Die Zukunft der Virtual Reality: Was bieten Metaverse und Co.?

Bitte lesen Sie vor der Verwendung eines VR-Geräts die Bedienungsanleitung! (Foto: Pixabay)

Das Jahr 2023 hat begonnen und die meisten werden gute Vorsätze für 2023 formuliert haben:  z.B. mehr für die Schule lernen, mehr Sport machen – vielleicht auch weniger spielen? Zumindest Letzteres dürfte schwer werden, denn  die Unterhaltungsbranche setzt auch dieses Jahr auf neue Technik, um mehr und mehr Nutzer zu erreichen. Ganz vorne mit dabei: Virtual Reality. Jeder Gamer – ob jung oder alt – hatte diesen Traum mindestens einmal in seinem Leben: in einer Welt eines Videospiels leben,  egal ob ein paar Stunden oder ein paar Tage;  wie wäre es etwa  mit einem Besuch der  fiktiven postapokalyptischen Städte von Half-Life? Oder vielleicht will man einfach nur mit Dinos auf einer Insel leben wie in ARK: Survival Evolved. Seit einigen Jahren schafft die Welt der „Virtual Reality“ hier Abhilfe. So einfach kann es gehen: Man setzt eine Brille samt Bewegungscontroller auf und man ist schon mitten im Geschehen. Sieht so die Zukunft des Gamings aus?

Virtual Reality (zu deutsch: Virtuelle Realität), kurz VR, ist eine computergenerierte Simulation, in welcher man durch Eingabegeräte (Controller, Bewegungssensoren) interaktiv mit der Welt interagieren kann, sodass wie eine Art „zweite Realität“ entsteht, die es Nutzern ermöglicht, in diese andere Welt einzutauchen. Meist wird diese Welt auf eine VR-Brille oder auch Head-Mounted-Displays (HMDs) projiziert genannt, welche zwei Linsen hat, worauf Bilder vom PC oder Brille selbst abgespielt werden können (Über die Sicht eines Augenarztes auf die Technik berichteten wir vor einigen Jahren.). Um überhaupt eine VR-Brille benutzen zu können, ist meist PC mit entsprechender Rechenleistung nötig. Da diese vor allem auch jetzt durch Chip-Lieferengpässe relativ teuer geworden sind, ist es allgemein nahezu unerschwinglich geworden, VR zu genießen.

Die Revolution der VR?

Abhilfe schaffte aber 2020 das Unternehmen Meta (ehemals Facebook), mit der Vorstellung einer neuen VR-Brille, der Oculus Quest, die ganz ohne eigenen Computer funktioniert:  eine eigenständige Konsole also. Die Technik stammt aus dem 2014 gekauften Unternehmen Oculus (heute Meta Quest), welche schon mit der Oculus Rift überzeugen konnte. Außerdem ist das Gerät mit einem im Vergleich zu anderen VR-Brillen relativ günstigem Preis von 399€ eigentlich ein super Angebot… wäre da nicht nur ein wichtiger Haken. Denn wie man es von Meta gewohnt ist, schlägt auch wieder hier die Sucht nach Datensammeln des Konzerns zu und man muss sich, um das Gerät überhaupt benutzen zu können, mit einem Facebook-Konto anmelden. Das hat dem Bundeskartellamt gar nicht gefallen und es hat den Verkauf der Brille seit 2020 unterbunden, da es hier einen unzulässigen Wettbewerbsvorteil gäbe. Jedoch konnte die Brille über Umwege (von z.B.: Frankreich) erworben werden. Doch nach erfolgreichen Verhandlungen zwischen dem BKA und Meta dürfen die Oculus Quest 2 und die Oculus Quest Pro bald schon in Deutschland erscheinen, denn ab sofort wird kein Facebook-Konto vorausgesetzt, sondern „nur“ ein Meta-Konto. Allerdings will das Bundeskartellamt da nochmal nachjustieren.

Andere Nutzungsbereiche der VR

VR wird bereits in vielen Bereichen eingesetzt, auch abseits von Videospielen: zum Beispiel in der Bildung, in der Medizin und sogar in der Architektur. In der Bildung wird VR eingesetzt, um Schülern und Studenten neue Konzepte und Fähigkeiten auf spielerische Art und Weise beizubringen. In der Medizin wird VR eingesetzt, um Patienten bei der Schmerzlinderung und Rehabilitation zu unterstützen, in der Architektur, um Entwürfe von Gebäuden und Räumen zu visualisieren und zu testen, bevor sie gebaut werden. Es gibt auch VR-Anwendungen im militärischen Bereich, bei denen Soldaten realitätsnahe Szenarien für Ausbildungszwecke durchspielen können. Ein weiterer Einsatzbereich ist die Psychotherapie, bei der VR genutzt wird, um Patienten bei der Bewältigung von Angstzuständen und Phobien zu unterstützen. Die Möglichkeiten von VR sind nahezu unbegrenzt und es wird erwartet, dass sie in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass VR nicht ohne Risiken ist. Es gibt Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von VR auf die Gesundheit, insbesondere bei längerem Gebrauch, und es gibt auch Sicherheitsbedenken bei der Verwendung von VR in bestimmten Umgebungen, dazu jedoch später mehr.

Das Metaverse – nur Vaporware?

Die Monotonie unseres Alltags deprimiert jeden von Tag zu Tag, Krisen deprimieren uns und die Inflation bringt uns jetzt noch dazu, jeden Cent dreimal umzudrehen; doch was schafft seelische Erlösung? Eine Möglichkeit wäre das momentan in Entwicklung befindliche „Metaverse“ von Social-Network Pionier Mark Zuckerberg. Für viel Aufmerksamkeit sorgte die PR-Aktion des ehemaligen Facebook-Konzerns, als man sich in Meta umbenannte, als kleines Symbol dafür, dass man sich auf das Metaverse fokussieren möchte und dass das der neue Zenit des Social-Network-Giganten wird. Endlich könne man innerhalb interaktiver Schauplätze mit seinen Freunden treffen, Spiele spielen, sich bekleiden und vieles mehr – und das ohne Alltagsstress etc.

Auf den ersten Blick klingt Metaverse nach einer neuen Dimension, nach einer neuen Welt. Nachdem man sich die Hintergrundidee angeschaut hat, fällt einem auf, dass Zuckerberg versucht eine Art „Welt 2.0“ zu errichten. Klar wird das vor allem, als der kleine Inselstaat Barbados angekündigt hat, eine digitale Botschaft im Metaverse zu errichten. Klingt auf dem ersten Blick relativ gut – oder? Abseits der großen Vorfreude auf das Metaverse, gibt es auch viel Kritik. So zum Beispiel, dass sich bereits negative Dinge der normalen Sozialen Netzwerke, wie Hass, Hetze und Fake News, auf das Metaverse übertragen können. Da das Metaverse wie eine Art neue Welt ist, könne hier sich also die eben genannte Dinge nicht nur ausbreiten, sondern auch weiterentwickeln. Wird es zum Beispiel bald eine eigene digitale „Querdenkerstadt“ geben?

Außerdem wird auch Werbung ihre ganz eigenen Wege finden, wie sie sich im Metaverse etablieren kann, darunter zählt auch Werbung für Parteien, wenn gerade Wahlen stattfinden problematisch, wenn die „Welt“ von einem Konzern gesteuert wird. Jedoch hat das Metaverse nicht nur seine Schattenseiten. So zum Beispiel lässt sich Kommunikation über weite Distanzen kreativer gestalten. Ganze Videoanrufe, Telefonate oder gänzlich Konferenzen können durch das Metaverse ersetzt werden. Schulunterricht würde sich sogar bei Bedarf auch im Metaverse abhalten lassen. Die Grenzen sind (bis jetzt) noch endlos, doch am Ende bleibt nur die Frage: Wird das Metaverse wirklich in naher Zukunft in einem funktionstüchtigen Zustand zu benutzen sein, oder wird sein Veröffentlichungszeitpunkt so weit nach hinten verschoben, dass es am Ende auch nur abgesetzt wird um Vaporware zu werden? Denn: Die aktuelle Grafik bescherte dem Konzern 2022 einen Kursrutsch.

Empfehlungen für VR-Titel

Bis es soweit ist, dass Meta wirklich interessant wird, kann man mit entsprechender Hardware schon jetzt in Gamingwelten eintauchen: Wer bereits eine VR-Brille besitzt und nach der Suche nach guten VR-Titeln ist, dem stelle ich hier eine gute Auswahl an Spielen zu Verfügung:

Half-Life: Alyx – Valve (2020)

Das Prequel zu dem 2004 erschienenen Half-Life 2 handelt diesmal von Alyx Vance, die Tochter des Eli Vance, statt dem eigentlich gewohnten Protagonisten Gordon Freeman. Sie ist Widerstandskämpferin und sie kämpft mithilfe ihrer Untergrundrebellion gegen den multidimensionalen Staat der Combine. Das Regime entstand durch den im ersten Teil (Half-Life, 1999) verursachten Black-Mesa-Vorfall, wo es bei einem Test mit einer neuartigen Erfindung zu einer Öffnung eines Portals kam, wodurch Dimensionsgrenzen verschwammen. Eroberer einer anderen Dimension, die Combine, nehmen die Erde brutal ein. Doch als Gordon Freeman, ein ehemaliger Wissenschaftler der Black-Mesa-Forschungseinrichtung, zu einer Rebellionsgruppe dazustößt, trifft diese auf Alyx und Eli Vance, zwei der größten Wissenschaftler der Erde. Sie führen trotz der Verbote ihre wissenschaftlichen Aktivitäten weiter, um die Combine zu stürzen.

Den Steam-Rezensionen zu Folge kann man davon ausgehen, dass dieses Spiel so ziemlich einer der Besten, wenn nicht sogar das beste VR-Spiel bis jetzt ist, was aber keine Überraschung ist. Valve hat mit jedem Spiel was sie herausgebracht haben, einen ziemlichen Dauerhype ausgelöst, so spielen bis heute noch viele Menschen das alte Counter-Strike: Source (2004) oder Left 4 Dead 2 (2009). Mit stolzen 58,99€ (Stand: 16.12.2022) ist das Spiel keineswegs günstig.

Beat Saber – Beat Games (2019)

Anders als bei Half-Life hat Beat Saber keine Storyline, denn hier gilt es, eins mit dem Rhythmus zu werden! In Beat Saber hat man zwei Lichtschwerter, die mit den VR-Controllern gesteuert werden, mit welchen man zum Takt die sogenannten Beats zerschlagen muss. Diese sind Blöcke, welche in Farbe und Richtung definiert sind. Hat ein Block zum Beispiel die Farbe Rot und einen Pfeil, der nach unten zeigt, so muss man das linke Lichtschwert von oben nach unten auf den Takt genau schlagen. Das Besondere an Beat Saber ist nicht nur, dass man ziemlich schnell ins Schwitzen kommt, sondern auch, dass man eine große Bandbreite an communityerstellten Levels hat und sich die Bandbreite von Tag zu Tag vergrößert, was den Spielspaß nie enden lässt. Außerdem hat dieses Spiel ein sehr einfaches Prinzip, was jeder innerhalb weniger Minuten versteht, jedoch ist der Schwierigkeitsgrad je nach Level variabel.

Das Gameplay in Aktion – siehe hier die kubischen Beats (Foto: Steam)

Für 20€ bekommt man hier eine große Palette an Spielspaß, jedoch ist das Spiel mit Vorsicht zu genießen, denn bei anspruchsvolleren Levels kann einem echt die Puste ausgehen, da es kaum Restriktionen innerhalb des Levelbaus gibt.

VRChat – VRChat Inc. (2017)

Eine „Alternative“ zum Metaverse ist das 2017 erschienene VRChat, denn hier kann man ähnlich wie beim Metaverse sozial und vor allem virtuell mit seinen Freunden und anderen interagieren. Es gibt personalisierte Avatare und Welten, die man sich mit etwas Recherche auch selbst kreieren kann. Da das Spiel hauptsächlich für virtuelle Konversationen gedacht war, gibt es interessante Features, die das Ganze authentischer machen, wie Lippenbewegungssynchronisation (oder besser bekannt als Lip-Sync), Augentracking und Blinzelerkennung (mit entsprechender Hardware) sowie 3-D Audio. Das Spiel ist weitverbreitet unter der VR-Community und ist vor allem beliebt bei Anime-Fans, da es viele Anime-Charaktere gibt, die man in das Spiel einfügen kann.

Spieleabende bekommen durch VRChat eine ganz neue Bedeutung (Foto: Steam)

Da das Spiel kostenlos ist, scheint es sehr attraktiv zu sein, jedoch sollte man vor allem bei auf communityserverbasierten Spielen, wie diesem, immer darauf aufpassen, mit wem man spielt. Ist man einmal auf einem falschen Server gelandet, kann man ganz schnell ins Visier von falschen Leuten kommen. Gerade dieses Spiel hatte in der letzten Zeit vor allem aufgrund von ERP (Erotic Roleplay, zu deutsch: erotisches Rollenspiel) viele Kontroversen ausgelöst, weswegen man lieber mit Leuten in seiner Altersklasse oder mit Freunden spielen sollte. Aber fern ab dieser Kontroversen ist der Kreativität kaum Grenzen gesetzt und der Spaßfaktor ist mit Freunden sehr hoch, weswegen auch VRChat einen Einblick wert ist.

Ausblick

Genau betrachtet entwickelt sich die VR-Branche immer mehr von einem Nischenmarkt zu einem großen Geschäft, was natürlich lukrativ für den ein oder anderen Konzern ist, aber bei Sozialen Netzwerken noch scheitern könnte. Metaverse oder die Kontroversen um VRChat beschädigen das Image von VR! Aber immer mehr Games lassen VR zu einem „normalen Bestandteil“ der Gamings werden. Die älteren Leser sollten etwa an die erste PlayStation (1995) oder den  Nintendo 64 (1997) denken, bei denen die 3D-Grafiken eine atemberaubende Innovation waren und Polygongrafik noch als Wendepunkt des Gamingzeitalters gesehen wurde. 2023 wird für VR spannend!

Ruben Wagner (10. Jgs.)

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