt der Fluss Garonne, der wie viele andere Fluesse in dieser Gegend auch in den Pyrenaeen entspringt. Das Wasserkraftwerk wird vom selben Konzern wie das Atomkraftwerk gefuehrt, allerdings ist der Leistungsunterschied gewaltig: Das Atomkraftwerk in Golfech produziert 3000 Megawatt waehrend das Wasserkraftwerk nur 3 Megawatt produzieren kann. Es ist schon sehr alt, allerdings laesst es der Konzern weiterhin laufen, denn es produziert ja immerhin Energie. Die Fuehrung durch das Kraftwerk war spannend, es war aehnlich wie ein Museum aufgebaut, man konnte ueberall rein und es gab viele interaktive Infotafeln. Vor allem der Ausblick auf die Garonne war fantastisch.

Die Gestaltung des Nachmittags blieb den Gastschuelern ueberlassen, hier zeigte sich der typische Unterschied: Waehrend die Maedchen nach Toulouse shoppen gingen, planten die Jungs schwimmen zu gehen, zu bowlen oder einen Besuch in dem fuer Frankreich bekannten „LaserGame“ (Ein Wettkampf mit Laserwaffen).

Am Abend trafen sich zum obligatorischen Abschlussabend wieder alle in der Schule. Mr. Gody, der Lehrer, der das Comenius-Projekt in Frankreich betreut, hatte sich ein ganz besonders Spiel ausgedacht: „Die Rugby-Flag-Competition“. Die Spielregeln waren an normale Rugby-Spielregeln angelehnt, doch anstatt den Spieler der den Ball hat „umzuhauen“, musste man ihm ein Faehnchen, welches jeder Spieler an der Huefte trug, abreisen. Nach ein paar Spielen hatten auch die deutschen und Englaender das Prinzip verstanden und sogar einige Lehrer spielten mit. Zur Staerkung hatte jeder franzoesische Schueler etwas von zu Hause mitgebracht, so gab es ein buntes Buffet fuer alle. Als Nachtisch gab es ein Geburtstagskuchen inklusive Staendchen fuer Max, der an diesem Tag Geburtstag hatte. Die Schueler genossen nochmal die letzte Zeit gemeinsam, denn am naechsten Tag sollte es schon frueh zurueck gehen. Neben der Zeugnisvergabe bekamen auch die Gewinner der vielen kleinen Spiele ihren Lohn. Am naechsten Tag ging es fuer die Deutschen zurueck zum Blagnac Airport. Die Englaender fuhren nach Carcassone und verbrachten dort noch eine Nacht, um dort noch eine Sight-Seeing zu machen. Sie flogen mit Ryan-Air am naechsten Tag vom Carcassone-Airport zurueck nach England. Als die deutschen am Blagnac-Airport ankamen, erwartete sie ein Schock, der Lufthansa-Flug nach Frankfurt war gestrichen worden. In der Schlange zum Umbuchen spielten Lehrer und Schueler alle Moeglichkeiten durch, wie sie wieder zurueck nach Deutschland kommen koennten. Die Schulleitung zeigte sich sehr kooperativ und half den Lehrern eine Loesung zu finden Dann hatten Fr. Tillmann und Fr. Eickhoff eine Moeglichkeit gefunden: Sie Gruppe flog zuerst mit AirFrance nach Paris Charles-de-Gaulles und dann mit einem anderen AirFrance-Flug weiter nach Frankfurt. Klingt alles nicht schlimm, doch es blieb immer sehr wenig Zeit. Nachdem die neue Route feststand, mussten alle noch das Gepaeck loswerden und durch die Sicherheitskontrolle, was mit 8 Leuten schon mal laenger dauern kann. Doch den ersten Flug erwischten alle problemlos. Zu allem Unglueck hatte der Flug Verspaetung. Der naechste Flug am Pariser Flughafen wartete zwar am selben Terminal, doch beimzweitgroeßten Flughafen Europas kann so ein Terminal riesig sein. Die Gruppe hetzte durch die Sicherheitskontrolle und kam beim letzten Aufruf doch noch an. In Frankfurt angekommen goennten sich Schueler und Lehrer nach der ganzen Hektik erst mal eine Pause. Zum Glueck hatte Fr.Tillmann keinen ICE zurueck nach Neustadt gebucht, denn den haetten wir nicht mehr erreichen koennen. Wir waren vier Stunden spaeter in Frankfurt als erwartet. Da die Gruppe erst gegen 6 in Neustadt ankam (nach 2 Stunden Fahrt in „Bummelzuegen“) und nach der ganzen Hektik erst mal wieder ein bisschen Ruhe brauchte, beurlaubte die Schulleitung die Schueler fuer die ersten 2 Stunden am Freitag. Insgesamt war es wieder eine tolle Reise mit dem Comenius-Projekt gewesen. Die Lehrer hatten sich wieder ins Zeug gelegt, um den Schuelern wissen zu vermitteln und eine unvergessliche Reise zu bieten. Damit das Projekt naechstes Jahr auch einen passenden Abschluss erhaelt, werden sich die Lehrer noch diesen Herbst treffen und die naechsten und letzten zwei Lehrer-Schueler-Treffen in Neustadt und Lincoln fuer das Projekt „Energy and me – Energy and us“ planen. Keep on Reeding!

Jonas-Luca Koenig (Chefredakteur)

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