Stell dir vor, du wärst wieder ein Kind. Um die 9. Die Familie macht einen Ausflug in den Wald. Du musst kurz auf die Toilette, entfernst dich ein wenig vom Weg… und plötzlich bist du allein, findest den Weg nicht mehr. Was machst du dann?
Foto: Pixabay
Das Mädchen von Stephen King handelt von einem Mädchen, dass sich eines Tages auf einem Familienspaziergang im Wald verläuft. Für viele ein Horrorszenario. Und so macht sie sich auf, in der Hoffnung, irgendwie aus diesem Wald herauszukommen. Das einzige, was ihr Mut spendet, ist ihr alter I-Pod, mit dem sie jeden Abend die Baseballspiele ihres Lieblingspielers Tom Gordon verfolgt. Aber ganz kann sie sich nicht von der schrecklichen Wirklichkeit ablenken. Etwas beobachtet sie, verfolgt sie, spielt mit ihr…
Das Mädchen ist 9 Jahre alt, heißt Trisha und wandelt sich nicht im Laufe des Romans zu einer minderjährigen Actionheldin, wie man sie in so manch anderen Jugendbüchern vorfindet. King beschreibt erstaunlich realistisch und glaubwürdig die Beschwerden und Ängste eines Kindes in einer so hoffnungslos erscheinenden Situation. Dieses Buch ist nichts für Menschen, die bereits den nächsten Plottwist erwarten. Das gesamte Buch spielt sich im Wald ab. Trotzdem erlebt man eine Achterbahn der Gefühle durch Kings Schreibstil, der den Leser selbst in einen dunklen Wald entführt. Aber was wäre Stephen King ohne Grusel? Während Trisha weiter in den Wald vordringt, verschwimmen die Grenzen der Realität und schaffen eine Atmosphäre des Ungewissen. Ein erfrischender Jugendroman mit Gänsehautfaktor, den ich jedem ab dem Alter von 14 Jahren herzlich empfehle.
Das Buch erschien erstmals 1999 mit dem Titel The Girl Who Loved Tom Gordon. In der deutschen Ausgabe entschied man sich für den Titel Das Mädchen – vielleicht weil Tom Gordon in Deutschland nicht so bekannt ist. Im November diesen Jahres erscheint eine Neufassung im Heyne-Verlag für 9,99€.
Josepha W.