Wer beschert die Deutschen?

Weihnachten steht kurz vor der Tür und auch wenn sich dank der Pandemie, die sich langsam durch´s griechische Alphabet mutiert, die Weihnachtsstimmung bei vielen nur bedingt einfinden will, so hat doch einer bald die absolute mediale Aufmerksamkeit: Er hat einen BMI über 30, scheint sich nicht gerne zu rasieren und trägt gerne rot. Richtig geraten: der Weihnachtsmann. Aber bringt der wirklich die Geschenke? Gab es da nicht noch ein Christkind? Klartext ging für euch der Sache auf die Spur: Wer bringt nun die Geschenke? Und war das immer schon so? Das Ganze ist garnicht so einfach zu beantworten…

Ein Blick zurück

Natürlich war neben Ostern und Pfingsten die Feier der Geburt Jesu seit Beginn des Christentums ein wichtiges Fest. Aber erst  im 13. Jahrhundert, am 6. Dezember zum Gedenken an den Heiligen Nikolaus von Myra , begannt man damit, den Kindern Kleinigkeiten, meist Nüsse und Früchte, zukommen zu lassen. Als Gegenspieler trat zudem seit dem Mittelalter die Figur des Knecht Ruprecht auf, der unartige Kinder bestraft. In anderen Regionen entwickelten sich als Gegenspieler „gezähmte Teufel“, etwa der Pelzmärtel.

Der Kampf um die Seelen und ums richtige Beschenken: Martin Luther

Doch mit der Reformation und dem darauffolgenden Glaubenskrieg zwischen Katholizismus und Protestantismus wurde Nikolaus zum Streitpunkt. Martin Luther war die katholische Heiligenverehrung ein Dorn im Auge und so verbot er sie und damit auch den Nikolaustag. Doch – wann sollten nun die armen Kinder Geschenke erhalten, und vor allem von wem? Die Lösung fand er im 25. Dezember und verwendete für die Geschenkübergabe (im Sinne von sola christus!) eine altbekannte Figur: Das Christ(us)kind. Allerdings entwickelte sich dies im Laufe der Jahrhunderte zum blond gelockten, engelsgleichen Christkind, das auf den ersten Blick nichts mehr mit dem kindlichen Jesus zu tun hat, weil es eher feminin wirkt.

Die Fronten waren also zunächst klar: Die Katholiken bekamen Besuch vom Heiligen Nikolaus, die Protestanten vom Christkind! Doch im Laufe der Zeit, bis ins 19. Jahrhundert, übernahm auch bei den Katholiken das Christkind die Rolle des Geschenkebringers, insbesondere in Süddeutschland. Nebenbei: Weihnachten entwickelte sich als privates Familienfest auch erst um 1800. Zuvor hatten Gottesdienste samt Umzügen im Mittelpunkt gestanden. Das Familientreffen unter dem heimischen Weihnachtsbaum war hier noch kein Thema gewesen!

Und der Weihnachtsmann?

Der taucht als aus den USA reimportierter  „Weyhnachtsmann“  in Deutschland hingegen erst um 1770 erstmals in einer Berliner Wochenzeitschrift auf.
Bis ins 19. Jahrhundert beherrscht er dann plötzlich in den meisten evangelischen Gebieten die Rolle als Gabenbringer. Eine Ausnahme bildet bis heute Süddeutschland und damit auch die Pfalz, in der nach wie vor das Christkind eine Rolle spielt. Was war geschehen?

Die Sache mit den roten Klamotten: Sintaklaas, Thomas Nast und CocaCola

Seinen amerikanischen Namen, Santa Claus, erhielt er  von niederländischen Einwanderern, die ihr Sintaklaasfest im 17. Jahrhundert mitgebracht hatten, was eigentlich auch auf den heiligen Nikolaus zurückzuführen ist. Die Figur reist der Legende nach jedes Jahr von Spanien aus an, beschenkt die Kinder am 5. Dezember mit Kleinigkeiten und hat übrigens in seinem Heimatland bis heute auch einen Gefährten, den Zwarte Piet (Schwarzen Peter)  , als Helfer dabei, was inzwischen umstritten ist.
Diese Einwanderer feierten jedenfalls in New York Ende 1773 und 1774 dieses Fest. Um 1820 nutzen dann schon findige amerikanische Geschäftsleute die Figur zu Werbezwecken, wodurch sie immer mehr Verbreitung fand, auch weil großbürgerliche Familien langsam begannen, Weihnachten zuhause zu feiern.
Thomas Nast, ein aus Landau stammender Karikaturist, zeichnete nun im Jahr 1862 in den USA den Santa Claus als einen dicken Mann mit Bart und prägte somit maßgeblich das Aussehen des heutigen Weihnachtsmanns, aber auch dessen Arbeitsumfeld (Nordpol, Rentiere etc.).
Der hatte bis dahin schon seine Bischofs- gegen eine Zipfelmütze getauscht und war in roter, aber auch blauer Kleidung aufgetaucht. Den letzten Schliff gab der Figur dann die Firma CocaCola beziehungsweise der  Künstler Haddon Sundblom, der ihm die rote Mantelfarbe verpasste.

Und heute?

Seitdem hat der Weihnachtsmann seinen Siegeszug angetreten. Aber für was steht er überhaupt noch? Es soll heute schon (wenige) Menschen geben, die noch nicht einmal wissen, was an Weihnachten eigentlich gefeiert wird. Anderen hingegen ist die religiöse Botschaft ziemlich egal: „X-Mas“ wird irgendwo zwischen Halloween, Black friday und Fasching eingeordnet. Vor allem aber die Zusammenkunft der Familie steht im Vordergrund. Beschert wird fleißig, sowohl am 6.12. als auch am 24.12.; vom Nikolaus, vom Weihnachtsmann, vom Christkind – und in manchen Regionen sogar im Beisein vom Pelzmärtel.

Eine Gemeinschaftsarbeit der Klartext-Redaktion.

Wir wünschen euch allen frohe Weihnachten, egal von wem ihr beschenkt werdet 😉

Wer kam, als ihr klein gewesen seid, zu euch? Lasst es uns wissen!

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