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Aufführung der Theater-AG: Robin Hood – die wahre Geschichte

Showdown an der legendären Brücke, wo Robin zum ersten Mal auf Little John traf. (v.l.n.r.: Ishmael (Dario Sardi), Robin Hood (Marek Deuber), Bruder Tuck (Georg Degen), die Tochter des Puppenspielers (Lotta Salzig), Little John (Paul Stradinger), Bruder Tucks Frau (Marie Noé), ein Leibwächter (Herr Buttmann) und der Sheriff (Lukas Kreuder)) (Foto: THO)

Jedes Kind kennt ihn: Robin Hood, den Rächer der Entrechteten, der die Reichen beraubt und den Armen gibt, dabei stets gegen den despotischen Sheriff von Nottingham kämpfend. Doch was wäre, wenn Robin Hood den Sherwood Forest verlassen hätte? Am Montag, den 30.6., und Mittwoch, den 2.7.2025, bekam das Publikum diese komödienhafte Alternativgeschichte dargeboten.

Einführend von einer Erzäherlin (Liv Hisserich) kommentiert, markiert zunächst eine dystopisch wirkende Szenerie den Anfang: Der Sheriff von Nottingham – souverän in Anlehnung an diverse Superschurken gespielt von Lukas Kreuder – hat den gesamten Sherwood Forest abholzen lassen, um Robin habhaft zu werden, doch vergebens. Also verlegt er seinen Plan darauf, dessen ehemaligen Weggegfährten Will Scarlett (Sarah Hall) als Regisseur anzustellen, um ein Zerrbild des Robin-Hood-Mythos auf die Beine zu stellen. Zwei Schauspieler (Aaron Deuber und Phillip Uhl) sollen den vermeintlichen Sieg des Sheriffs über Robin nachspielen. Denn Robins Gesicht, so der Bischof (Hendrik Seiberth), sei schließlich das Gesicht des Teufels, und das müssten alle Bürgerinnen und Bürger erkennen. Und die, die nicht spuren, landen in den Fängen von Little John (Paul Stradinger), der sich von Robin abgewendet hat und nun seine posttraumatische Belastungsstörung (Der Arme durfte nie ein Hauskätzchen haben.) mit Ohrenabschneiden von den Feinden des Sheriffs kompensiert. Marian (Anna Uhl) lebt derweil eingesperrt als Köder in einem Waisenhaus und kümmert sich sehr fürsorglich um einen kleinen Jungen. Die ehemals „fröhliche Bande“ des Sherwood-Forest ist also Geschichte.

Doch halt: Der Retter naht, wenngleich sichtlich gealtert. Der unter Rückenschmerzen leidende Robin, gekonnt verkörpert durch Marek Deuber, der sich – warum auch immer – der Kreuzfahrerei verschrieben hatte, kehrt mit seinem dortigen Retter Ishmael zurück, aber scheint mit seiner Karriere abgeschlossen zu haben – und mit Marian auch. Oder doch nicht?

In kurzen bis längeren knackigen Szenen entfaltet sich eine rasante Handlung mit viel Humor, die die Alternativrealität des Robin-Hood-Mythos mitreißend erzählt. Bühnenbild und Technik unterstützen das Hineinversetzen in die Handlung, etwa durch sorgfältig abgestimmte Projektionen und die Tonabschmischung, die lediglich bei den musikalischen Einlagen ausbaufähig ist. Dabei brilliert insbesondere Dario Sardi in der Rolle Ishmaels, der an mehreren Stellen die Handlung mit kleineren Songs vorantreibt und dem man für die Zukunft Rollen auf größeren Bühnen wünschen möchte. Und spätestens wenn Bruder Tuck (Georg Degen) mit astreinem Pälzisch aus sich herausgeht, unn sei Liebschde rette mecht, geht auch das Publikum trotz katastrophaler Raumtemperatur der Aula aus sich heraus.

Doch in den zwei Stunden werden mitunter auch ernste Themen angesprochen: Hat der Sheriff Recht, wenn er darauf verweist, die Menschen bräuchten eher Sicherheit als Freiheit? Wie schnell sind Menschen käuflich? Doch leider werden diese Aspekte nicht weiter ausgearbeitet, weshalb etwa Little Johns zwischenzeitliche Foltererkarriere von der „fröhlichen Bande“ auch völlig unkommentiert bleibt. Trotzdem kann die Komödie von Lee Beagley und Anna Siegrot auf einer Schulbühne überzeugen, denn schließlich steht hier der Witz im Vordergrund, was auch vor der Aufführung erläutert wird.

Auch in diesem Jahr zeigte die Theater-AG, geführt von Frau Kelleter und Frau Tietz, souverän ihr Können und verzauberte das Publikum mit ihrer Darbietung, was man an dem langen Applaus am Ende der Aufführung bemerken konnte. Man darf auf das kommende Schuljahr gespannt sein.

Ruben Wagner (12. Jgs.)

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