Schulleben

Besuch der Gedenkstätte KZ Osthofen

Am 15.02.13  gingen wir, die Klasse 10c, mit Frau Adrian und Frau Schmitt  nach Osthofen, einem  in der Nähe von Worms liegenden kleinen Ort. Dort  steht ein alte Fabrik, die im Dritten Reich von März 1933 bis Juli 1934 von den nationalsozialistischen Machthabern  als „frühes“ Konzentrationslager genutzt wurde. Heute ist dort eine Gedenkstätte, um an die grausamen Taten, die früher an den Insassen verübt wurden, zu erinnern.

Die Gedenkstätte von außen
Die Gedenkstätte von außen

 

Nach Machtantritt Hitlers am 30. Januar 1933  wurden in vielen Städten sogenannte „frühe/wilde“  eingerichtet, mit dem Ziel, unliebsame Gegner wie Sozialdemokraten, Kommunisten etc. wegzusperren. Das Ganze verkaufte man der Bevölkerung oft als „Schutzhaft“ und drehte z.T. Propagandasendungen, um die „Fortschrittlichkeit“ dieser Lager zu zeigen.
In Wahrheit wurden dort die politischen Gegner  meist schlimm misshandelt und auch gefoltert. So wurde in Osthofen den Gefangenen bei der Einlieferung ein Schlafquadrat in einer kalten, unbeheizten, nur mit Stroh ausgelegten Fabrikhalle zugewiesen, in dem nicht nur einer sondern 40 Männer schlafen mussten.
In diese Quadrate wurden die Männer systematisch „sortiert“: In ein Quadrat kamen einmal 30 KPDler und 10 SPDler und in das nächste kamen 30 SPDler und 10 KPDler. So entstand immer eine Minderheit, diese meistens unter der anderen zu leiden hatte.
Dadurch dass die Gefangenen auf so kalten Boden schlafen mussten, kam es bei den Leuten, die überlebten, auch später noch zu chronischen Blasen- oder Nierenbeschwerden. Es gab zwar eine Scheinkrankenstation, um die Öffentlichkeit zu täuschen, doch diese wurde  aber nie benutzt: Die meisten Kranken wurden einfach entlasssen.

Der ehemalige "Schlafraum"
Der ehemalige „Schlafraum“

Der KZ- Leiter war Karl d’Angelo, ein Halbitaliener und überzeugter Nationalsozialist aus Osthofen.  Die Fabrik gehörte zuvor einem Juden, der von den Nazis enteignet worden war.
Nach dem Jahr ihrer Benutzung wurde das Gelände an eine Möbelfirma verkauft, da das Konzentrationslager nicht ausbruchsicher war. Es gab zwar nur zwei Fluchten, aber sie waren beide erfolgreich: Ein Mann floh nach Frankreich, zuerst lebte er in Paris und dann ging er nach Südfrankreich, wo er dann aber von den Nazis gefasst und schließlich in das KZ Dachau überführt wurde, wo er dann auch starb.
Der zweite Flüchtling wählte den selben Fluchtweg wie der erste. Auch er  lebte zunächst in Frankreich, kam aber schlussendlich zum Ende des Krieges als Dolmetscher für die Allierten zurück.
Eine andere Geschichte gibt es von dem damals 19 Jahre alten Phillip Wahl. Er wurde wegen illegaler Flugblattverteilung der KPD verhaftet, verraten von seinem Kameraden. Er wurde 9 Monate dort festgehalten, war am längsten in dem KZ. Bei seinem Verhör in einem kleinen Keller  wurde er so zusammengeschlagen, sodass er ersteinmal mit einem Schädelbruch ins Krankenhaus musste. Seine „Strafe“ musste er danach absitzen.
Die in der Daueraustellung gezeigten Quellen (Bilder, Zeugenberichte etc.) wurden u.a. durch einen Film ergänzt, den wir alle sahen und in dem mit Herrn Wahl ein Interview geführt wurde.Besonders seine Erlebenisse bzgl. einer „Holzmühle“ waren sehr eindringlich und zeigen die absolute Menschenverachtung der damaligen Machthaber:

So musste er damals ein Dokument unterschreiben, in dem er versicherte, dass er nicht geschlagen oder misshandelt wurde; beim Nichtbefolgen wäre er in die „Holzmühle“, auch Lager 2 genannt, gekommen. Dort wartete harte Zwangsarbeit auf die Häftlinge, gepaart mit einer Minimalstversorgung. Um die Häftlinge einzuschüchtern, wurden  Gefangene  aus Lager 2 kurz vor Haftentlassung noch ein paar Tage ins KZ gebracht, bevor sie entlassen wurden.
Die Gefangenen bekamen dreimal am Tag etwas zu essen. Allerdings war das nicht viel und einige haben auch von Verwandten etwas über den Zaun gereicht bekommen. Die Gefangene durften generell Besuch empfangen und in Briefverkehr mit ihren Freunden stehen, wobei natürlich auch dieser streng überwacht wurde.
Die meisten Gefangenen waren relativ wichtige Persönlichkeiten wie der Bürgermeister oder der Polizeichef, eben Personen mit viel Einfluss. Es konnte ganz schnell gehen, dass man in Osthofen inhaftiert wurde. Ein konkretes Beispiel war, dass ein Mann anstatt “ Heil Hitler“  „Heil Quetschkekuchen“ gesagt hatte.
Mit dem „Erbe“ dieser Zeit tun sich  die Osthofener bis heute schwer: Zum einen gibt es bis heute Familien, die sich aufgrund der damaligen Zeit nicht verstehen; kein Wunder, wenn der eine damals Insasse, der andere Wärter des Kzs gewesen war.

Auch wenn es sich bei Osthofen um ein kleines Konzentrationslager und nicht um ein Vernichtungslager handelte, war der Besuch sehr bedrückend, zeigt er doch, dass selbst in einer dörflichen Gegend die Menschen dazu gebracht wurden, einander zu misstrauen und  wegzusperren bzw. zu misshandeln.

Mehr Informationen zur Gedenkstätte und zum Thema „Konzentrationslager“ findet ihr bei folgenden Internetseiten:

(Offizielle Seite der Gedenkstätte)

Wikipedia-Artikel zur Gedenkstätte

(Die Konzentrationslager, Infoseite des Deutschen Historischen Museums Bonn)

(Das System der Konzentrationslager, Bundeszentrale für politische Bildung)

Das KZ Auschwitz-Birkenau als Beispiel für ein Vernichtungslager

Kristin E., 10c

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