Am Freitag, den 1. April besuchte George E. Harding, ein Professor der Francis Marion University in South Carolina (United States) das Käthe-Kollwitz Gymnasium. Er führte mit den Englisch-Leistungskursen der 11. Klassen von Fr. Laux und Fr. Griesemer von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr einen Workshop zum Thema „Civil War“ durch. Aber warum kommt für diesen Vortrag extra ein Professor aus den USA angereist?
George E. Harding ist Professor für Deutsch und Französisch an der Francis Marion University (FMU) und ist seit sieben Jahren Mitglied der „Atlantic Acadamy“. Die „Deutsch-Atlantische Akademie“ wurde 1995 vom Land Rheinland-Pfalz gegründet, um die Beziehung zum großen „Nachbarn“, den USA, zu verbessern und eine Institution für die engere Zusammenarbeit zu schaffen. Professoren aus den USA kommen oft nach Deutschland, um verschiedene Workshops an verschiedenen Schulen durchzuführen. Der Sitz befindet sich in Kaiserslautern, die verschiedenen Vorträge, die organisiert werden, finden an verschiedenen Orten in ganz Rheinland-Pfalz statt, meistens in der Pfalz-Akadamie in Lambrecht. South Carolina, der aktuelle Heimatsaat von Professor Harding, ist außerdem der „Twinstate“ (das Partnerland) zu Rheinland-Pfalz. Mississippi, Louisiana, Texas, Georgia, Alabama, Tennessee – alles Wohnorte des Professors, der offensichtlich viel in den Südstaaten der USA herumgereist ist und schon immer dort gelebt hat. Dies machte er gleich zu Beginn seines Vortrags zum Thema „Civil War“ beziehungsweise – wie es die Südstaatler lieber nennen – „War Between The States“ klar. Denn somit beleuchtet er die Ereignisse natürlich von einer bestimmten Seite.
Professor Harding wurde von Fr. Laux und Fr. Griesemer eingeladen, um diesen Workshop durchzuführen, allerdings bietet er auch andere Themen an. Am Freitagmorgen begrüßte er die Schüler auf Englisch und zum großen Erstaunen aller auch auf Deutsch, Französisch, Spanisch und Russisch. Dies zeigte schon, dass das kein „normaler“ Vortrag werden würde, bei dem einer spricht und alle andere mehr oder weniger folgen. Professor Dr. Harding ratterte keine Jahreszahlen herunter oder langweilte uns mit Fakten, sondern beschrieb die Situation in den USA zu diesem Thema. Das heißt, er erklärte uns natürlich das wichtigste zum „War Between The States“ und erzählte uns wie die Menschen heute in den USA darüber denken und welche Folgen dieser Krieg hatte. Außerdem führte er auch immer wieder Vergleiche mit der deutschen Geschichte, z. B. dem Dreißigjährigen Krieg, an. Während des Vortrags bezog er permanent die Schüler mit ein, achtete darauf, dass alle gut mitkommen und sparte auch nicht an Wortspielen, sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch, was den Workshop sehr lebendig machte. Durch seine zahlreichen Reisen durch die Südstaaten der United States konnte er auch mit viel persönlicher Erfahrung aufwarten und über verschiedene Gedenkstätten sprechen. In seinem aktuellen Wohnort Florence (SC) zum Beispiel gibt es eigens ein kleines Museum und einen Friedhof, auf dem die Gefallenen des Kriegs beerdigt sind. Er erzählte uns auch einige „Legenden“ zu manchen der Opfer, denen wohl ein wahrer Kern zu Grunde liegt, aber manche Leute im Laufe der Zeit einiges dazu erfunden haben.
Es war interessant zu sehen, dass der „Civil War“ in Amerika immer noch so präsent ist, allerdings muss man natürlich auch die Perspektive bedenken, wir haben jetzt vornehmlich die Position eines Südstaatlers kennengelernt. Der Bürgerkrieg hat für die Nordstaaten (die diesen Krieg übrigens gewannen) nicht so eine große Bedeutung und wird von ihnen auch ganz anders gesehen, für sie war es der „War for the Union“, der Kampf, um Amerika vereint zu lassen. In verschiedenen Flaggen einiger Staaten der USA sind heute noch Symbole und Hinweise aus den Zeiten des „War Between The States“ zu finden.
Im „Civil War“ war das Thema der Sklaverei der Schwarzen ein zentraler Faktor. Auch dieses Thema wurde weiter vertieft. Professor Harding erzählte von seiner eigenen Jugend, er erlebte die Rassentrennung in den USA mit und wies auf die seltsamen Begebenheiten der Gesetzeslage damals hin. Obwohl in der „Unabhängigkeitserklärung“ festgehalten wurde, dass alle Männer gleich sind, wurde in Amerika die afroamerikanische Bevölkerung über Jahrzehnte organisiert diskriminiert, sie durften z.B. nicht in dasselbe Restaurant wie die weiße Bevölkerung oder mussten in einem Extra-Wartezimmer warten, wenn sie zum Arzt wollten. Zum Glück hat sich das, angestoßen durch die legendäre Rede von Martin Luther King, „I have a dream“, geändert.
Zum Schluss waren noch einmal die Schüler gefragt. Jeder sollte seine „Top Five“ Liste aufstellen, mit den fünf Dingen, die er mit den United States Of America assoziiert. In fünf Gruppen sollten sich dann die Schüler auf eine gemeinsame Top 5 einigen. Danach wurde mit den anderen Gruppen verglichen und Mr. Harding übertrug die Ergebnisse an die Tafel. Es zeigte sich, dass sich einige Assoziationen wie „fast-food and fat people“ häuften, aber auch „Barack Obama“, „Hollywood“, „American Football“ und „Brandnames“ (Marken). Mr. Harding nahm das mit Humor und war auch keineswegs überrascht von diesem Ergebnis, er hatte diese Aufgabe auch schon an vielen anderen Schulen in Deutschland den Schülern gestellt. Im Gegenzug erzählte er uns, wie die meisten Amerikaner über Deutschland denken. Hier häuften sich natürlich die Begriffe „Autobahn“, „Bratwürste“, „Schlösser“ und „Burgen“ und immer an der Spitze: „Deutsches Bier“.
Alles in allem war dies mehr als nur ein Workshop über den „Civil War“. Man lernte viel über das Lebensgefühl in den Südstaaten und wie Amerikaner Deutschland sehen. Prof. Dr. Harding schaffte es keine Langweile aufkommen zu lassen und zeigte sich ebenfalls offen für uns, vor allem durch sein großes Wissen und seine vielen persönlichen Erfahrungen konnte er den Schülern viel Wissen und verschiedene Eindrücke vermitteln. Ich konnte sehr viel aus diesem Workshop mitnehmen und hoffe das solche Projekte weiterhin gefördert werden und an unserer Schule wieder stattfinden!
Jonas-Luca König, Chefredakteur (MSS11 – E1)