Schulleben

China – Unser Besuch im Reich der Mitte

China – ein Land, über das viel diskutiert wird. Mit 1,361 Mrd. Einwohnern ist die Volksrepublik China der bevölkerungsreichste Staat der Erde, allein die Hauptstadt Peking hat 21,5 Millionen Einwohner (Vergleich: Deutschland hat 82 Millionen Einwohner). Zudem ist China der flächenmäßig viertgrößte Staat der Welt. Wirklich ausschlaggebend für Diskussionen ist jedoch eher die boomende Wirtschaft – nach Prognosen führender Finanzexperten soll China bis 2050 alle Industrienationen in Bezug auf die Wirtschaftsleistung überholt haben. Auch geben die Probleme der Einhaltung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten Stoff zur Diskussion . Wir, die Teilnehmer des Schüleraustausches Quanzhou- Neustadt, sind selbst, nach einem Projekt, bei dem wir uns über Land und Leute informierten, in diesen umstrittenen Staat gereist und wollen unsere Erfahrungen und einige Bilder hier mit euch teilen.

Der Reise nach Quanzhou sah ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Zunächst einmal reiste ich in ein Land mit einer Kultur, die sich sehr von der europäischen unterscheidet; zudem hatte ich Bedenken, es könnten Missverständnisse aufgrund von verschiedenen Verhaltensnormen und Kommunikationsprobleme geben. Ein weiteres Thema, das mich beunruhigte, war das Essen, hatte ich doch schon so viel Seltsames darüber gehört.  Am 2. August ging für uns die Reise nach Quanzhou los, die mehr als einen Tag dauern sollte. Nach einer langen Reise mit einigen Verzögerungen kamen wir gegen Abend in Quanzhou an und wurden im Verwaltungszentrum vom Oberbürgermeister willkommen geheißen. Nach einem Willkommensessen durften wir auch schon in die Gastfamilien, was eine ziemlich aufregende Angelegenheit für uns war, da wir nicht wussten, wie wir uns richtig verhalten sollten. Hier will ich nun drei bleibende Eindrücke beschreiben, die ich von China bekommen habe:

Zuerst einmal ist es sehr auffällig, dass Gastfreundschaft  in China großgeschrieben wird und dass der Empfang eines Gastes aus weiter Ferne ein großes Ereignis ist , weswegen sich alle große Mühe gegeben und alles gemacht wird, damit sich der Gast auch wohlfühlt. Dies bekamen wir alle zu spüren, denn schon das Frühstück am ersten Tag wurde bei vielen mit großer Sorgfalt vorbereitet und meist gab es mehrere Möglichkeiten, aus denen man sein Essen wählen konnte. Außerdem schienen viele Gasteltern besorgt, ihr „Schützling“ würde nicht genug essen, weshalb oft nachgefragt wurde, ob man wirklich schon satt ist. Ein weiterer Ausdruck der Gastfreundschaft sind die vielen Gastgeschenke, die wir während unseres Aufenthaltes entgegennahmen. Schon vorher wurden wir darauf hingewiesen, genügend Platz in unserem Koffer zu lassen, was sich als wichtig herausstellte, da wir viele Geschenke von der Gastfamilie selbst, aber auch von Firmen, die wir besuchten, und der Stadt bekamen.

Eine weitere Sache, die mir immer in Erinnerung bleiben wird, ist die Verkehrssituation in Quanzhou. Obwohl die Straßen innerhalb der Stadt oft drei- bis vierspurig waren, standen wir so gut wie immer, wenn wir mit dem Auto unterwegs waren, im Stau. Außerdem schien das einzige Verkehrszeichen, das wirklich Bedeutung hatte, die Ampel zu sein. Spurwechsel wurden oft ohne zu Blinken durchgeführt und ohne Beachtung des Autos auf der Nebenspur, das einfach abgedrängt wurde. Wahrscheinlich auch deshalb ist die Hupe ein viel genutztes Objekt im chinesischen Straßenverkehr. Zudem habe ich noch nie in meinem Leben so viele Mopedfahrer gesehen. Ganze Familien waren mit einem Moped unterwegs, drei Leute auf einem Moped waren hierbei keine Seltenheit, sogar eine Familie mit einem Kleinkind und einem Baby habe ich auf einem Moped erblickt. Die Mopeds darf man außerdem, nach Aussage meiner Austauschpartnerin, überall parken, was sie zu den praktischsten Fortbewegungsmitteln in der Stadt machen.

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Was mich auch ziemlich fasziniert hat, ist die Vielfalt von Sitten, Traditionen und Bräuchen in China. Ein Beispiel dafür ist die Farbe rot, die man in China überall findet und die eine  große Bedeutung für das Land hat. Rot steht in China für Leben und Glück, sowie es die Sinne auf Freude, den Sommer und den Süden richtet. Am chinesischen Neujahr beispielsweise, bekommen die Kinder einen roten Umschlag geschenkt, in dem sich Geld befindet, und man schmückt das Haus mit roten Glücksymbolen. Solche Banner, die man sich  neben die Haustür hängt, und auch die roten Umschläge, sowie einen chinesischen Glücksknoten, konnten wir in der Schule beim Chinesisch lernen gewinnen. Auch die roten Laternen, die bei uns ein Symbol für China sind, waren überall anzutreffen.

Sophie Rössler, MSS 13:

Während meiner Zeit in China sind mir persönlich der Straßenverkehr und die Tischmanieren im  Gedächtnis geblieben, welche ich beide als typisch chinesisch empfunden habe. Die Straßen in Quanzhou waren sehr voll und der Verkehr erschien mir sehr chaotisch. Dennoch habe ich während meines Aufenthaltes keinen Unfall erlebt, was auch darauf zurück zu führen ist,dass es gängig war, durch hupen auf sich aufmerksam zu machen. Dies war auch sehr wichtig wegen den zahlreichen Mopedfahrern. Denn dort besaß fast jeder ein solches Transportmittel, da man sich durch den Verkehr schlängeln oder auch auf den Gehweg ausweichen konnte und somit schneller ans Ziel kam. Außerdem waren die zurückzulegenden Strecken oft zu lang, um sie zu Fuß gehen zu können. So konnte es auch mal passieren, dass ganze Familien, teilweise zu viert und mit Kleinkindern, auf solch einem Moped an einem vorbei fuhren. Auch die Tischmanieren waren sehr anders. So schlürften sie laut ihre Suppe, schmatzten oder rülpsten auch mal. Auch Essensreste, wie Knochen oder ähnliches, wurden einfach auf den Tisch gespuckt. Dennoch war dies keinerlei Unbenehmen, sondern vielmehr drückten sie dadurch aus,dass ihnen das Essen schmeckte.Auch wenn diese zwei genannten Eindrücke sich wesentlich von unserem Lebensstil hier in Deutschland unterscheiden, habe ich den Straßenverkehr und die Tischmanieren nicht als störend empfunden. Es war eine tolle Chance, Einblicke in eine völlig andere Kultur zu gewinnen und immer wieder sehr unterhaltsam.

 

Julia Langenbacher, MSS 13

Ein sehr wichtiges ungeschriebenes Gesetz auf den chinesischen Straßen lautet: Wenn du eine Straße überqueren willst, dann nimm dich in Acht. Denn die chinesischen Auto- oder Busfahrer nehmen keinerlei Rücksicht auf Fußgänger. Man braucht nicht zu erwarten, dass die Fahrzeuge für einen anhalten. Und bei zu leichtsinnigem Überqueren der Straße besteht akute Lebensgefahr!

Der 16. Geburtstag eines Mädchens ist in Quanzhou ein sehr wichtiger Tag. Wird die Tochter eines Paares 16, so mieten diese einen riesigen Raum in einem Hotel und schmeißen dort eine große Party für Freunde und Verwandte. Doch unter einer Party verstehen die Chinesen etwas ganz anderes als wir Deutschen Jugendlichen vielleicht. Zu erst einmal beginnt die Feier dort schon zwischen 6 und 7 Uhr und geht maximal bis 10 Uhr. In diesen Stunden sitzen alle Gäste an Tischen und essen die ganze Zeit. Die Bedienungen bringen ständig neues Essen. Und um 10 Uhr leert sich der Raum abrupt. Die Vorstellung eine Party bis spät in die Nacht zu feiern ist für die Chinesen quasi unvorstellbar.

Ein dritter sehr interessanter Punkt ist die Hautfarbe der Chinesen. Während wir Deutschen gar nicht braun genug werden können, gilt die Blässe in China als Schönheitsideal. Um ihre Haut möglichst wenig der Sonne auszusetzen, tragen die Chinesen stets lange Hosen egal ob es 40 Grad hat oder nicht. Ebenso laufen sie bei Sonnenschein immer mit einem Regenschirm herum, um sich vor der Sonne zu schützen. Dies ist ebenfalls beim Moped fahren sehr wichtig. Dazu ziehen sie sich Topflappen über die Hände und tragen spezielle Capes, damit ihre Arme und Hände keine Sonne abbekommen.

 

4.August:Dehua. Besuch des Dehua Porzellan Museums und des  Shunmei 
Porzellan Unternehmens

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Dehua befindet sich in der südchinesischen Provin Fujian, südöstlich von Quanzhou, und gilt als der Ursprung der chinesischen Porzellan-Kultur. Mehr als 1300 in der Porzellanindustrie tätige Unternehmen haben im Kreis Dehua ihren Standort und exportieren 80% ihrer Ware in über 190 Länder und Regionen. Die Shunmei Group Co. ist eine der größten Porzellan-Manufakturen Chinas und auch dort ansässig. Zu ihr gehört seit 2012 ein Porzellan- Museum, in dem Porzellanwaren aller Art ausgestellt werden, zum Beispiel Disneyfiguren. Aber auch traditionelle chinesische Teeservices oder Vasen kann man dort bestaunen. Hier nahmen wir auch selbst an einem Workshop teil, bei dem wir verschiedene Figuren bemalen oder auch selbst eine Vase oder Ähnliches anfertigen konnten.

5.August: Besuch der Number 1 Highschool in Quanzhou

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In der Number 1 Highschool wurde ein spezielles Programm für uns angeboten: Zuerst lernten wir einige chinesische Wörter und Sätze, die uns helfen sollten, mit beispielsweise der Gastfamilie zu kommunizieren. Dann versuchten wir unser Glück in chinesischer Kaligrafie, die sich als ziemlich kompliziert herausstellte. Außerdem studierten wir gemeinsam ein chinesisches und ein deutsches Lied ein und durften uns in der traditionellen Kunst des Papierschneidens, sowie im Kongfu versuchen.

6.August:Besuch der Räucherwerkproduktion und  eines
 Papierwebworkshops, sowie der Besuch der Essigproduktion 
in Yongchun County 

 

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Räucherwerk spielt in China eine große Rolle, in jedem Tempel werden Räucherstäbchen angezündet, um Göttern oder Vorfahren eine Ehre zu erweisen.  In Yongchun County befindet sich die Fabrik, die fast 1/4 dieser religiösen Opfergaben produziert, und eine Art kleine Ausstellung für Räucherwerk, in der man die traditionelle Herstellung nähergebracht bekommt. Die verschiedenen Essigsorten der Yongchun aged Vinegar Co. sind traditionelle Produkte, deren Name zur bekannten Marke in der Provinz Fujian geworden ist. Außerdem werden die Produkte in über 40 Länder und Regionen verkauft, unter anderem auch nach Europa.

7.August: Besuch im Jinjiang Opera Inheritance Center und im Quanzhou 
Maritime Museum, sowie Besuch des Kaiyuan Tempels

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Das Puppentheater von Quanzhou hat eine 2000 Jahre alte Tradition und zählt zu den ältesten und größten Gruppen des Marionettenspiels. Ursprünglich war dieses zur Kommunikation zwischen den Menschen und den Göttern gedacht, heute wird es genutzt, um zum Beispiel Kritik zu äußern. Das Puppentheater ist ein bedeutender Teil der chinesischen Volkskunst und man unterscheidet bei den Puppen zwischen 5 Arten: Marionetten, Stockpuppen,Schattentheater, Handpuppen und Eisendrahtpuppen.

Das Schifffahrtsmuseum widmet sich der Geschichte des Seehandels, der Quanzhou reich gemacht hat. Dort kann man zahlreiche Schiffsmodelle anschauen, sowie Illustrationen, die zeigen, wie weit voraus China dem mittelalterlichen Europa war.

Der Kaiyuan Tempel ist eine rießige Tempelanlage, die immer noch eine Fläche von 6000 Quadratmetern bedeckt. Auffällig sind die im 13.Jahrhundert hinzugefügten Zwillingspagoden, die neben einigen Erdbeben auch die Kulturrevolution überstanden haben. Eine weitere Sehenswürdigkeit auf dem Gelände ist ein alter Maulbeerbaum, der den Anlass zum Bau des Tempels gab, da er der Legende nach Lotusblüten trug.

8.und 9. August: Wochenende in der Gastfamilie mit individueller Freizeit-
Gestaltung
10.August:Anxi County. Besuch eines Teehandelplatzes,eines 
Teemuseums,eines Teegartens und eines Teeunternehmens

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Tee ist ein bedeutendes Kulturgut in China und die chinesische Teekultur ist die weltweit älteste ihrer Art. Es gibt eine eigene Teezeremonie, auf die viel Wert gelegt wird und die uns vorgeführt wurde. In den meisten chinesischen Familien wird jeden Tag viel  Tee getrunken und das zu jeder Tageszeit. Bevorzugt wird meist Grüntee, der in den ostchinesischen Provinzen Zhejiang,Anhui und Fujian angebaut wird. Bei der Auswahl des Tees wird auf verschieden Kriterien, wie Frische, Natürlichkeit, ganze Blätter und die Gleichartigkkeit des Produktes, geachtet.

11.August: Xiamen. Besuch des Plantariums, der National Intangible Cultural Heritage Exhibition 
und des Pearl Towers. Außerdem Besuch im Gulong Chinese Sauce Culture Park.

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Xiamen ist wie Quanzhou eine Küstenstadt im Südosten Chinas, und ist von Quanzhou aus in ca. einer Stunde zu erreichen. Vom Xiamen Pearl Tower hat man einen guten Überblick über die Stadt  und kann eine kleine Ausstellung in einem Stockwerk des Turms anschauen. Wie auf dem Bild zu sehen ist, sind die Ausstellungsgegenstände unter einer Glasplatte am Boden platziert und können beim Darüberlaufen bewundert werden. Neben dem Turm befindet sich das Planetarium, in dem wir einen kurzen chinesischen Film über das Universum anschauten, und eine Art Naturkundemuseum, in dem zum Beispiel die Entstehung eines Taifun veranschaulicht wurde (Bild). Im Gulong Chinese Sauce Culture Park konnten wir etwas über die bekannte chinesische Sojasauce erfahren, besondere Betonung wurde hier auf die Geschichte und die Herstellung gelegt.

12. August: Flugzeugmodellbau an der Quanzhou Number 1 Highschool, sowie Vorbereitung der am Abend stattfindenden Farewellparty

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Am letzten Abend unseres Aufenthalts fand ein sogenannter „Bunter Abend“ statt, zu dem wir alle etwas beitragen mussten. Der Abend war sehr vielseitig gestaltet, es wurde zusammen musiziert und dem jeweils anderen Land die eigene Kultur nähergebracht. Der Abend war ein gelungener Abschluss unseres Aufenthalts .

Fazit: Ich würde jedem, der die Chance hat, an einem solchen Austauschprogramm teilzunehmen, raten sie zu nutzen. Man lernt so eine völlig andere Kultur kennen und erhält einen Einblick in das Leben der Menschen dort, den man auf einer gewöhnlichen Reise nicht bekommt. Zudem kann so ein Austauschprogramm alle Teilnehmer auch in der Zukunft weiterbringen, zum Beispiel bei der Bewerbung bei einem internationalen Unternehmen, das so erkennt, dass man offen ist, andere Länder und Sitten kennenzulernen. Außerdem erlebt man in einer kurzen Zeit viele neue Dinge und kann neue Freundschaften schließen, die vielleicht ein Leben lang halten.

 

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